Witten. Witten will seine Schulen für mehr OGS-Plätze umbauen. Die Grünen sorgen sich um zwei Brennpunktschulen. Sie stehen weit hinten auf der Liste.
Die Stadt Witten will und muss bis 2026 deutlich mehr Plätze im Offenen Ganztag der Grundschulen (OGS) schaffen. Denn dann besteht ein Rechtsanspruch auf einen Platz. Der Jugendhilfeausschuss hat nun grünes Licht für den Fahrplan der Verwaltung gegeben.
2500 statt 1700 Kinder werden im Jahr 2026 eine OGS in Witten besuchen, so lautet die Prognose. Doch aktuell platzen viele Betreuungsräume – und vor allem die Mensen – schon aus allen Nähten. Praktisch jede Grundschule muss erweitert oder umgebaut werden, um zusätzliche Kinder aufnehmen zu können. Deshalb sollen künftig alle Räume in den Schulen multifunktional sein, also mal als Klassenraum, mal als Raum für die OGS-Betreuung genutzt werden.
Nicht jeder Wittener Lehrer oder Betreuer mag multifunktionelle Räume
„Da werden wir viele Widerstände abbauen müssen“, sagte dazu Heiko Müller, beim Jugendamt zuständig für Kitas und OGS. Denn noch immer gebe es Lehrerinnen und Lehrer, die „ihren“ Klassenraum verteidigen würden. Ebenso aber auch OGS-Betreuerinnen und -Betreuer, die ihre Zimmer ebenfalls nicht teilen wollten. Hier müsse man ins Gespräch gehen.
Insgesamt 30 Millionen Euro wird der Umbau der Grundschulen voraussichtlich kosten. Die Stadt hofft auf Fördermittel in Höhe von 20 Millionen. „In die Mensen müssen wir das meiste Geld reinstecken“, so Müller. Denn Ziel ist hier, so viele Sitzplätze zu schaffen, dass die Kinder künftig an jeder Schule in zwei Schichten essen können – heute sind es teilweise vier Schichten.
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Grüne: Schulen in sozialen Brennpunkten früher in den Blick nehmen
Kritik an der geplanten Reihenfolge der Umbaumaßnahmen kam von den Grünen. Denn bislang stehen die Bredde- und die Gerichtsschule auf der Prioritätenliste der Stadt weit hinten. Sie gelten als eher nicht dringlich. „Im Schulsozialindex stehen sie aber ganz oben“, so Liane Baumann. Bei ihnen handelt es sich also um Brennpunktschulen, an denen sich besonders viele soziale Probleme ballen. „Dort sollte die OGS doch prioritär entwickelt werden“, sagte die Grünen-Ratsfrau.
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Man habe auch diese Schulen bereits im Blick, versicherte Müller. So habe man etwa in den Räumen des Hauses der Jugend bereits nach Möglichkeiten gesucht, dort eine Küche für die OGS der benachbarten Breddeschule unterzubringen. Leider sei dies nicht möglich. Man suche nun nach Alternativen.
Reihenfolge nicht starr
Zudem sei die Reihenfolge der anstehenden An- und Umbauten nicht starr, vieles werde parallel laufen. Die Priorisierung sei mit Blick auf bauliche Aspekte getroffen worden. So stehe etwa die Herbeder Grundschule ganz oben, weil dort bereits genug Platz vorhanden ist. Denn seit dem laufenden Schuljahr startet an der Wilhelmstraße nur noch eine erste Klasse ins Schulleben, nicht mehr wie zuvor zwei. „Dort müssen wir nur räumlich optimieren und werden auch zügig fertig sein“, so Müller.
Man starte generell auch dort, wo der Druck am höchsten sei, sprich wo viele Kinder trotz Anmeldung ohne Betreuungsplatz bleiben – etwa an der Brenschenschule in Bommern, wo im laufenden Schuljahr eine ganze Klasse keinen OGS-Platz bekommen hat.
Herbeder Grundschule wir noch in diesem Jahr umgebaut
Dort sind aber, wie auch an der Crengeldanz- und Erlenschule sowie an der Rüdinghauser Grundschule die Platzverhältnisse schwierig. „Wir ahnen bereits, dass wir nicht überall ohne Anbau auskommen werden“, sagt OGS-Experte Müller. Wo genau das sein wird, müssten aber kommende Ortsbegehungen noch zeigen. Als nächstes wollen Jugendamt und Gebäudemanagement sich die Bruchschule genauer ansehen.
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In Herbede soll der Schulumbau bereits in diesem Jahr starten. Die anderen Schulen müssen noch länger warten. Die laut Stadt kurzfristig möglichen Maßnahmen werden wohl erst ab 2024 oder sogar 2025 ausgeführt werden. Die anderen Schulen sind dann noch später dran. Müller ist aber optimistisch, dass man zum Schuljahr 25/26 den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllen können wird. Denn zunächst gilt dieser Anspruch nur für die neuen Erstklässler.
Familiengrundschulzentren in Brennpunkten
Die Bredde- und die Crengeldanzschule sind bereits Familiengrundschulzentren und Teil des Projekts „Kinderstark“. Schüler, Eltern und Lehrkräfte sollen sich dort gemeinsam darum kümmern, das Beste aus ihrer Schule herauszuholen. Letztendlich soll so sozial benachteiligten Jungen und Mädchen Aufstieg durch Bildung ermöglicht werden. Die Schulen sollen sich aber auch zu einem Veranstaltungs- und Begegnungsort im Quartier entwickeln.
72.000 Euro erhält die Stadt pro Jahr vom Land für den Aufbau der Grundschulzentren. Fünf sollen es einmal werden, die das Jugendamt nach dem Schulsozialindex ausgewählt hat. Als nächstes wird in diesem Jahr die Gerichtsschule Familienzentrum werden. Auch Erlen-, Baedeker- und Pferdebachschule haben laut Index mit größeren Herausforderungen zu kämpfen als andere Grundschulen.