Witten. Eigentlich soll Schmied Rainer Simmat in Wittens Bethaus kürzertreten. Aber er hat schon wieder jede Menge Termine – und nun auch Unterstützung.

Die Kuchen stehen in der Vitrine bereit, die neuen Getränkekarten liegen auf den Tischen und im Biergarten blühen schon die Primeln. Eine Woche vor dem Muttentalfest hat die Saison im Bethaus der Bergleute längst begonnen. Auch Schmied Rainer Simmat hat alle Hände voll zu tun. Dabei war es noch im letzten Monat fraglich, ob er überhaupt jemals wieder an der Esse stehen wird.

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Simmat hat die Schmiede 2017 nach dem Tod seines Vorgängers Volker Avermann übernommen. Den Betrieb des Bethauses wuppt inzwischen die ganze Familie. Seine Frau Iris – „die gute Seele des Betriebs“, wie er sagt – steht in der Küche, Tochter Sonja hilft beim Service, Sohn Niko auch in der Schmiede. Rainer Simmat bietet dort Schmiedekurse für Kinder und Erwachsene an. „Seit meinen Anfängen hier hat sich die Arbeit verfünfhundertfacht“, sagt der rührige 61-Jährige, der den Job im Muttental zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat.

Wittener Bethaus hat die Pandemie gut überstanden

Die Coronazeit sei schwierig gewesen. Oft hätte er nicht gewusst, wie es weitergehen soll. Doch mit großer (auch finanzieller) Anstrengung, den Hilfen von Stadt und Bund sowie der Unterstützung der Gäste sei es schließlich gelungen. Simmat: „Jetzt kann ich sagen: Wir haben die Pandemie gut überstanden.“

Ein idyllischer Ort mitten im Muttental: das Bethaus der Bergleute mit Schmiede und Biergarten.
Ein idyllischer Ort mitten im Muttental: das Bethaus der Bergleute mit Schmiede und Biergarten. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Doch der Stress hat seinen Tribut gefordert. Im vergangenen Herbst kann der 61-Jährige plötzlich eine Gesichtshälfte nicht mehr spüren. Tagelang ignoriert er die Symptome. „Dafür hab ich kräftig Ärger mit den Ärzten bekommen“, erzählt er zerknirscht. Als er sich dann doch durchchecken lässt, steht fest: Das war eine TIA, ein Minischlaganfall. Und der wiederholt sich ein paar Wochen später. Diesmal geht’s direkt in die Klinik. Die Ärzte stellen ihn völlig auf den Kopf und finden einen großen Knoten in seiner Schilddrüse. Ob gut oder böse, steht da noch nicht fest. „Ich hab versucht, es mir nicht anmerken zu lassen. Aber da war ich ziemlich am Ende“, gibt Simmat zu.

Schmied soll es künftig ruhiger angehen lassen

Im Februar ist er operiert worden. Bald steht fest: Der Tumor ist gutartig, aber vermutlich der Auslöser für die Schlaganfälle gewesen. Simmat soll auf sich aufpassen, sagen die Ärzte, es langsamer angehen lassen. „Seitdem passe ich höllisch auf“, sagt der Genesene. Tochter Sonja, die übrigens im Mai im Bethaus ihre Hochzeit feiern wird, schüttelt den Kopf. „Stimmt nicht“, sagt sie. „Wir müssen ihn dauernd bremsen.“ Ihr Vater wolle immer alles perfekt machen. „Und dabei geht er über seine Grenzen.“

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Damit das künftig zumindest nicht mehr so oft passiert, hat sich der Schmied Hilfe organisiert. Während seiner Krankheit wollte das Stadtmarketing – bei dem Simmat angestellt ist – Unterstützung für ihn organisieren. Aber es ist nicht so leicht, jemanden zu finden. „Der muss ja nicht nur schmieden, sondern auch mit den Gästen umgehen können“, erklärt er. Die Kleinen beim Kindergeburtstag hüten, die Großen bei Laune halten. Doch nun hat der 61-Jährige gleich zwei Helfer gefunden, die ihn auch mal vertreten können. In Absprache mit dem Stadtmarketing hofft der Wetteraner, dass einer von ihnen sogar eine Ausbildung bei ihm machen kann.

Viel Programm über die Osterfeiertage

Die Saison kann also kommen – und Rainer Simmat startet gleich voll durch. Nächstes Wochenende, beim Muttentalfest am Sonntag, wird er wieder einen Schmiedekurs für Kinder anbieten. Über Ostern hat er dann gleich drei Termine. Ostersamstag bietet er wieder einen Kurs an, bei dem Erwachsene selbst zu Hammer und Zange greifen und ihr eigenes Schmiedestück anfertigen können (es gibt noch freie Plätze). „Wir machen zum Beispiel Rosen, Werkzeuge, Kerzenständer.“

Öffnungszeiten und Kontakt

Das Bethaus der Bergleute an der Muttentalstraße 35 hat das ganze Jahr über geöffnet. Seit März gelten bereits wieder die Sommer-Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Montags ist geschlossen.

Die Bierkarte ist in dieser Saison um zwei weitere Sorten erweitert worden. Auch das Wittener Bier aus Benno’s Brauhaus steht wieder auf der Karte.

Das Haus und die Gastronomie kann auch für private Feiern gemietet werden. Das nimmt immer weiter zu. „Für die Samstage in diesem Jahr sind wir bereits fast ausgebucht.“ Kontakt: 02302 31951

Ostersonntag gibt es dann ein offenes Schmieden für alle und am Montag Schauschmieden um 12, 14 und 16 Uhr unten im Museum des Bethauses. Karfreitag ist das Bethaus traditionell dicht. „Das ist schließlich ein stiller christlicher Feiertag – und das Bethaus ja nun einmal eigentlich ein Gotteshaus“, erklärt er. Dafür bleibe die Gastronomie an Gründonnerstag bis 20 Uhr geöffnet.

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Und noch eine Aktion startet Simmat in Kürze. Er will wieder Spenden für eine gemeinnützige Organisation in Witten sammeln. Nach den Schaustellern und Ruhrtalengeln soll diesmal die Tafel bedacht werden. „Ich habe gehört, dass es denen dreckig geht.“ Gesammelt werden soll ab dem 1. April bis über Ostern. „Und vielleicht noch länger.“