witten. Berthold Knopp leidet an Depressionen. Der 57-Jährige macht eine Verhaltenstherapie bei der psychotherapeutischen Ambulanz der Uni.
- Berthold Knopp hat Depressionen und lässt sich an der Uni Witten/Herdecke behandeln
- Der 57-jährige Illustrator besucht die dortige psychotherapeutische Ambulanz
- Diese therapiert Patienten aus dem ganzen EN-Kreis mit unterschiedlichen Krankheitsbildern
Depressionen – rund 1,3 Millionen Menschen in NRW leiden darunter. In keinem anderen Bundesland gibt es annähernd so viele Betroffene, hat eine Analyse der Barmer gezeigt. Depressionen seien längst eine Art Volkskrankheit, die so früh wie möglich behandelt werden sollte, rät die Krankenkasse. Berthold Knopp kann da nur zustimmen. Seit einem Jahr macht er eine Verhaltenstherapie bei der psychotherapeutischen Ambulanz der Uni Witten/Herdecke. Knopp möchte anderen Erkrankten Mut machen, sich ebenfalls professionelle Hilfe zu suchen.
2009 war der Dortmunder erstmals wegen Depressionen in einer Klinik. „Ich bin manisch-depressiv“, sagt er. „Bei mir wechseln sich extrem leistungsstarke Phasen ab mit tiefen Löchern. Es geht hoch nach oben und steil nach unten: Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt.“
„Ich habe gelernt, mich selber wahrzunehmen“
Früher hat Berthold Knopp 14 bis 16 Stunden täglich gearbeitet. Was ihn körperlich und seelisch krank machte. „Ich war bis zum Jahr 2000 Leiter einer Werbeabteilung eines mittelständischen Unternehmens.“ Mehr Leistung, mehr Anerkennung, mehr Liebe – so habe er gedacht. 2009, bei seinem Zusammenbruch, „da wussten Körper und Kopf nicht mehr, wo es lang ging“. Erst in der Klinik habe er erfahren, dass er an einer Depression leide. Knopps Ehe ging in die Brüche.
In der Verhaltenstherapie bei der psychotherapeutischen Ambulanz der Uni Witten/Herdecke habe er gelernt, „gescheit mit der Depression umzugehen, mich selber zu erkennen, wahrzunehmen“. Die Therapie habe ihm die Möglichkeit gegeben, eine Selbstachtsamkeit zu erarbeiten. „Die normale Bremse. Ich kann heute auch mal Fünfe gerade sein lassen.“
In Herne leitet Knopp eine Selbsthilfegruppe
Die Behandlung sei nicht nur für ihn, sondern auch für seine zweite Ehefrau und seinen 15-jährigen Sohn ein Gewinn, betont der Dortmunder, der seit einigen Jahren als selbstständiger Illustrator sein Geld verdient. „Denn die Familie leidet bei einer solchen Erkrankung mit.“ Knopp nimmt auch Medikamente. „Die wirken unterstützend.“
In Herne leitet er eine Selbsthilfegruppe für depressive Menschen. „Dieser Austausch ist zum Beispiel ganz wichtig für alle, die nach einem Klinikaufenthalt oft monatelang auf einen Therapieplatz warten müssen und solange in der Luft hängen.“
Menschen werden oft jahrelang körperlich behandelt
Prof. Ulrike Willutzki leitet die psychotherapeutische Ambulanz an der Uni, an der sie einen Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie hat. Willutzki weist auf das breite Behandlungsangebot ihrer Ambulanz hin, an die sich nicht nur Depressive wenden können, sondern Menschen mit den unterschiedlichsten psychischen Problemen – von Ängsten, über Essstörungen bis hin zu Zwängen (siehe Text unten). Die Einbindung der Ambulanz in das Department für Psychologie und Psychotherapie der Hochschule ermögliche „eine optimale Vernetzung von Praxis und Forschung“, so die Professorin.
„Wir haben Patienten aus dem ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis, zum Teil auch aus Bochum und Dortmund.“ Im Ruhrgebiet gebe es zu wenige Plätze für psychotherapeutische Behandlungen. Menschen mit psychischen Erkrankungen würden oft jahrelang von Hausärzten wegen körperlicher Beschwerden behandelt, bis klar sei, dass die Psyche des Patienten hinter Symptomen wie etwa Herzrasen, Rückenschmerzen oder einem Schwächegefühl stecke, sagt sie. „Psyche und Körper sind eben eine Einheit.“
>>> DAS BIETET DIE PSYCHOTHERAPEUTISCHE AMBULANZ AN
Die psychotherapeutische Ambulanz der Universität Witten/Herdecke bietet mit ihren Therapeuten ein breit gefächertes Angebot an psychotherapeutischen Behandlungen an – von der Einzelsitzung bis zu speziellen Gruppenangeboten. Geleitet wird die Ambulanz von Prof. Ulrike Willutzki.
An die Ambulanz können sich Menschen wenden, die sich in einer Krisensituation befinden, unter psychischen Problemen, psychosomatischen Symptomen, zwischenmenschlichen Schwierigkeiten oder Ähnlichem leiden. Die Ambulanz bietet Diagnostik und Behandlung unter anderem an bei Depressionen und Burn-out, Ängsten, Essstörungen, Zwängen, Beziehungsproblemen, psychosomatischen Beschwerden, posttraumatischen Belastungsstörungen, Schlafstörungen und psychischen Problemen bei körperlichen Erkranken – darunter auch Krebserkrankungen.
So meldet man sich für ein erstes Gespräch an
Die Kosten einer Behandlung werden – laut Ambulanz – in der Regel von den Krankenkassen übernommen (auch Privatversicherung, Beihilfe, Unfallkasse, Berufsgenossenschaft). Die universitäre psychotherapeutische Ambulanz findet man an der Wittener Uni im Gebäude FEZ an der Alfred-Herrhausen-Straße 44. Wer einen Termin für ein erstes Gespräch vereinbaren möchte, kann sich melden bei:
Tel. 02302/926-633-0 oder über die Webseite der Ambulanz: www.uni-wh.de/upa.