Witten. Die alte Eisenhütte in Witten war ein Sensationsfund. Der hiesigen Öffentlichkeit blieb er bisher vorenthalten. Ganz anders macht es Herne.

Der Fund ist noch immer eine Sensation. Gemeint sind die Überreste einer alten Eisenhütte in Witten. Während es aber hier bislang immer noch nicht gelungen ist, die stummen Zeugen der Öffentlichkeit zu präsentieren, sind sie bei einer bevorstehenden Ausstellung des Archäologischen Museums in Herne regelrecht ein Star.

Als man vor vier Jahren bei Bauarbeiten im Gewerbegebiet Drei Könige zufällig auf die Reste des Eisenhüttenwerks Steinhauser Hütte (1854 bis 1874) stieß, waren Fachleute aus dem Häuschen. Dass in einem solchen Ausmaß noch weite Teile einer Gießerei aus dem 19. Jahrhundert erhalten war, hätten sie kaum zu hoffen gewagt. Im Zuge weiterer Nachforschungen stellte sich sogar heraus, dass die damalige Technik mit dem Einsatz von Puddelöfen europaweit einzigartig war. Eisen wird dabei in großen Pfannen geschmolzen.

Museum in Herne widmet der Eisenhütte eine Sonderschau

Den Fund aus Witten hatte das Herner Museum direkt auf dem Schirm, als es daran ging, eine Ausstellung unter dem Titel „Archäologie der Moderne“ auf die Beine zu stellen. Ab September sollen dort Ergebnisse von 100 Ausgrabungen vor allem zur Industriegeschichte zu sehen sein. Der Steinhauser Hütte messen die Macher dabei eine Sonderrolle zu.

Der Standort der Steinhauser Hütte aus der Vogelperspektive.
Der Standort der Steinhauser Hütte aus der Vogelperspektive. © Repro Norbert Tempel

Von ihr und auch allen anderen Orten werden zunächst einmal jeweils zwei Exponate gezeigt. Anschauen können sich die Besucher einen feuerfesten Tiegel aus Witten, in dem bei 1000 Grad Eisen geschmolzen wurde. Außerdem wird ein Lederkittel gezeigt, der die Arbeiter vor der sengenden Hitze schützen sollte. Für die Steinhauser Hütte ist es damit aber nicht getan.

Katalog mit Kapitel zur Steinhauser Hütte

In dem Katalog zur Ausstellung wollen die Autoren ein eigenes Kapitel der Steinhauser Hütte widmen. Experten messen ihr überregionale Bedeutung zu ihr Erhaltungszustand sei europaweit einmalig,

Die Fachleute des Landschaftsverbandes hatten einst von einem „industriearchäologischem Park“ in Witten geträumt. Doch schließlich kamen die erhofften Fördergelder von über 700.000 Euro nicht zustande. Die Gründung eines Museums hätte zudem Personal- und Betriebskosten verlangt, für die ebenfalls das Geld fehlte.

Der Landschaftsverband lässt derzeit ein digitales Modell des Eisenwerks erstellen, das die Herner Veranstalter in einer eigenen zweimonatigen Sonderschau präsentieren. Anhand von Vermessungen und Angaben, die noch von der Hütte vorliegen, soll sie noch einmal rein virtuell entstehen. „Mit der Umsetzung sind wir aber noch ganz am Anfang“, sagt Stefan Leenen vom Archäologischen Museum. Es zeichne sich ein hoher Aufwand ab, um der Hütte digital neues Leben einzuhauchen.

Neues Leben für das Eisenwerk als digitales Modell

Diese Aufnahme gilt als das einzige Bild, das noch von der Eisenhütte erhalten ist.
Diese Aufnahme gilt als das einzige Bild, das noch von der Eisenhütte erhalten ist. © quelle: bundesarchiv

Wahrscheinlich lässt sich die Steinhauser Hütte auch nicht in ihrer Gänze künstlich wieder erschaffen. Alles in allem hatte sie eine Grundfläche von 3000 Quadratmetern. Zumindest soll aber ein Teil virtuell erlebbar sein, das aber dann in einem Größenverhältnis von 1:1. Auf ihrer Zeitreise sollen Museumsbesucher den charakteristischen Puddelöfen oder auch den Hämmern und weitere Werkzeugen begegnen, die zum harten Arbeitsalltag zählten. Wenn es bei den geplanten Zeitfenstern bleibt, soll die Sonderschau zur Wittener Hütte von Juni bis August 2024 in Herne zu sehen sein.

Pläne für ein archäologisches Fenster bestehen weiterhin

Sicherlich gebe es auch Gedankenspiele, das digitale Modell nach Witten zu holen, sagt Wolfram Essling-Wintzer, zuständiger Archäologe des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Vorher müsse aber an dem historischen Ort auf Drei Könige noch einiges passieren. Man komme nicht umhin, das Gelände entsprechend aufzubereiten.

Weder der LWL noch die Stadt hätten das Projekt eines „Archäologischen Fensters“ in Witten aufgegeben, so der Wissenschaftler. Viele Versuche, diesen Dokumentationsort auf Drei Könige zu schaffen, seien bislang an finanziellen Gründen gescheitert. Kosten und Aufwand der Grabungen hatten die Wittener Politik und Verwaltung ab 2018 intensiv beschäftigt – ohne sichtbaren Erfolg bis heute.

Während Stadt und Landschaftsverband noch an Plänen für eine Präsentation der Hütte in dem Gewerbegebiet schmieden, kommt es Essling-Wintzer entgegen, dass die Überreste mit Vlies und Erdreich abgedeckt sind. „So befinden sie sich erst mal in Sicherheit.“

Brachfläche statt archäologischem Fenster: Die Überreste der historischen Eisenhütte bleiben von Vlies und Erdreich verdeckt.
Brachfläche statt archäologischem Fenster: Die Überreste der historischen Eisenhütte bleiben von Vlies und Erdreich verdeckt. © Stephan Lucka