Witten/Bochum/Hattingen. Der Dauerregen hat den Aufbau des Zeltfestival Ruhr massiv erschwert. Trotzdem geht’s am Freitag pünktlich los – mit zwei neuen Programmpunkten.

Es reicht ein Blick neben die Bodenplatten und man ahnt, was die 100 Aufbauhelfer in den letzten vier Wochen geleistet haben: 2023 steht das Zeltfestival Ruhr (ZfR) auf Matsch. Der Dauerregen hat das Wiesengelände am Kemnader Stausee in eine knöcheltiefe Schlammwüste verwandelt, Wacken lässt grüßen. Davon wird man zur Eröffnung am Freitag, 18. August, nichts mehr sehen. Schick und im edlen Weiß wird die Zeltstadt an 17 Tagen tausende Besucher empfangen – und überraschen.

„Da war massiver Körpereinsatz nötig, damit wir das hier aus dem Boden stampfen konnten“, sagt Lukas Rüger, einer der drei Veranstalter. 14-mal hat er die Zeltstadt bereits aufgebaut, „aber diesmal hat uns das wirklich getroffen“. Das Gelände musste zunächst mit Pumpen entwässert werden. Erst kamen elektrische, danach motorbetriebene zum Einsatz. Letztlich wurden über 100.000 Liter Wasser abgepumpt, damit der Lehmboden überhaupt trocknen konnte. Vorher sanken die Balken, auf denen die etwa 4000 Schwerlastplatten liegen, immer wieder ein.

Inzwischen kann man in Sneakern sauber über die 12.500 Quadratmeter Holzplatten laufen. Stromkabel und Drainagerohre sind darunter verschwunden. Und von oben scheint inzwischen wieder die Sonne aufs Festivalgelände mit seinen Pagodenzelten, dem Sand-Biergarten und 70 Palmen.

Zeltfestival Ruhr 2023: der Überblick

  • Termin: Freitag, 18. August, bis Sonntag, 3. September 2023
  • Ort: Am Kemnader Stausee, Stadtgrenze Bochum/Witten – Adresse fürs Navi: Querenburger Straße 35, 58455 Witten, Infos: zeltfestivalruhr.de
  • Tickets: Konzertkarten meist zwischen 40 und 60 Euro (inkl. Zugang zum gesamten Außenareal). Tageseintritt fürs Außenareal: 7 Euro an der Tageskasse, 5 Euro im Online-VVK, Kinder unter elf Jahren frei.
  • Öffnungszeiten: Gelände/Gastronomie: montags bis freitags 17 bis 24 Uhr, samstags und sonntags 12 bis 24 Uhr. Markt der Möglichkeiten jeweils nur bis 23 Uhr.
Heri Reipöler (l.) und Lukas Rüger planen und veranstalten das Zeltfestival Ruhr auf der Stadtgrenze Bochum/Witten.
Heri Reipöler (l.) und Lukas Rüger planen und veranstalten das Zeltfestival Ruhr auf der Stadtgrenze Bochum/Witten. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Neues Konzept fürs Außenareal

Die Veranstalter hoffen, dass in diesem Jahr mehr Menschen auf dem Festivalgelände verweilen. In den Anfangsjahren hätte das ZfR je zur Hälfte Tages- und Konzertbesucher gezählt. In den letzten Jahren schwenkte die Quote auf 70 Prozent Konzertbesucher um, was Gastronomie und dem Kunsthandwerkermarkt weniger Einnahmen bescherte.

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„Deswegen haben wir das Konzept fürs Außenareal inhaltlich komplett geändert“, so Heri Reipöler, einer der drei Veranstalter. Die Zeltstadt möchte Treffpunkt werden, „für den man sich mit Freunden verabredet. Wir sind eine attraktive kleine Stadt mit Kulturprogramm, Shopping- und Gastronomieangebot.“ Die schöne Stimmung gibt’s für kleines Geld. Die „Walk In“-Besucher zahlen fünf Euro für die Tageskarte im Vorverkauf, an der Abendkasse sieben Euro.

Noch liegt sie am Boden: Diese Giraffe der Wittener Galerie „Shona Art“ wird das Zeltfestival-Gelände schmücken.
Noch liegt sie am Boden: Diese Giraffe der Wittener Galerie „Shona Art“ wird das Zeltfestival-Gelände schmücken. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Seiltänzer wohnt auf dem Festivalgelände

Deswegen wurde das Gelände offener gestaltet. Statt dem großen „Handwerkerzelt“ gibt es nur Einzelstände. Auf der „Piazza“ läuft weiterhin ab 17 Uhr das Kinderprogramm mit Zauberer Kris, ab 18 Uhr spielt ein Musik-Act mit regionalen Talenten. Im Anschluss macht sich künftig (bei gutem Wetter) Hochseilartist Oliver Zimmermann bereit.

Über das ZfR-Gelände ist ein daumendickes Seil gespannt, in zehn Metern Höhe. Dort geht Oliver spazieren, setzt und legt sich oder stellt sich auf die Hände. „Oliver wohnt während des Festivals hier und kann deswegen immer dann starten, wenn keiner damit rechnet“, erklärt Reipöler das Konzept. „Wir haben den Trapezkünstler auf einer anderen Veranstaltung gesehen und finden, er passt perfekt in die Kulisse.“

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Das zweite neue Format ist ein Live-Podcast, also ein Talk, den man entweder vor Ort oder später als Download anhören kann. Moderatorin Danni begrüßt zum Beispiel Comedian Torsten Sträter oder das Fanta4-Mitglied Thomas D.. Es gibt aber auch schräge Formate, wie „Wer ist der bessere Thomas“, bei dem Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch mit dem VfL-Trainer Thomas Letsch plaudert. Ähnlich spannend dürfte das Gespräch zwischen den Fußballgrößen Christoph Kramer und Anthony Losilla laufen.

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42 Gastspiele – mehr denn je

Die Veranstalter rechnen mit einem neuen Besucherrekord. Es gibt mit 42 Gastspielen mehr denn je, etwa 14 davon seien ganz oder nahezu ausverkauft. Am Mittwoch und Donnerstag werden die Gastronomen, Händler und Kunsthandwerker ihre gemieteten Pagodenzelte beziehen. Und selbst die Aufbaucrew kennt noch keine Pause. Gerade hat Deutschrapper Marteria die Vorgaben für sein Konzert am Samstag geschickt. Mitveranstalter Lukas Rüger reibt sich den Kopf: „Dafür müssen wir den gesamten Strombedarf noch mal aufforsten. Der will offenbar mit einer energetischen Show das Zelt zum Bersten bringen.“