Witten. Der Eigentümer des Kaufhof-Hauses und der Tiefgarage in Witten klagt über Vandalismus. Nun will er investieren, weil Mietinteressenten fehlen.
Der Eigentümer des Galeria-Kaufhof-Komplexes in Witten will im nächsten Jahr massiv in den Umbau des seit Oktober 2020 leerstehenden Warenhauses investieren.
Zurzeit laufen zwei Bauanträge für den Umbau der Tiefgarage unter dem Rathausplatz und für eine neue Warenhausfassade aus Glas. Mit diesem Engagement zieht Josef Saller, Chef der Saller Gruppe aus Weimar. die Reißleine: Es gibt immer mehr Vandalismus, zwei Mietinteressenten sind wegen der vierten Corona-Welle abgesprungen und es hat sich gezeigt: Es ist nahezu unmöglich, das riesige Gebäude abzureißen.
So richtig gut ist der Inhaber des familiengeführten Unternehmens, nicht auf Witten zu sprechen. Zu den vielen Problemen, die die leerstehende Immobilie mit sich bringt, habe sich seit dem Frühjahr ein „brutaler Vandalismus“ gesellt, so Josef Saller. In der Tiefgarage wurden Lampen zerstört, Kabel herausgerissen, der Aufzug zerstört, am Warenhaus Scheiben eingeschlagen.
„Die Tiefgarage ist offenbar das größte Klo Wittens“, sagt Saller, es stinke bestialisch. Die Vorfälle seien das i-Tüpfelchen, weshalb die Tiefgarage seit dem 20. September komplett geschlossen ist. „Für die Schließung zahlen wir immens drauf, bei 3000 Euro Betriebskosten.“ Aber wegen der hohen Reparatursummen seien die Kosten zuletzt sechs mal höher als die Einnahmen gewesen. „Die Stadt muss den Vandalismus in den Griff bekommen. Sonst sieht es nicht gut aus für Witten“, warnt er.
Investor fordert Gratis-Parkplätze und Engagement der Hauseigentümer
Diese Warnung sieht Saller auch im Bezug zum Ruhrpark, der mit seinen großzügigen kostenneutralen
Parkplätzen und der sauberen Einkaufsmeile an der frischen Luft der große Wettbewerber Wittens sei. „Die Fußgängerzone hier kann nur funktionieren, wenn das Parken frei wird und wenn die Immobilienbesitzer in der Bahnhofstraße mitziehen. Mancher hat doch seine Fassade seit 25 Jahren nicht mehr gestrichen.“
Trotzdem glaubt Josef Saller weiterhin, dass das Kaufhof-Gebäude und auch die zugehörige Tiefgarage eine Zukunft haben. Die Parkgarage möchte er für vier bis fünf Millionen im nächsten Jahr sanieren. Seit vier Monaten laufe dazu ein Bauantrag. Sie bekommt eine andere Zufahrt, ein Parkleitsystem und eine Videoüberwachung. „Die Garage liegt im Zentrum des Stadtgeschehens und ist gut anfahrbar. Sie hat eine erforderliche Stützenbreite von 2,50 m, so dass auch ein SUV dort parken kann.“ Die Bilanz des Investors: „Grundsätzlich lässt sie sich sanieren. Es kostet nur verdammt viel Geld.“
Corona-Diskussion setzte Verhandlungen ein Ende
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Auch für die Sanierung des Kaufhof-Gebäudes habe er bei der Stadt Witten ein Bauantrag eingereicht. Damit geht Saller in die Vollen – er investiert, obwohl die weitere Nutzung des riesigen Gebäudes noch unklar ist, und wartet nicht die für 2022 von der Stadt ausgeschriebene Machbarkeitsstudie ab. „Wir hatten zwei Mietinteressenten und die Verhandlungen waren schon relativ weit gediehen. Dann hat die neue Corona-Diskussion allen Gesprächen ein Ende gesetzt.“ Weil in Zeiten eines möglichen Lockdowns eine Vermietung unwahrscheinlich sei, wolle er die Zeit für den Umbau nutzen. Dabei setzt Saller vor allem auf Glas.
3,42 Euro pro Quadratmeter
Saller Immobilien hat die Wittener Kaufhof-Immobilie 2017 von Galeria Karstadt Kaufhof erworben. Den Mietpreis habe er damals nicht erhöht, betont Eigentümer Josef Saller. „Er lag bei 3,42 Euro pro Quadratmeter. Dafür bekommen Sie keine Wohnung in Witten.“Ursprünglich wollte Saller das Gebäude für Kaufhof außen umbauen, innen hätte der Warenhauskonzern die Kosten übernehmen müssen.Dazu kam es wegen der Schließung des Kaufhauses 2020 jedoch nicht mehr.
Die Fassade werde an der Heilenstraße/Ecke Bahnhofstraße aufgerissen und zu beiden Straßenseiten mit Glas verkleidet, so dass man hinein- und hinausschauen kann. „Uns überzeugt das Gebäude weiterhin, es hat die beste Lage in der Stadt“, sagt der gebürtige Bayer. Er hebt besonders den Verkehrsknotenpunkt mit Bus- und Straßenbahnhaltestelle hervor. „Man wird sehen, dass sich oben ein Café befindet und dass dort Betrieb herrscht“, gibt er sich optimistisch. Auch für mögliche Mieter werde das Gebäude so interessanter.
Abriss wäre kompliziert
Ein Abriss des Warenhauses ist übrigens vom Tisch. Ein Grund ist die mit 15.000 m² gigantische Größe des Gebäudes. Allein unter dem Erdgeschoss, wo einst Spiel- und Haushaltswaren verkauft wurden, befinden sich noch zwei weitere Geschosse mit je fünf Metern Deckenhöhe. Diese zusätzlichen 5000 m² wurden von Kaufhof als Zwischenlager für weitere Horten-Häuser genutzt. „Bautechnisch ist es eine Meisterleistung“, lobt Josef Saller. Das 1968 eröffnete Horten-Haus wurde monolithisch gebaut, also quasi in einem Guss – was einen Abriss oder Teilabriss erschwert.