Witten. Die Stadt Witten rückt davon ab, über 2300 Bäume für den Hochwasserschutz zu fällen. Wie es überhaupt zu einem solchen Plan kommen konnte.

Die Stadt stoppt ihre Pläne, für den Bau von zwei Regenrückhaltebecken über 2300 Bäume in Bebbelsdorf zu roden. Auch von weiteren Eingriffen in die Natur „nehmen wir Abstand“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

Seitdem die Ausschreibung für die Abholzaktionen in den sozialen Netzwerken die Runde machte, rissen die empörten Stimmen nicht mehr ab. Die Kritik setzte sich fort, als die WAZ über die Absichten der Stadt berichtete. Nun aber rudert sie zurück.

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Erste Firmen hatten sich schon auf die Ausschreibung gemeldet

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„Wir heben die Ausschreibung auf“, sagt Rommelfanger. Ein solches Ausmaß an Rodungen hält er für nicht akzeptabel. Auf einer Fläche von 1,5 Hektar sollten über die 2370 Bäume hinaus noch 2430 Wurzelstöcke beseitigt werden. Zudem sah der Plan vor, auf einem ähnlich großen Gebiet Stämme bis zu einem Umfang von zehn Zentimeter zu entfernen und Totholz abzuräumen.

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Bei Starkregen steht der Hauptfriedhof an der Pferdebachstraße in Witten häufig unter Wasser.
Bei Starkregen steht der Hauptfriedhof an der Pferdebachstraße in Witten häufig unter Wasser. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wie es überhaupt zu einem solchen Kahlschlag-Katalog kommen konnte, erklärt der Technische Beigeordnete damit, dass ein externes Büro das Konzept für die Entwässerung Witten (ESW) erstellt habe. Den Planern hätten vermutlich veraltete Daten und Angaben vorgelegen, so dass es zu dieser Kalkulation gekommen sei. Auf die bereits erfolgte Ausschreibung hatten sich auch schon Unternehmen gemeldet und die Örtlichkeiten vor Ort in Augenschein genommen. Doch Verträge seien noch nicht geschlossen worden.

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Pläne kommen noch einmal auf den Prüfstand

Der neue Fahrplan sieht wie folgt aus: Die ESW nimmt sich noch einmal die Pläne für die beiden Regenrückhaltebecken vor, die am Hauptfriedhof und an der Autobahn 44 ihren Platz finden sollen. Man wolle die Eingriffe in die Natur so gering wie möglich halten, sagt Rommelfanger. Aus diesem Grund soll auch die Renaturierung des Walfischbaches im Detail noch mal auf den Prüfstand kommen. Ohnehin sei ein „landschaftspflegerisches Begleitprogramm“ vorgesehen, um abgeholzte Bäume zu ersetzen.

Dezernent Stefan Rommelfanger: Der Ausbau des Hochwasserschutzes ist dringend erforderlich.
Dezernent Stefan Rommelfanger: Der Ausbau des Hochwasserschutzes ist dringend erforderlich. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die Öffentlichkeit soll über die Neuplanung rechtzeitig informiert werden, voraussichtlich gibt es auch eine Bürgerversammlung. Der Baudezernent unterstreicht gleichzeitig, dass man den Hochwasserschutz ausbauen müsse und die Regenrückhaltebecken deshalb dringend erforderlich seien.

Stadtbaurat verteidigt den Bau der beiden Regenrückhaltebecken

In den vergangenen Jahren führte Starkregen immer wieder zu Überschwemmungen auf dem Hauptfriedhof an der Pferdebachstraße. Darüber hatten sich Bürger mehrfach beschwert. Es kam auch zu Überflutungen auf der Rebecca-Hanf-Straße und der Pferdebachstraße. Damit solche Wassermassen erst gar nicht entstehen, sollen ein ausgeweiteter Walfischbach und die beiden Becken in der Zukunft erhebliche Regenmengen aufnehmen.

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Die Ausgaben für das Projekt belaufen sich nach Schätzungen aus dem Jahr 2021 auf rund 2,2 Millionen Euro. Doch wahrscheinlich wird das gesamte Vorhaben deutlich teurer. Grund ist die Kostenexplosion auch am Bau. Mit dem Hochwasserschutz befasst sich der Betriebsausschuss der ESW in seiner Sitzung am Dienstag, 29. August, um 17 Uhr im FEZ.

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