Witten. Der Stadtentwicklungsausschuss hat einen neuen Bebauungsplan fürs Wickmanngelände in Witten beschlossen. Diese Läden sind künftig nicht erlaubt.

Das Drama um das ehemalige Wickmanngelände steuert auf seinen letzten Akt zu. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima (ASUK) ist nun tatsächlich ein neuer Bebauungsplan (B-Plan) beschlossen worden. Jetzt muss er nur noch durch den Rat.

Die Diskussion um den Standort in Annen hat Politik und Verwaltung lange beschäftigt. Nachdem der Sicherungshersteller Wickmann das rund 40 000 Quadratmeter große Areal 2005 verlassen hatte, schossen die neuen Nutzungen wie Pilze aus dem Boden. Fachmärkte, von Betten bis Tierbedarf, haben sich dort angesiedelt. Lidl, Netto und Deichmann, Kik und dm sind inzwischen dort ebenfalls vertreten.

Stadt Witten will Entwicklung besser steuern

Als Michael Schöpke (SchöWo Wohnbau) einen 3800 m² großen Elektro-Fachmarkt (Berlet) errichten wollte, hatte die Stadt diesem Vorhaben aber per Bebauungsplan und Veränderungssperre einen Riegel vorgeschoben. Hauptargument war der Schutz des Einzelhandels im Annener Zentrum und in der City. Schöpke klagte 2014 gegen den Bebauungsplan. Mit Erfolg. Die Genehmigung für einen Elektromarkt von 1500 m² gilt noch immer – gebaut worden ist er nie.

Mit seinen zahlreichen kostenlosen Parkplätzen ist das Gelände in Annen ein Konkurrent für die Innenstadt.
Mit seinen zahlreichen kostenlosen Parkplätzen ist das Gelände in Annen ein Konkurrent für die Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Doch das Thema Wickmanngelände ist weiterhin aktuell. Die Stadt will nun einen neuen Bebauungsplan aufstellen – um zu große Geschäfte künftig ausschließen zu können. Die Entwicklung solle besser gesteuert werden, heißt es. Denn mit seiner Fläche, den kostenlosen Parkplätzen und der guten ÖPNV-Anbindung könnten die Geschäfte „auf der grünen Wiese“ der kriselnden Innenstadt künftig gefährlich werden. Genau das will die Stadt verhindern.

Schuhe, Sport- und Spielwaren nicht mehr erlaubt

Welche Läden problematisch für die City sein könnten, das hat das Dortmunder Stadtplanungsbüros „Stadt + Handel“ erforscht. Seine Einzelhandelsanalyse ist Grundlage des B-Plans, der dem ASUK jetzt vorgelegt wurde. Demnach sind Einzelhandelsbetriebe mit Spielwaren, Schuhen und Sportartikeln künftig nicht mehr erlaubt. Grundsätzlich ausgeschlossen wird auch großflächiger Einzelhandel. Begrenzt werden die Verkaufsflächen dadurch, dass sie nur in festgelegten Teilgebieten auf dem Gelände und dort auch nur im Erdgeschoss erlaubt sind. Bestehende Geschäfte sind von den Regelungen ausgenommen.

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Doch mit diesem Entwurf stieß die Verwaltung nicht bei allen Fraktionen auf offene Ohren. Die „Flickschusterei ist ein Trauerspiel“, schimpfte Michael Hasenkamp vom Stadtklima. „Das ist der schlechteste Plan, den ich je gesehen habe.“ Oliver Kalusch von den Linken nannte den Entwurf „defizitär“: „Wir leiden noch heute darunter, dass der Eigentümer sich mit seinen Vorstellungen durchgesetzt hat.“

Entwicklung sei „katastrophal gelaufen“

Auch Holger Jüngst von der SPD sagte, dass die Entwicklung des Wickmanngeländes „katastrophal gelaufen“ sei. „Das ist ein städtebauliches Schlachtfeld.“ Doch statt den vorliegenden Plan abzulehnen, solle die Politik sich lieber darauf konzentrieren, weitere Fehlentwicklungen in der Stadt zu verhindern, zum Beispiel auf dem Böhmer-Gelände. „Da machen wir es besser“, betonte er. Schließlich sei dort schon jetzt ein städtebauliches Konzept auf den Weg gebracht worden.

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Die Bitte von Baudezernent Stefan Rommelfanger blieb schließlich nicht ungehört. „Wir versuchen, Schaden von der Stadt abzuhalten“, hatte er den Ausschussmitgliedern ans Herz gelegt. „Dafür brauchen wir den B-Plan. Sonst können wir nicht viel steuern.“ Der Satzungsbeschluss wurde angenommen. Nur Linke, AfD und Stadtklima stimmten dagegen.