Witten. Die Quabed nutzt den Lockdown und renoviert ihre “Kantinetti“ an der Annenstraße in Witten. Zukünftige Gäste dürfen gespannt sein.
Ein Gastraum in freundlicheren Farben und eine Speisekarte, die viel mehr bietet als bisher - das erwartet die Besucher der Kantinetti an der Annenstraße in Witten nach dem Lockdown. "Wir nutzen die derzeitige Schließung zum Umbau", sagt Jan-Dirk Hedt, Geschäftsführer der Quabed, die das Bistro betreibt.
Gerade herrscht ein wenig Chaos in den Räumen, denn es wird kräftig gewerkelt. Die Küche sieht schon ganz gut aus. Sie hat an Raum gewonnen, die Ausgabetheke wurde um 90 Grad geschwenkt. Auf dem Boden liegen jetzt Fliesen statt Linoleum. Auch die Wände sind nun gekachelt, die Glasfasertapete musste weichen. Nun sei alles noch viel hygienischer, sagt der Quabed-Geschäftsführer - nicht verkehrt in diesen Zeiten.
Wittener Quabed-Chef: Bislang fehlte die Zeit zum Renovieren
Bis zu sechs Langzeitarbeitslose gleichzeitig hat die Quabed (Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft der Diakonie Ennepe-Ruhr/Hagen) dort bislang geschult. Nach der Vergrößerung und Modernisierung könnten es dann acht oder neun werden, so Jan-Dirk Hedt. "Der Bedarf ist da."
Schon länger hat der Quabed-Geschäftsführer mit dem Gedanken gespielt, die Kantinetti, in der auch Leute von außerhalb speisen können, zu renovieren. "Die war viel zu dunkel und nicht wirklich einladend." Das Problem: Es fehlte an Zeit. "Wir haben genug zu tun", hörte Hedt von den Mitarbeitern. Doch dann kam Corona. Und endlich, im zweiten Lockdown, haben sie es angepackt - mit einer 20.000-Euro-Förderung der Aktion Mensch.
Von der Graupensuppe bis zum veganen Burger
"Wir haben die Zeit also intensiv genutzt, um nach Corona gut aufgestellt zu sein", gewinnt der Quabed-Chef dem Lockdown durchaus ein wenig Positives ab. Natürlich seien Einnahmen weggefallen. Aber die Kantinetti sei auch nur ein Teil der Quabed, die insgesamt sieben Qualifizierungsmaßnahmen mit etwa 150 Plätzen anbietet. Da falle das nicht so sehr ins Gewicht wie bei anderen Gastronomen.
Jedenfalls können sich die Besucher, wenn sie irgendwann wieder kommen dürfen, auf einen neu gestalteten Gastraum freuen. Die Wände, vormals dunkelblau, leuchten bald hell und freundlich. Weil eine Wand entfernt werden konnte, fällt mehr Tageslicht in den hinteren Bereich. Aber das ist noch nicht alles. Auch die Speisekarte soll dann mehr zu bieten haben.
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Keine Sorge: Die heiß begehrte Graupensuppe, die vor allem den vielen Senioren so gut schmeckt, wird es weiterhin geben. Ebenso Erbsen- und Linsensuppe, außerdem Spitzkohleintopf, "den Sie kaum woanders finden", sagt Hedt. Auch Freunde von Currywurst und Braten kommen nach wie vor auf ihre Kosten. Doch jenseits der westfälischen und ruhrgebietstypischen Küche setzt die Kantinetti in Zukunft ganz trendy auf vegetarische und vegane Gerichte.
Der Quabed-Chef denkt da nicht nur an Blumenkohl-Auflauf, sondern auch an Exotisches wie Jackfrucht-Burger. "Wir kochen dann nicht einfach nur ohne Fleisch. Es soll auch gut und lecker sein." Hedt vermutet: "Viele sind während der Pandemie wach geworden und gehen mit einem neuen Gesundheitsbewusstsein aus der Krise." Dem wolle man mit dem neuen Angebot rechtzeitig Rechnung tragen.
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Die Pandemie stellt auch die Quabed vor Schwierigkeiten. So sei es oft problematisch, die Leute zu erreichen, die zwar qualifiziert werden sollen, aber wegen der Kontaktbeschränkungen nicht kommen dürfen. Online zu kommunizieren, sei kaum möglich. "Wer wenig Geld hat, kann sich kein stabiles Internet leisten", sagt Quabed-Chef Jan-Dirk Hedt.
Deshalb schreibe die Quabed in der Krise tatsächlich wieder viele Briefe, in denen sich Arbeitsblätter sowie frankierte und bereits adressierte Rückumschläge befinden. Das, so Hedt, sei für die Betroffenen realistisch umzusetzen.