Witten. Die Universität Witten/Herdecke schlägt Alarm. Immer mehr Kinder leiden unter Angststörungen oder Depressionen. Nun gibt es ein neues Angebot.

Die Universität Witten/Herdecke eröffnet eine psychotherapeutische Ambulanz für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Nach Corona litten immer mehr unter Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen.

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„Wir behandeln die ganze Bandbreite psychischer Störungen“. sagt Sarah Schwark, Psychotherapeutin für Kinder- und Jugendliche und stellvertretende Leiterin der neuen Ambulanz, die offiziell ab Oktober startet. Dazu gehört beispielsweise auch ADHS.

Die Pandemie habe dazu geführt, dass sich Kinder und Jugendliche immer mehr zurückgezogen hätten. „Dieser Rückzug begünstigt depressive Entwicklungen“, sagt die 37-Jährige. „Ich komme schnell in eine Abwärtsspirale, wenn ich immer alleine bin.“ Und: „Die Ängste werden schlimmer, wenn ich nicht damit konfrontiert werde.“ Ängste zum Beispiel davor, sich seit dem Ende des Lockdowns wieder mit Freunden oder Schulkameraden zu treffen.

Junge Wittenerinnen und Wittener litten besonders unter der häuslichen Isolation

Gerade junge Menschen hätten unter der häuslichen Isolation gelitten und soziale oder schulische Probleme entwickelt. Dabei seien soziale Kontakte in der Phase der Orientierung auf ein zukünftiges Leben besonders wichtig. Schwark: „Corona hat ganz generell psychische Störungen wie Angststörungen und Depressionen verstärkt“, sowohl bei Kindern und Jugendlichen wie auch bei Erwachsenen. Auf schnelle Hilfe hofften Familien jedoch meist vergeblich.

Denn die Praxen sind voll, die Wartezeiten oft lang. Dabei sei es wichtig, Betroffenen schnellstmöglich zu helfen. „Mit einem gebrochenen Bein würde man ja auch nicht drei Monate oder ein Jahr warten müssen“, sagt Sarah Schwark. Je früher psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter erkannt und behandelt würden, desto größer sei die Chance, solchen Erkrankungen im Erwachsenenalter vorzubeugen.

Prof. Dr. Ulrike Willutzki (li.), die schon die psychotherapeutische Ambulanz für Erwachsene an der Uni Witten/Herdecke leitet, übernimmt nun auch kommissarisch die Leitung der Kinder- und Jugendambulanz. Sarah Schwark ist ihre Stellvertreterin.
Prof. Dr. Ulrike Willutzki (li.), die schon die psychotherapeutische Ambulanz für Erwachsene an der Uni Witten/Herdecke leitet, übernimmt nun auch kommissarisch die Leitung der Kinder- und Jugendambulanz. Sarah Schwark ist ihre Stellvertreterin. © Universität Witten/Herdecke | Kay Gropp

Prof. Dr. Ulrike Willutzki, die schon die Erwachsenenambulanz für Psychotherapie leitet, ist nun auch kommissarisch für den neuen Ableger zuständig. Sie verspricht sich kurz- und mittelfristig eine deutliche Verbesserung der Versorgung Heranwachsender in Witten und Umgebung. „Wir freuen uns, das Angebot endlich um Behandlungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche und ihre Familien ergänzen zu können“, sagt sie.

Erwachsene finden schon seit 2016 an der Uni Witten/Herdecke Hilfe

Erwachsene finden schon seit 2016 im FEZ an der Uni Hilfe. Über 20 Therapeuten betreuen rund 500 Menschen im Jahr. Auch dort sind die Wartezeiten lang. Nach der Pandemie sei der Bedarf an Therapieplätzen weiter gestiegen, so das verantwortliche „Zentrum für psychische Gesundheit und Psychotherapie“ (ZPP), das Behandlung und Forschung miteinander verknüpft.

Die neue Kinderambulanz startet im Oktober erst einmal mit vier Therapeutinnen und Therapeuten, mit dem Ziel, weiter zu wachsen. Dass man sich mit der überschaubaren Anzahl niedergelassener Kolleginnen oder Kollegen in die Quere kommt, glaubt Vize-Leiterin Sarah Schwark nicht. „Die Versorgung ist generell so schlecht. Im Zweifelsfalle sind sie dankbar, an uns verweisen zu können.“

Kontakte zur neuen psychotherapeutischen Ambulanz für Kinder und Jugendliche sind ab sofort unter 02302-926 7522 möglich. Telefonsprechzeiten: dienstags von 14 Uhr bis 15.30 Uhr, donnerstags von 12 bis 13 Uhr. Sie bezieht erst einmal zwei Räume in der zweiten Etage des FEZ, Alfred-Herrhausen-Straße 44. Deutlich größer ist die seit Jahren existierende Erwachsenenambulanz in der ersten Etage. Die Universitätsambulanz (Allgemeinmedizin) sitzt im Erdgeschoss des Forschungs- und Entwicklungszentrums.