Witten. Rund um den Rathausplatz in Witten leben immer mehr Ratten, so Anlieger. Die Tiere würden vor Menschen wenig Scheu zeigen. Und was tut die Stadt?
Ratten sind aus Innenstädten wohl nie ganz fernzuhalten, besonders viele der Nagetiere tummeln sich wohl rund um den Rathausplatz in Witten. Besucher und ansässige Händler vermuten, dass die Tiere in der seit der Kaufhof-Schließung leerstehenden Tiefgarage hausen. Und: Einige Ratten zeigen kaum Scheu vor Menschen.
Diese Szene hat Passant Dieter Sowa regelrecht aus den Socken gehauen: Am Mittwochmittag, am helllichten Tag, flitzt eine Ratte über den Rathausplatz, mitten durch die Gäste, die sich an den Tischen der Außengastronomien niedergelassen haben. „Auf einmal springen die alle auf und kreischen“, berichtet der 60-Jährige. Stühle seien umgefallen, der Wirt der italienischen Trattoria hätte das Tier dann mit einem Besen vertrieben, bevor es in das Restaurant läuft. Dieter Sowa schüttelt sich: „Das ist doch eklig. So eine richtig dicke, fette Ratte.“ Das Tier sei schließlich in einem Eingang zur Tiefgarage verschwunden.
Wittener Gastronom: Ratten kommen aus Gullys und Tiefgarage
Ein Einzelfall? Davon geht der Kommunale Ordnungsdienst aus, der für die Rattenbekämpfung zuständig ist. Für Einsätze ist dieser auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Der spektakuläre Auftritt der Vierbeinerin auf dem Rathausplatz war tatsächlich eine erste Meldung seit langem. „Deswegen gehen wir mit unserem aktuellen Wissensstand nicht von einer Plage aus. Eine Plage ist dann gegeben, wenn an einer Stelle über mehrere Tage hinweg mehrere Tiere auftauchen und auch deutliche Rattenspuren zu sehen sind, etwa Kot, Fraßspuren oder Löcher“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer.
Alireza Kordbacheh von der Trattoria Pavarotti schätzt die Lage anders ein: „Wir haben ein Riesenproblem auf dem Rathausplatz. Die gehen hier ab 22 Uhr spazieren“, beschreibt er seine Erfahrungen. Wie und wo die Tiere leben, wisse jeder Anlieger: Sie kommen abends aus den Gullys und der Tiefgarage hervorgekrochen. Seit Schließung des Kaufhofs im Oktober 2021 steht diese bekanntlich leer. Für Verkehr sorgen dort nur noch die Ratten.
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„Ich betreibe seit zehn Jahren die Trattoria“, so Kordbacheh, aber die Zahl der Tiere „ist definitiv mehr geworden“. Deshalb passe sein Team ständig auf, fege etwa den Vorplatz, damit dort keine Krümel oder Essenreste liegen. „Pflege ist das halbe Leben“, sagt er. Neu sei für ihn, dass sie die Tiere – wie etwa die Mittwochs-Ratte – sich so unbeeindruckt Menschen nähern würden.
Auch Uwe, Stammgast in der Kneipe „Café Cuba“, hat schon mehrfach Tiere gesichtet. Er hat auch eine Erklärung, warum sich die Nager auf dem Rathausplatz so wohl fühlen: Unter der Treppe zum Celestianbau gibt es einen offenen Verschlag für die Mülltonnen. Uwe glaubt: Als dort noch das asiatische Restaurant ansässig war, wurden dort auch Lebensmittelreste entsorgt. Während Uwe vor dem Casa Cuba seinen Kaffee schlürft, fällt der Blick auf die Reste des Wochenmarkts, der gerade abgebaut wird. Auch hier bleibt vieles liegen, über das sich Ratten freuen, der Tisch ist reichlich gedeckt. „Würden die Mülltonnen verschlossen und die Menschen nicht so viel liegen lassen, hätten wird das Problem nicht“, glaubt der Frührentner.
ESW legt regelmäßig Giftköder aus
So kann man Ratten melden
Wenn man eine Ratte in der City sieht, muss man das der Stadt melden. Dies ist sogar amtlich in §11 der Ordnungsverordnung geregelt. In Absatz 3 heißt es: „Rattenbefall ist unverzüglich der Stadt anzuzeigen.“
Am einfachsten kann man die Tiere über den Mängelmelder melden: daiswat.witten.de. Das gilt auch für andere Missstände (wilde Müllkippe, kaputte Straßenlaterne). „Man möge uns auf diesem Kanal informieren, dann kümmern wir uns“, verspricht die Stadt.
Dabei bekämpft die Stadt schon seit langem die Nager in der Stadt. Die ESW (Entwässerung Stadt Witten) legt in den Kanälen unter dem Rathausplatz regelmäßig Köder aus, zuletzt in diesem Monat, so Stadtsprecher Schäfer. Der Ordnungsdienst werde nun verstärkt auf Spuren von Ratten achten. „Sollte sich am Eingang zur Tiefgarage ein Befall zeigen, werden wir den Eigentümer auffordern, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“ Denn die Stadt kann die Population nur auf öffentlichen Flächen bekämpfen, auf Privatgrund – die Tiefgarage gehört Saller-Immobilien aus Weimar – sind ihr die Hände gebunden.
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Im Falle der Mittwochs-Ratte hat die Bekämpfung gewirkt. Am Donnerstagfrüh wurde sie von den Markthändlern tot unter einer Laterne gefunden. Sie ist vermutlich an den Folgen des Köders gestorben – die wirken zeitverzögert.
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