Witten. Die Breddeschule ist die zweite Grundschule in Witten, die nun Familienzentrum ist. Für das Projekt gibt es viele gute Ideen, aber wenig Geld.
Was Kitas schon lange können, das können Grundschulen jetzt auch – nämlich Familienzentren werden. Das heißt: Schüler, Eltern und Lehrkräfte kümmern sich gemeinsam darum, das Beste aus dem Lernort zu machen. Nach der Crengeldanzschule ist nun die Breddeschule in Witten als Familienzentrum eingeweiht worden. Bei windigem Wetter wurde das mit einem Fest gefeiert, wobei allen nicht ganz klar ist: Was heißt das jetzt überhaupt?
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„Ich weiß nicht“, antwortet eine Mutter auf die Frage lachend. „Bekommt die Schule jetzt vielleicht mehr Geld? Oder mehr Personal?“ Nein, das nicht. Zunächst einmal nur viele Worte und ein lustiges Wimmelbild im Treppenhaus. Es zeigt, wie sich Kinder, Eltern und Lehrkräfte ihre Breddeschule künftig vorstellen. Diese Visionen sind eher zarte Pflänzchen, die mit dem Startschuss am Dienstag (20.12.) gesetzt wurden. Kräftig gießen können – oder wollen – weder Kommune noch Landesregierung.
72.000 Euro für Aufbau von fünf Grundschulzentren
Die Familiengrundschulzentren sind Teil des Projekts „Kinderstark“. Damit will die Stadt Witten sozial benachteiligten Jungen und Mädchen einen leichteren Aufstieg durch Bildung gewähren. 72.000 Euro erhält die Stadt pro Jahr vom Land für den Aufbau der Grundschulzentren. Fünf sollen es einmal werden, die das Jugendamt nach dem Schulsozialindex ausgewählt hat. Nach der Crengeldanzschule und der Breddeschule geht 2023 noch die Gerichtsschule an den Start, zwei weitere Schulen befinden sich noch in der Vorbereitungsphase. Letztlich können die Grundschulen selbst entscheiden, ob sie willens sind, dieses zusätzliche Engagement zu stemmen. Sie bekommen dabei tatkräftige Unterstützung von Meike Hornbostel vom Düsseldorfer „Institut für soziale Innovation“.
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Der Ansatz dabei: In der Grundschule wird künftig nicht mehr nur gelernt, das Gebäude wird auch eine Art Treffpunkt im Quartier. Dort können Sprachkurse oder handwerkliche Workshops stattfinden, Fahrräder verliehen oder eine Bibliothek installiert werden. Ein „Elterncafé mit Dolmetscher“ schwebt Breddescchulleiterin Tanja Preising vor. Bereits jetzt ist an der Breddeschule auch nachmittags viel los: Es gibt neben der OGS die Zusammenarbeit mit dem angrenzenden Haus der Jugend. Aber die Mitarbeitenden hätten gern mehr Kontakt zu den Eltern ihrer 181 Schützlinge, die oftmals ein Grund seien, warum Bildungschancen vertan werden. Es gebe Eltern, die kein Wort Deutsch sprechen oder einfach nie auftauchen. Bei der Einweihungsfeier redet Bürgermeister Lars König, der übrigens selbst als Kind die Breddeschule besucht hat, den Eltern ins Gewissen: „Wir als Stadt können nur den Rahmen schaffen. Sie haben es in der Hand, ob ihre Kinder später ihre Träume verwirklichen können.“
Näh-Workshop an der Crengeldanzschule
Welche Bilanz zieht die Crengeldanzschule nach einem halben Jahr als Familienzentrum? Erdacht wurde ein „Erste-Hilfe-Zelt für alles“: Dort können Kinder hinkommen, wenn sie sich verletzt haben oder auch einen Streitschlichter brauchen. Und es gibt einen kleinen Näh-Workshop, ehrenamtlich organisiert, der immer besser angenommen wird.
Große Sprünge kann auch dieses Familienzentrum nicht machen, „aber wir haben den Mut zu kleinen Schritten“, sagt der städtische Jugendhilfeplaner Michael Lüning. „Wir hoffen, dass das Land die Grundschulzentren dauerhaft finanziert und diese gute Ideen weiterleben kann“, fordert er. Wie erfolgreich die Idee ist, zeigen die Kitas, die ja einen ähnlichen Prozess durchlaufen haben. Inzwischen bekommt jede dieser Einrichtungen 13.000 Euro pro Jahr vom Land und auch in den Köpfen hat es verfestigt, dass das Gebäude nicht nur Kita ist, sondern eben ein Zentrum für die ganze Familie im Quartier.