Witten. Wittens zentraler Platz verwandelt sich im September in eine große Bühne. Britta Lennardt will dort Theater unters Volk bringen. Was ist geplant?

Der ganze Rathausplatz eine riesige Bühne? Das gab’s noch nie. Am 9. September wird sich das ändern. Doch nicht nur ein einziges Stück steht dann in Witten auf dem Programm. Vier Stunden lang geht es auf verschiedenen Spielflächen rund. Jeder und jede kann vorbeikommen, kann einfach nur zugucken und staunen oder selbst mitmachen bei diesem vielfältigen Theaterparcours.

Für Britta Lennardt ist es das größte Projekt, das sie je veranstaltet hat. Die 52-Jährige, die seit über 20 Jahren mit ihrem Brille-Theater durch die Lande tourt und für Kinder spielt, möchte damit den Menschen nach der Pandemie etwas Gutes tun. „Wir haben durch Corona so viel verpasst und wollen doch endlich schöne Dinge erleben.“ Dazu passt das Motto „Alles muss raus“.

Wittener Kulturfrau kooperiert mit Gleichgesinnten

Britta Lennardt hat sich ganz viele Gleichgesinnte aus Witten ins Boot geholt: erwachsene Schauspielerinnen und Schauspieler, das Kinder-Ensemble „Razoom“, den inklusiven Verein Meisterwerk Mensch, das Kollektiv „heimlich_laut“ sowie Vertreter aus dem Saalbau, dem Haus der Jugend und Schulen. „Uns alle eint die Liebe zum Theater“, sagt Lennardt. Doch alle hätten gemerkt: Der Zugang zum Theater könnte und sollte leichter sein, sollte mehr in den Schulalltag integriert und auch barrierefrei sein.

All dem will das Projekt auf dem Rathausplatz Rechnung tragen. „Wir werden alles aufmischen, werden Fragen stellen“, so Lennardt, die den Blick auch auf die Schwierigkeiten des Theaterbetriebs richten will. „Für jedes Projekt müssen wir Fördergelder beantragen.“ Das habe für den anstehenden Erlebnisparcours gut geklappt. Schier endlos ist die Liste der Förderer, die von den Stadtwerken bis zum NRW-Ministerium reicht.

„Zwischen Jahrmarktatmosphäre und politischem Karneval“

Erlebnisparcours geht auf Tour

Der Theaterparcours unter dem Motto „Alles muss raus“ findet am Samstag, 9. September, von 11 bis 15 Uhr auf dem Rathausplatz statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig, die Teilnahme kostenlos.

Der Erlebnisparcours feiert zwar in Witten Premiere, wird aber im kommenden Jahr auf Tour durch weitere NRW-Städte gehen. Köln und Münster haben schon zugesagt.

Vor allem aber soll die Aktion Spaß machen. Lennardt beschreibt die Stimmung, die sie sich erhofft, als irgendwas „zwischen Jahrmarktatmosphäre und politischem Karneval“. Auf jeden Fall werde „wildes Gewusel“ auf dem Rathausplatz herrschen, wenn 16 verschiedene Angebote teils parallel stattfinden.

Es wird Walk Acts geben, wie den Stelzenläufer, der durch die Geschichte des Theaters führt. Eine Schauspielerin, die im Rollstuhl sitzt, wird sich als Superwoman, Prinzessin und Pop-Sängerin präsentieren. In einem Zelt werden Geschichten erzählt. Es gibt Videoinstallationen und Improvisationstheater. Wer möchte, kann sich verkleiden und schminken. Und über allem erhebt sich in der Mitte eine Bühnenskulptur mit Hubwagen.

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Für Penelope Heiling jedenfalls klingt das „cool und spannend“. Die 15-jährige Schülerin des Albert-Martmöller-Gymnasiums macht gerade ein Praktikum bei Theaterfrau Britta Lennardt und singt im Soul-Teens-Chor der Creativen Kirche. Ihr gefällt, dass bei der Veranstaltung „so viel passiert“. Nicht nur all ihren Freunden rät sie: „Einfach mal hingehen.“

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„Es ist schön, diesen Ort auf diese Weise zu bespielen“, sagt Britta Lennardt. „Theater gehört auf so einen Marktplatz, muss zu den Menschen gehen.“ Sie wünsche sich, dass alle, die an diesem Tag über den Rathausplatz laufen, stehen bleiben und Anteil nehmen. „Wir sind in der Krise und im Umbruch. Alle sind auf der Suche und nirgends gibt’s Halt.“ Da seien Kunst und Kultur der Kitt, der die Gesellschaft zusammenbringe und zusammenhalte. Ja, das klinge etwas pathetisch, aber: „Kunst und Kultur tun einfach gut.“