Witten. Bei einem Ortstermin im Hammertal hat die Stadt Witten versucht, die Gemüter im Streit um wegfallende Parkplätze zu beruhigen. Ob das gelang?

Die Fronten im Hammertal sind verhärtet. Die Straßenmarkierungen im Ortskern entsprechen nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. Durch eine Änderung würden einige Parkplätze wegfallen. Das erzürnt die Anwohner und Händler. Bei einer Infoveranstaltung vor Ort hat die Stadt versucht, die Gemüter zu beruhigen – doch die sind erst richtig hochgekocht.

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Rund 30 Anwohner und Händler haben sich morgens vor der Fleischerei Wohlfahrt versammelt und reden auf die Vertreter der Stadt ein. Sie verstehen die Welt nicht mehr. „Warum will uns die Stadt die Stellplätze wegnehmen? Der Ortsteil stirbt aus“, heißt es aus der Menge.

Angefangen hat alles mit einem Verkehrsunfall an der Sparkasse. Wenn bei einem Unfall Menschen zu Schaden kommen, ermittelt die Polizei. Sie soll mögliche Gefahren im Verkehr erkennen und der Stadt Vorschläge unterbreiten, wie diese beseitigt werden können. Genau so ist es auch passiert. „Bei der Sichtung der Unfallfotos ist uns aufgefallen, dass die Markierung des Radfahrschutzstreifens nicht der Vorschrift entspricht“, erklärt Hauptkommissar Michal Ochmann.

Stein des Anstoßes: Der Abstand zwischen dem Radschutzstreifen und den schräg parkenden Autos (re.) ist zu gering.
Stein des Anstoßes: Der Abstand zwischen dem Radschutzstreifen und den schräg parkenden Autos (re.) ist zu gering. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Damit sich Auto und Rad auf der Straße nicht in die Quere kommen, sieht das Gesetz seit 2006 einen Sicherheitsabstand zwischen dem Radfahrschutzstreifen und Bürgersteig vor. Dadurch wird der Radverkehr zwar weiter in die Fahrbahn verschoben, aber auch der Abstand zu parkenden Autos vergrößert.

Gerade zwischen Haus Hammertal und dem Supermarkt erhöht das aus Sicht von Stadt und Polizei die Sicherheit für Rad- und Autofahrer. Dort gibt es auf Seite der Fleischerei 15 schräge Stellplätze. Wer hier rückwärts ausparkt, steht direkt auf dem Radschutzstreifen. Ein zusätzlicher Trennstreifen würde das verhindern. Doch dafür müssen sechs öffentliche Stellplätze weichen. All dies versucht Sebastian Paulsberg, der Leiter des Planungsamtes, den Anwesenden zu erklären.

Stadt Witten sieht sich in der Pflicht

Durch den Hinweis der Polizei sieht er sein Amt in der Pflicht zu handeln. Die Straße „Im Hammertal“ ist zwar nicht als Unfallschwerpunkt bekannt. Doch sollte hier jemand zu Schaden kommen, seien er und seine Mitarbeiter in der Verantwortung.

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Bei den Bürgerinnen und Bürgern macht sich langsam die Erkenntnis breit, dass es bei dem Ortstermin mit der Verwaltung nicht darum geht, ob die Fahrbahn neu, sondern wie sie markiert wird. All ihre Einwände laufen dabei ins Leere: Tempo 30? Ist rechtlich nicht möglich, dafür bräuchte es eine Kita oder ein Seniorenheim. Eine Umleitung der Radfahrer über eine alte Kleinbahntrasse? Die verläuft über ein Firmengelände und löst das Problem in der Straße nicht. Paulsberg macht den Teilnehmenden wenig Hoffnung: „Wir müssen es nach geltendem Recht umsetzen.“

Die Parkzeit begrenzen?

Mit einer Begrenzung der jeweiligen Parkzeit könnten die wegfallenden Parkplätze vielleicht etwas wettgemacht werden. In der Tat tut sich auf den Stellplätzen an diesem Morgen wenig. Die meisten scheinen von Dauerparkern und Anwohnern belegt zu sein. Doch auch diese Parkplätze will niemand aufgeben. Janine Hummerich ist im Hammertal geboren und von der Diskussion sehr bewegt. Sie spricht sich für eine Umleitung aus. Ob auch eine Art Parkscheibenregelung das Problem lösen könne? „Versuch macht klug.“

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Ende des Monats tagt der Verkehrsausschuss, dann muss die Politik eine Entscheidung treffen. „Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin der Meinung, dass man die Straße so lassen sollte, wie sie ist, und den Radweg an anderer Stelle zu Ende bringt“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Martin Kuhn, der selbst in Buchholz lebt. Wie das rechtlich funktionieren soll, verrät er allerdings nicht.