Witten. Lange lagen Flächen hinter Aldi an der Herbeder Straße in Witten brach. Nun haben sich dort Handwerk und IT-Firmen niedergelassen. Ihre Pläne.
Lange Jahre lag die Fläche brach, inzwischen erwacht auf dem Gelände Drei Könige in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt nach und nach neues Leben. Nun starten vier Firmen im Verbund durch, die modernes Handwerk und IT vereinen.
Noch ist der schwarz-rote Gebäudekomplex in dem Gewerbegebiet hinter Aldi an der Herbeder Straße eine einzige Baustelle. Handwerker schweißen, schrauben hier, montieren dort. Mit Hochdruck geht es voran. Bis Weihnachten will Heinrich Wieshoff mit seinem Elektroinstallationsbetrieb hier einziehen. Längst sind Lager- und Geschäftsräume auf dem Steinhügel viel zu klein geworden. Da ein Ausbau auf dem Grundstück in Heven nicht in Frage kommt, begann der 33-Jährige nach einem neuen Standort Ausschau zu halten.
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Elektrofirma kommt mit Photovoltaikanlagen kaum noch nach
Die Nähe zur City war eines der entscheidenden Argumente, im Gewerbepark ganz neu zu bauen. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Der Familienbetrieb in dritter Generation, Großvater Günter gründete ihn vor 68 Jahren, hat sich in Witten und weit über die Stadt einen Namen erworben. Zu den großen Standbeinen gehört neben Gewerbe und Industrie die Medizinbranche, in der Wieshoff eine Vielzahl an Kunden betreut. Das reicht von den Wittener Krankenhäusern über Kliniken in der Region bis hin zu zahlreichen Arztpraxen. Darüber hinaus kümmert sich 31-köpfige Belegschaft um jede Menge Privatkunden. Die Bandbreite reicht von Elektroinstallationen, der Reparatur von Hausgeräten bis hin zu Smart-Home-Lösungen.
Vor Anfragen zur Montage von Photovoltaik kann sich die Firma kaum noch retten. „Dieses Jahr haben wir schon keine Termine mehr frei“, sagt Wieshoff. Dass die Sonnenpaneele mal einen solchen Boom erleben würden, damit hat Vater Günter Wieshoff vor rund 20 Jahren nicht gerechnet, als er erstmals die Sonnenkraftwerke auf Dächer schraubte. Doch Klimaschutz und der Wunsch der Leute, in Sachen Energie unabhängiger zu werden, haben die Nachfrage massiv angekurbelt, sagt Wieshoff. Schon damals auf die Technik gesetzt zu haben, bringe einen entscheidenden Vorteil mit sich: „Wir haben eine Menge Erfahrung gewonnen.“
Auf Drei Könige fast alle Flächen belegt
Im Gewerbegebiet Drei Könige sind inzwischen fast alle verfügbaren Grundstücke belegt. Neben den vier Unternehmen ist noch DHL Logistik ansässig und die Feuerwehr baut dort ein neues Gerätehaus.
Eine noch nicht bebaute Fläche von rd. 2.600 qm, angrenzend an das Gebäude der Feuerwehr, ist für einen Interessenten reserviert. Ein weiteres Grundstück mit rund 6500 Quadratmetern befindet sich aktuell in der Vermarktung. Weitere vermarktungsfähige Flächen gibt es derzeit nicht auf Drei Könige.
In den nächsten Wochen dürfte der Elektroingenieur noch mehr als sonst zu tun haben. Denn neben dem Tagesgeschäft müssen Umzugskartons gepackt und die neuen Räume eingerichtet werden, samt Lager und Büros, wobei der Seniorchef dabei natürlich mitwirkt.
Im Vergleich zum jetzigen Geschäft kommt das neue Grundstück fünf Mal so groß daher, statt 800 sind es künftig 4000 Quadratmeter, die auf Drei Könige zur Verfügung stehen. Doch in Gänze wird er die Flächen nicht nutzen, IT-Spezialist Nils Kathagen hält Einzug.
Kathagen: IT-Spezialist kümmert sich auch um Sicherheit im Netz
Mieter und Vermieter, die sich auf einer Fachmesse kennengelernt haben, verstehen ihre beiden Firmen als gegenseitige Ergänzung. Während Wieshoff den Part von Leitungen und Anschlüssen bis zum Serverschrank übernimmt, kümmert sich der Computerfachmann um Wartung und Service von IT-Technik in Firmen der heimischen Region. 24 Mitarbeiter betreuen Unternehmen vom Sauerland bis zum Niederrhein, darunter auch ein öffentlicher Kunde, die Business Metropole Ruhr.
