Witten. Die Druckerei Ellerhold in Witten, bekannt für Etiketten und Plakate, kauft eine Maschine mit Robotereinsatz. Was das für die Jobs bedeutet.
Die Firma Ellerhold druckt Werbe- und Wahlplakate in unzähligen Größen und Farben. Milliarden von Etiketten für namhafte Brauereien und Mineralbrunnen stammen aus dem Wittener Betrieb. Jetzt setzt das Unternehmen zum großen Sprung nach vorn an und kauft eine Druckmaschine der neuesten Generation, die mit ihrem XXL-Format alle bisherigen Anlagen in den Schatten stellt.
Rund fünf Millionen Euro kostet die Technik, mit der das Unternehmen neue Märkte erschließen will. Denn Ellerhold will sein Angebot deutlich ausbauen. Dank der Anlage kann das Werk demnächst Verpackungstüten von Lebensmitteln direkt bedrucken und sie zudem auch herstellen.
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In der Anlage steckt jede Menge Hightech
Die Anlage kommt nämlich als Multitalent daher und in ihr steckt jede Menge Hightech. Roboter sind im Einsatz und erledigen vor allem die schweren Arbeiten wie das Einsetzen von Druckwalzen. Das schaffen sie zudem in einer Schnelligkeit, bei der ein Mensch nicht mithalten könnte. Den Beschäftigten im Unternehmen nimmt Philip Nicolai Hesse aber die Sorge, sie könnten wegen der Neuanschaffung ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Handlungsbevollmächtigte und künftige Chef des Unternehmen plant für den Betrieb eher mit zusätzlichen Stellen, zehn an der Zahl könnten es werden.
Aktuell laufen die Vorbereitungen, um die ehrgeizigen Pläne in die Tat umzusetzen. Damit die Druckmaschine überhaupt eingebaut werden kann, bedarf es sowohl eines Um- als auch eines Neubaus. Die Halle im hinteren Bereich des weitläufigen Geländes an der Liegnitzer Straße, in der sie ihren Platz finden soll, braucht nämlich zunächst einmal ein stärkeres Fundament. Der jetzige Beton weist nicht die Tragfähigkeit auf, die für das 115 Tonnen schwere Gerät von 19 Metern Länge und sechs Metern Höhe vonnöten ist.
Darüber hinaus ist für die Maschine aufgrund geltender Hygieneregeln eine eigene Umhüllung erforderlich, die in Leichtbauweise entsteht. Auch wenn Ellerhold keine Tüten mit Lebensmitteln selbst abfüllt, muss die Firma für die Reinheit der Verpackungen garantieren. Daher ist eine klare Trennung von anderen Betriebsbereichen unerlässlich.
Auf Nachbargrundstück entsteht ein neues Lager
Da die vorgesehene Halle jetzt schon bis unter das Dach mit Papier- und Farbvorräten gefüllt ist, braucht Ellerhold einen alternativen Lagerplatz, um die Fülle an Materialien unterzubringen. „Dazu errichten wir ein neues Gebäude direkt gegenüber unseres Firmengeländes an der Straße Bebbelsdorf“, erläutert Hesse.
Rund 1,1 Millionen Euro nimmt die Firma für den einstöckigen Bau in die Hand, der eine Fläche von rund 800 Quadratmeter bekommen soll. Der Bauantrag liegt der Stadt vor. „Wir warten auf die Genehmigung und rechnen damit, Ende nächsten Jahres loslegen zu können.“ Wenn das Lager einmal am Netz ist, rollen nach Hesses Aussagen maximal zwei bis drei Mal am Tag Lkw an, die Ware anliefern. „Die Anzahl der Transporte hält sich in Grenzen“. Zwischen Werk und Lager kommen Elektro-Sprinter zum Einsatz, um an den Druckstraßen für einen reibungslosen Nachschub zu sorgen.
Zunächst hatte die Geschäftsleitung andere Pläne für das benachbarte Gelände, sollte doch dort die neue Maschine hin. Schallschutzwände stehen auch schon, ebenso ist ein Regenrückhaltebecken angelegt. „Doch von einer Produktionsstätte haben wir mit Rücksicht auf die Kleingärtner und Tierzüchter in unmittelbarer Nähe Abstand genommen“, betont der künftige Firmenchef. „An einem guten Kontakt zur Nachbarschaft „ist uns nun mal sehr gelegen.“
Tausende von Tüten und Beuteln bedrucken
Im Werk arbeiten rund 130 Beschäftigte
Die Druckerei entstand bereits 1964 unter dem Namen ODT und wurde 2006 von dem Unternehmen Ellerhold übernommen, das 1987 in der Nähe von Nürnberg gegründet wurde.
In Witten arbeiten 130 Beschäftigte, im Gesamtunternehmen mit mehreren Standorten in Deutschland sind es 650. Das heimische Werk schreibt einen Umsatz von 24 Millionen Euro, Ellerhold in Gänze 100 Millionen Euro.
Pro Jahr verarbeitet Ellerhold allein für Plakate rund 1500 Tonnen Papier. Das Grundstück an der Liegnitzer Straße umfasst 22.000 Quadratmeter, mit dem Ausbau kommen 7000 Quadratmeter hinzu-
Für die künftige Anlage plant Ellerhold mit einem Drei-Schicht-Betrieb. Das heißt, die Maschine läuft unter der Woche rund um die Uhr. Hesse strebt angesichts der Investitionssumme eine höchstmögliche Auslastung an und weiß zugleich um die Leistungskraft der Anlage. Sie legt ein rasantes Tempo an den Tag, wenn allein in einer Minute 280 Meter Verpackungshüllen ihren Aufdruck erhalten.
Das Material liegt auf Rollen bereit, besteht aus bis zu drei Kilometer langen Papier- oder Kunststoffbahnen, die die Druckstraße durchlaufen. Lebensmittelfirmen schneiden daraus später Tausende von Tüten und Beuteln, befüllen sie beispielsweise mit Kaffee, Süßwaren oder auch Snacks. Im Fachjargon heißen die Behältnisse „Stand up Poaches“, sie sind verschweiß- oder abschließbar, um das Aroma der Lebensmittel zu wahren.
Derzeit sei keine Druckmaschine weit und breit am Start, die Vergleichbares aufbieten könne, zumal sie auch in Sachen Klimaschutz überzeuge. Der Energieverbrauch gerade im aufwendigen Trocknungsprozess der Farben, falle deutlich niedriger aus als bei bisherigen Anlagen. Zudem erfüllen auch die Farben selbst hohe Umweltstandards.
Bis die Anlage ihren Betrieb aufnimmt, dauert es voraussichtlich noch zwei bis drei Jahre. „Wir planen langfristig und wollen für mögliche Veränderungen am Markt gewappnet sein.“ Auf Dauer gesehen könnte es mit dem Plakatdruck weniger werden, da digitale Werbetafeln auf dem Vormarsch sind. Sollte es so kommen, hat Ellerhold demnächst ein kräftiges Zugpferd in seinen Reihen.