Witten. Ellerhold aus Witten druckt seit Jahren die Wahlplakate für alle Parteien. Sie sind in ganz NRW zu sehen. Doch was hat eine Tomate damit zu tun?
Wenn Sie in diesen Tagen durch die Stadt laufen oder fahren, kommen Sie an Plakaten für die im Mai anstehende Landtagswahl kaum vorbei. Gedruckt wurden die meisten davon in Witten, bei der Firma Ellerhold. Deren riesige Hallen stehen an der Liegnitzer Straße im Bebbelsdorf.
Am Gebäude fällt zunächst mal das Logo auf: eine knallrote Tomate. Doch die Zeiten, als mancher dachte, dahinter verberge sich eine Gemüsehandlung, sind längst vorbei. Es sei ähnlich wie mit dem Apfel eines großen Hard- und Softwareentwicklers, schmunzelt Ralf Meurer, Vertriebsleiter für den Bereich Plakat.
2006: Ellerhold übernimmt Wittener Betrieb
In den 80ern, als der Ellerhold-Konzern sich gründete, sei in Anzeigen immer wieder die leuchtend rote Tomate als Sinnbild für farbstarke Siebdruckplakate aufgetaucht. Das habe sich den Kunden damals so eingeprägt, so dass das Gemüse kurzerhand für Visitenkarten und Briefköpfe herhalten musste.
Doch zurück zu den Plakaten. Die gibt es in ganz unterschiedlichen Größen, etwa für Buswartehäuschen oder stehende Flächen. Und sie werden in Witten schon seit den 70er Jahren gedruckt. Damals noch beim Offsetdruck-Team Witten, das wiederum als Etikettendruckerei an der Stadtgrenze Dortmund/Stockum begann und mit dem Umzug in die Ruhrstadt seinen Geschäftszweig um Plakate erweiterte. 2006 hat die Ellerhold-Gruppe den florierenden Betrieb übernommen.
Wittener Betrieb druckt auch für große Brauhäuser und Automarken
Natürlich werden hier nicht nur Wahlplakate gedruckt. So zählen etwa auch Fast-Food-Ketten, große Automarken und Einzelhändler zu den Kunden. Doch ein paar Monate vor den jeweiligen Wahlen stehen halt Politikerköpfe im Mittelpunkt. Man sei da seit Jahrzehnten vor allem der SPD verbunden. „Wir haben Schröder zum Kanzler plakatiert“, formuliert es Ralf Meurer. Doch grundsätzlich bediene man alle Parteien. Reiner Zufall, dass beim Rundgang durch den Betrieb ausgerechnet SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschatys Konterfei durch die Walze rotiert.
Im Februar wurden die ersten Plakate für die Landtagswahl gedruckt. Insgesamt gebe es drei Druckphasen – die dritte und umfangreichste mit neuen Motiven kurz vor der Wahl. Etwa 5000 Plakate pro Partei liefert Ellerhold dann. Gearbeitet wird in drei Schichten rund um die Uhr. Neulich mussten sie spontan ein paar hundert Plakate zusätzlich drucken, weil der Regen viele zerstört hatte. Wahlplakate kleben übrigens nur auf Sonderflächen, etwa auf mobilen Tafeln an der Pferdebachstraße oder vor dem Hauptbahnhof.
Etiketten erfordern noch mehr Präzision
Agenturen liefern die Motive. Die Druckerei kümmert sich darum, dass farblich alles stimmt. Unzählige Farbeimer stehen in den Regalen und noch mehr Papier lagert in den Hallen. „Sobald es irgendwo Ware gibt, bestellen wir“, sagt der Vertriebsleiter. Um 35 Prozent sei Plakatpapier seit Ende letzten Jahres teurer geworden.
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Plakate herzustellen, sei „kein Hexenwerk“, so Meurer. Die kleinen Etiketten, die Ellerhold für große Brauhäuser produziert, seien da viel aufwändiger. „Die müssen absolut präzise sein, denn da guckt der Kunde länger drauf.“
22 Millionen Euro Umsatz pro Jahr
Die Ellerhold-Gruppe unterhält bundesweit mehrere Standorte, seit 2006 jenen in Witten mit inzwischen 125 Beschäftigten. Mit dem Druck von Plakaten und Etiketten erzielt der Betrieb in der Ruhrstadt einen Jahresumsatz von rund 22 Millionen Euro. 1500 Tonnen Papier pro Jahr werden allein für Plakate verarbeitet.Auf 22.000 m² stehen an der Liegnitzer Straße drei Hallen und das Bürogebäude. Bald folgt eine Erweiterung: Die Firma hat direkt gegenüber vom aktuellen Standort noch ein 7000 m² großes Grundstück gekauft.
Die großen Plakate werden nach dem Druck jeweils in vier handlichere Formate geschnitten. Diese Bögen wiederum werden „gefalzt“, also noch kleiner zusammengefaltet, und „gemappt“. Das bedeutet, dass die vier passenden Teile zusammen sortiert werden. Dann werden sie verpackt und per Lkw verschickt. So bekommt sie derjenige, der die Plakate klebt. Alle haben eine blaue Rückseite, damit das darunter klebende Motiv nicht durchscheint. 30 bis 40 Schichten kämen da schon mal zusammen.
Private Aufträge seien übrigens selten. Ralf Meurer allerdings hat seiner Frau vor 13 Jahren einen Heiratsantrag im Großformat gemacht. Das Plakat, sagt der Wittener, „hing oben in Bommern am Aldi-Markt.“