Witten. Bis 2028 muss Witten seine Wärmeplanung fertig haben. Sie legt fest, wo künftig wie geheizt werden kann. Doch noch ist wenig passiert.

Die kommunale Wärmeplanung ist ein zentraler Bestandteil des neuen Heizungsgesetzes, das die Ampel noch in dieser Woche und damit vor der Sommerpause vom Bundestag verabschieden lassen will. Sie soll festlegen, welche Energieformen künftig in einzelnen Straßenzügen zur Verfügung stehen und welche nicht – also ob etwa ein Anschluss ans Fernwärmenetz möglich ist oder es doch die Wärmepumpe wird. Bis 2026 sollen größere Städte ihre Pläne vorlegen. Kleinere wie Witten haben bis 2028 Zeit.

In der Ruhrstadt steht die Planung noch ganz am Anfang. Vor anderthalb Wochen habe es das erste Treffen dazu gegeben, sagt Patrick Berg von den Stadtwerken. Man habe sich mit Vertretern der Stadt darauf geeinigt, die Planungen ins Rollen zu bringen. Man arbeite zwar Hand in Hand, betont der kommunale Versorger. Die Planung sei aber „hoheitliche Aufgabe“ der Kommune. Von dieser gab es auf unsere Anfrage aber noch keine Informationen.

Wir müssen wissen wo wie geheizt wird“

So viel steht aber fest: Als ersten Schritt soll es eine detaillierte Bestandsaufnahme geben. „Wir müssen wissen, wo wie geheizt wird“, sagt Berg, Abteilungsleiter für Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken. Mit diesem Wissen gelte es dann, die Potenziale verschiedener Bereiche der Stadt auszuloten. Dabei müsse man in Quartieren denken, so der 34-Jährige. Jedes einzelne Viertel kommt unter die Lupe und wird auf seine Möglichkeiten hin abgeklopft. Auch die Art der Bebauung spielt dabei eine Rolle. Die Optionen sind vielfältig.

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In Frage kommen könnten etwa neue Fernwärmenetze, so wie die Stadtwerke eines in Bommern rund um das dortige Blockheizkraftwerk betreibt. 800 Kunden am und um den Bommerfelder Ring werden mit Wärme und Strom aus dem klimafreundlichen Werk versorgt, das formal mit Biomethan läuft. Denkbar wäre auch der Rückgriff auf Geothermie, also auf Erdwärme, und Großwärmepumpen, die mehrere Häuser versorgen können. Aber wo welche Technik zum Einsatz kommen wird? „Die Möglichkeiten sind so mannigfaltig, dass wir darüber jetzt noch keine sinnvolle Aussage treffen können“, sagt Berg.

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Derzeit haben die Stadtwerke nur einen groben Überblick über die Situation: Von insgesamt 24.000 Wohngebäuden werden derzeit 63 Prozent mit Gas beheizt, 23 Prozent mit Erdöl. Wärmepumpen haben aktuell einen Anteil von nur zwei Prozent. Holz- und Pelletöfen liegen bei einem Prozent. In den kommenden Jahren wird sich der Anteil Erneuerbarer Energie bei der Wärmeversorgung deutlich erhöhen müssen.

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Die Informationen darüber, wo wie geheizt wird, liegen theoretisch schon vor – bei den Schornsteinfegern. Wie genau diese Daten abgerufen werden können und wer das tun wird, steht laut nach Angaben der Stadtwerke aber noch nicht fest. Auch der Datenschutz spielt dabei eine Rolle.

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Dass eines Tages durch die Wittener Leitungen Wasserstoff statt Gas fließen wird, ist dabei fast ausgeschlossen. „Wir können Wasserstoff lediglich bis zu einem bestimmten Anteil dem Gas beimischen“, sagt Patrick Berg. Vollständig ersetzt werden könne es aber aus technischen Gründen nicht. Allein schon, weil dann auf einen Schlag auch alle angeschlossenen Geräte wasserstoff-kompatibel sein müssten. Für Großabnehmer wie die Industrie denkt man aber bereits mit Stadt und Wirtschaftsförderung über entsprechende Lösungen nach.

Wichtig für Bürgerinnen und Bürger: Solange noch keine Kommunale Wärmeplanung vorliegt, sind Bestandsgebäude von den neuen Regelungen beim Heizungstausch nicht betroffen. So sieht es der aktuelle Gesetzesentwurf vor, der aber noch nicht vom Bundestag verabschiedet ist. Lediglich in Neubaugebieten greifen die Regeln ab 1.1.2024. Wärmeplaner Berg rät ohnehin allen Endverbrauchern, erst einmal „die Füße still“ zu halten, bis die kommunale Wärmeplanung steht. „Jetzt sinnfrei überall Wärmepumpen aufzustellen, ist auch nicht der richtige Weg.“

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