Witten. Die neue Starkregen-Karte der Stadt Witten zeigt an, wo der Kanal nach Unwettern voll ist. Je blauer die Fläche, desto höher steht das Wasser.
Hausbesitzer können sich ab sofort darüber informieren, ob ihr Heim bei Starkregen gefährdet ist. Die Stadt hat eine Karte erstellt, die anhand verschiedener Blautöne zeigt, wo sich in Witten im Extremfall besonders viel Wasser ansammelt. Auf diese Weise können sie Vorsorge treffen, damit der Keller beim nächsten Unwetter nicht überflutet wird, so Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Doch auch die Stadt kann mit der Karte zukünftige Bauprojekte besser planen.
Immer wieder stand die Senke an der Annenstraße in Höhe der Schleiermacherstraße bei starkem Regen unter Wasser. Der Wannenbach verwandelt sich nach kräftigen Güssen regelmäßig in ein reißendes Gewässer, das bis zu den Gärten und Häusern an der Herbeder Straße vordringt. Diese Schwachstellen sind bekannt und leuchten auf der Karte dunkelblau. Weil sich aber angesichts des Klimawandels solche Starkregenereignisse häufen werden, bietet die Karte Anhaltspunkte, wo weitere Gefahr durch das Wasser droht, wenn der Kanal voll ist.
Wittener Karte basiert auf Simulation eines 100-jährigen Regenereignisses
Die Darstellung bezieht sich nicht auf ein realistisches Ereignis. Als Basis dient die Simulation eines Regenereignisses, wie es alle 100 Jahre einmal vorkommt, erklärt Tobias Wanders – Wittens erster Starkregen-Risikomanager. Das entspreche Stufe sieben auf einer Skala von zwölf Stufen und bedeutet, dass pro Stunde 50 Millimeter Regen fallen. Zum Vergleich: Der letzte sintflutartige Regen im September 2019 entsprach Stufe fünf, im Juni 2013 sogar Stufe sieben, erklärt Rainer Gerlach. Er leitet den Bereich Kanalbau und Kanalunterhaltung bei der Entwässerung Stadt Witten (ESW). Dort ist auch Wanders’ Stelle angesiedelt.
Farbe Blau gibt Wasserstand an
Die Starkregen-Gefahrenkarte ist im Internet zu finden unter: geoportal.stadt-witten.de. Sie zeigt für das komplette Stadtgebiet in verschiedenen Blautönen an, wie hoch das Wasser jeweils stehen könnte. Je dunkler das Blau, desto höher steht das Wasser. Hausbesitzer können ihre Adresse eingeben und sehen dann den entsprechenden Ausschnitt.
Wer Fragen hat, kann sich an Risikomanager Tobias Wanders wenden: tobias.wanders@entwaesserung-witten.de oder 9173 771. Mehr Informationen zum Thema Starkregen in Witten gibt es außerdem unter www.witten.de/starkregen.
Der 33-Jährige Wanders koordiniert städtische Maßnahmen, kümmert sich aber auch um die Sorgen und Nöte der Bürger. Denn jeder private Hauseigentümer, betont der Stadtbaurat, sei dazu verpflichtet, selbst Vorsorge vor Überflutungsschäden zu treffen – und sei es nur durch den Bau eines Randsteins vor dem Kellereingang. Möchte jemand ein neues Haus errichten, kann er beim Blick auf die Karte sehen, ob der Standort gefährdet ist und dies gleich mit in die Planung einbeziehen. Auch Investoren und Architekten helfe die Karte also weiter, so Wanders. Gleiches gelte natürlich für die Stadt.
ESW plant Erhöhung der Spundwand am Unterlauf des Wannenbachs
Deren Kanalnetze reichen nur für normale Niederschläge aus. Trotzdem wolle man nicht etwa neue Kanäle für Misch- und Regenwasser bauen, um für Starkregen gerüstet zu sein. „Es ist technisch und finanziell nicht machbar, überall Rohre mit drei Metern Durchmesser in Straßen zu verlegen“, sagt Experte Gerlach. Aber man könne zum Beispiel Wasser von Straßen sofort in Gewässer ableiten, natürlich indem man es zuvor reinigt, etwa von Bremsrückständen der Autos.
Am Unterlauf des Wannenbachs plant die ESW, die Spundwand zwischen Herbeder und Sprockhöveler Straße zu erhöhen. Auch soll das Verbundwasserwerk durch ein Hochwasserschutztor gesichert werden. Schließlich, so Gerlach, sei der ökologische Ausbau des Baches geplant, der stellenweise noch durch Betonschalen fließe. Er hofft, dass das Projekt noch dieses Jahr starte.
Auch der Walfischbach soll langfristig mehr Platz bekommen. Der Pferdebach wird umgestaltet. „Und auch die Rauhe Egge haben wir im Blick“, sagt Stadtbaurat Rommelfanger. Dort, im Hammertal, hatte sich im Mai 2012 ein Wolkenbruch entladen und alles unter Schlamm und Wasser gesetzt. Ein Wettergutachten hatte damals bescheinigt, dass es sich um den stärksten Niederschlag gehandelt habe, den es in Witten seit den Aufzeichnungen gegeben hat. Doch trotz der neuen Karte sei klar: „Wir können nicht alle Gefahren bereinigen.“
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