Witten. Bei einem Infoabend zum Thema Starkregen und Hochwasser haben die Stadt und das DRK Witten Tipps gegeben. Das können Betroffene tun.

Volles Haus beim DRK: Bei einem Informationsabend zum Thema „Starkregen“ und „Hochwasser“ des Kreisverbands Witten war jeder Stuhl belegt. Etwa 50 Bürger wollten wissen, wie sie ihre Häuser bei der nächsten Flut besser schützen können. „Ich bin etwas überwältigt, dass wir so viele sind, aber da merkt man, wie wichtig das Thema ist“, sagte Quartierskoordinatorin Leonie Stapelfeldt vom DRK Witten.

Starkregenereignisse nehmen auch in Witten zu

Starkregenkarte im Netz

Wittenerinnen und Wittener können im Internet die Starkregengefahrenkarte der Stadt Witten abrufen, darauf ihr Grundstück suchen und einsehen, inwiefern das Eigenheim im schlimmsten Fall betroffen sein könnte.

Leonie Stapelfeldt (DRK) rät Betroffenen, sich vor dem Kauf von Rücklaufklappen bei der Stadt oder Verbraucherzentrale zu informieren. „Gerade seit der Hochwasserkatastrophe gab es viele Firmen, die für teures Geld ihre Produkte angeboten haben und nach dem Kauf haben die Leute nie wieder etwas gehört.“

Bis zum Sommer können Betroffene noch Fördergelder vom Land NRW beantragen: 80 Prozent der Hochwasserschäden, die im Juli 2021 in Privathaushalten entstanden sind, werden übernommen. Die restlichen 20 Prozent kann der DRK Witten aufgrund der vielen Spenden nach der Katastrophe übernehmen. Mehr Infos: leonie.stapelfeldt@drk-witten.de.

Mit dabei ist auch Tobias Wanders, seit 2020 erster Starkregen-Risikomanager der Stadt. Der Experte für Entwässerung berät Menschen, was sie tun können. Gleichzeitig unterstützt er die Stadt, wie diese regenfester werden kann. „Starkregenereignisse nehmen zu und es ist definitiv an der Zeit, sich darauf einzustellen“, sagte der Ingenieur. Gerade in den Sommermonaten werden die Unwetter bekanntlich immer intensiver und häufiger. „Das kann dramatische Folgen haben“, warnte Wanders.

Lesen Sie auch:

Unvergessen ist die Jahrhundertflut vom 14. Juli 2021, die auch Teile von Witten stark heimsuchte. Vor allem die Gebiete rund um die Straße „In der Lake“ in Herbede und Annen wurden geflutet, ebenso der Campingplatz an der Uferstraße in Bommern. Viele der damals Betroffenen nutzten die Gelegenheit, sich nun zu informieren.

Auch der Campingplatz Steger wurde im Sommer 2021 schwer von der Jahrhundertflut getroffen.
Auch der Campingplatz Steger wurde im Sommer 2021 schwer von der Jahrhundertflut getroffen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Mir ist klar, dass wir privat Maßnahmen ergreifen müssen, um uns zu schützen. Aber das kann finanziell doch kein Mensch stemmen“, sagt ein Besucher, der „In der Lake“ wohnt. Sorgen bereitet ihm vor allem, dass sich seit dem Hochwasser nicht wirklich viel getan habe. „Ich sehe das doch immer noch, wenn es stark regnet: Das Wasser fließt nicht in die Ruhr ab, sondern in Richtung der Häuser, weil die Auen zugebaut sind.“

Lesen Sie auch:

Das Umrüsten auf mehr Schutz gegen Starkregenbrauche viel Zeit, so Tobias Wanders. Das Problem: „Die Kanalisationen müssten dreimal so groß sein. Das kriegen wir aber weder technisch noch wirtschaftlich hin. Die Abwassergebühren würden in diesem Zuge immens steigen“, sagte der Risikomanager. Deshalb müsse es andere Lösungen geben. um Gebäude und Bewohner zu schützen.

Katastrophenschutz soll bei Planungen mit berücksichtigt werden

Alle sind zuständig, der private Bürger ebenso wie die Stadt: Starkregen-Risikomanager Tobias Wanders sprach beim DRK darüber, wie man sich besser schützen kann.
Alle sind zuständig, der private Bürger ebenso wie die Stadt: Starkregen-Risikomanager Tobias Wanders sprach beim DRK darüber, wie man sich besser schützen kann. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Zumindest soll bei allen neuen Planungen innerhalb der Stadt nun auch immer der Katastrophenschutz berücksichtigt werden. Ein Rezept wären mehr Freiflächen, auf die das Wasser im Fall der Fälle fließen kann. Im Gegenzug sollen betonierte Flächen entsiegelt werden. Ehemalige Gräben und Fließgewässer wie zum Beispiel der Kamperbach sollen reaktiviert, Kanäle und Regenrückhaltebecken vergrößert werden. Außerdem soll es mehr begrünte Dächer geben, die Feuchtigkeit speichern können.

Ziel ist vor allem ein alternativer Umgang mit Regenwasser. Es soll an anderen Orten als in der Kanalisation gespeichert werden, dort, wo es keinen Schaden anrichtet und im besten Fall in Trockenzeiten zum Bewässern von Bäumen dient. Jeder Einzelne muss sich schützen. Die Zuständigkeit ist gemeinschaftlich und liegt sowohl bei der Stadt als auch bei den Privathaushalten“, sagt Tobias Wanders.

Risikomanager kommt persönlich vorbei

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++

Was das für die Bevölkerung heißt? Wer laut Risikokarte in einem hochwassergefährdeten Gebiet lebt, sollte sich individuell beraten lassen, wie man sein Zuhause sichern kann. Dafür kommt Wittens Risikomanager persönlich vorbei. Auch die Verbraucherzentrale und das DRK Witten beraten bei Fragen und geben ganz praktische Tipps. Vor allem Rücklaufklappen oder eine Abwasserhebeanlage können im Falle des Falles zum Beispiel Abhilfe verschaffen. Finanziell gefördert werden solche Investitionen von Privathaushalten aber noch nicht.

+++Folgen Sie jetzt auch dem Instagram-Account der WAZ Witten+++