Darüber hinaus betreibt Kathagen zwei Tochterfirmen, die auf Sicherheit im Netz und Telefonie spezialisiert sind. Mit den Geschäften ist er deutschlandweit unterwegs und stößt gerade mit dem Schutz vor Cyberattacken auf einen großen Bedarf. Mit dem neuen Standort (500 Quadratmeter) will Kathagen das Engagement an einem Ort bündeln. Bislang ist er an mehreren Standorten vertreten, dazu gehören Herbede, Oberhausen., Düsseldorf und Frankfurt.
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Ovenhausen: Installateur erlebt Ansturm auf Wärmepumpen
Ebenfalls für den Standort hat sich auch Kai Ovenhausen entschieden, der bereits im Oktober vergangenen Jahres seine Geschäftsräume dort eröffnete. Zu seinen Stammkunden gehören Privatleute ebenso wie Mode- und Einrichtungshäuser sowie Gewerbe- und Industriekunden im heimischen Raum.
Seit langer Zeit dreht sich das Geschäft im verstärkten Maße um den Einbau von Wärmepumpen. Als die ersten Pläne zum Heizungsgesetz bekannt wurden, stand in dem Betrieb tagelang das Telefon nicht mehr still. Hauseigentümer wollten Rat, was denn nun in ihren vier Wänden zu tun ist. Beratung und Planung gehört ohnehin zum Standardprogramm des Unternehmens, das inzwischen auf ein über 20-jähriges Bestehen zurückblickt.
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„Wärmepumpen bauen wir schon so lange ein, wie es die Firma gibt“, erklärt der 47-Jährige. Die Technik eigne sich aber nicht für jedes Gebäude. Man müsse ganz genau prüfen, wie die Voraussetzungen in den jeweiligen Gebäuden sei.
Zwischenzeitlich erlebte das 25-köpfige Team allerdings auch, dass manche Bürger schnell eine Gasheizung bestellt haben und sie gegen das altgediente Vorgängermodell auswechseln ließen. „Seit nun das Gesetz für erneuerbares Heizen verabschiedet ist, haben wir endlich wieder eine planbare Grundlage“, so Ovenhausen. Mit den neuen Lagerflächen biete sich dem Unternehmen zudem die Möglichkeit, Montagetermine zu halten. An Anfragen besteht kein Mangel, betont Kai Ovenhausen, der mit seinem Betrieb lange Zeit im Wullener Feld zuhause war.
Pier: Fliesenleger will Ausstellungsräume ausbauen
Den Umzug an den neuen Standort hat Julian Pier erst vor drei Monaten hinter sich gebracht. Für den Fliesenleger brachte der Wechsel eine deutliche Vergrößerung seiner Flächen mit sich. Gerade mal 80 Quadratmeter hatte er an der Pferdebachstraße, jetzt sind es 750. Ehrgeizige Pläne sind dem 33-Jährige im Sinn, wenn er von den Ausstellungsräumen erzählt, die dort entstehen sollen.
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Den Kunden möchte er ein möglichst breites Spektrum an Fliesen präsentieren können, von denen der überwiegende Teil aus Italien und Spanien stammt. Derzeit greift Pier in Gesprächen auf Musterkataloge zurück, um sein Sortiment zu zeigen. Künftig soll sich Besucher ein noch besseres Bild von den Fliesen machen können, sagt Pier. Ebenso ist der Verkauf von Bauchemie der Firma Ardex geplant. Mit seinen 17 Beschäftigten erledigt er Aufträge für Privat- wie für Geschäftskunden und erlebt derzeit einen neuen Trend: Immer stärker wünschen sich die Leute Fliesen in Großformat, die allerdings auch ihr Geld kosten.
Noch dauern im dem Gewerbeviertel so manche Arbeiten an. Wenn es seinen letzten Schliff bekommen hat, fehlende Pflaster gelegt, Bordsteine gesetzt und alle Grünanlagen gepflanzt sind, steht eine Feier ein. Die Unternehmen wollen dann zu einem Tag der offenen Tür einladen.
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