Witten. Zu viele geparkte Autos auf den Straßen, zu enge Gehwege, zu wenig Plätze: Ein Mobilitätskonzept legt Schwächen der Wittener City offen. Und nun?

Eine autoärmere Innenstadt wünschen sich viele, in Politik, Verwaltung und Bürgerschaft. Aber wie lässt sich dieses Ziel erreichen, ohne den Verkehr ganz aus der City zu verbannen?

Ein Mobilitätskonzept, das an dieser Stelle in seinen Grundzügen schon vorgestellt wurde, soll ab 2023 umgesetzt werden. Die Analyse ist mittlerweile beendet. Jetzt wollen die Planer „Leitlinien“ entwickeln, um auf deren Grundlage konkrete Handlungsempfehlungen zu geben. Im Herbst soll die Politik das Konzept verabschieden.

Verkehrsexperte: Witten hat Probleme mit der Verteilung des parkenden Verkehrs

Reinhold Baier vom Büro für Stadt- und Verkehrsplanung (BSV) fasste jetzt im Mobilitätsausschuss die bisherigen Ergebnisse noch einmal zusammen. Er erinnerte daran, dass Witten kein „Mengen-“, sondern ein Verteilproblem habe. Zu viele parken tagsüber in den engen Straßen, anstatt in die nicht ausgelasteten Parkhäuser zu fahren. „Autos bestimmen den Straßenraum“, sagte der Aachener Verkehrsexperte.

Schilder weisen zwar auf die Parkmöglichkeiten in der Wittener Innenstadt hin, wie hier auf der Rückseite der Stadtgalerie. Ein wirkliches Parkleitsystem fehlt aber.
Schilder weisen zwar auf die Parkmöglichkeiten in der Wittener Innenstadt hin, wie hier auf der Rückseite der Stadtgalerie. Ein wirkliches Parkleitsystem fehlt aber. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

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Es gebe zwar eine „Parkwegweisung“, also Schilder, die auf die vorhandenen Stellflächen hinweisen. Was fehle, sei jedoch ein Leitsystem, „das das Potenzial hat, die Auslastung der Parkhäuser zu verbessern“, so Baier. Steffen Fröhlich von der FDP sagte, dass Parkhäuser wie das Novum oder die Tiefgarage des früheren Kaufhofs nachts nicht zugänglich seien und „und damit für Anwohner wegfallen“.

Es gehe um die Innenstadtbesucher und Berufspendler, die tagsüber in der Stadt parkten, erwiderte der Verkehrsplaner. Dann sei die Nachfrage am größten. Natürlich könne man auch mit den Parkhausbetreibern sprechen, ob sie im Rahmen eines Parkraumkonzeptes auch nachts öffnen würden.

300 Bürger äußern sich zu Mobilität

Die Bürger werden an dem Mobilitätskonzept beteiligt. Mehr als 300 Mitteilungen hat das Ingenieurbüro erreicht, davon gut die Hälfte aus Reihen der Radfahrer. „Der Radverkehr ist ein wichtiges Thema“, sagte Baier, der auf das schon vorliegende Radverkehrskonzept hinwies. Doch auch die Fußgänger sehen deutlichen Verbesserungsbedarf.

Mobilität soll klimabewusst sein

„Innenstadt Witten: Nachhaltig und attraktiv“, formuliert Reinhold Baier vom Aachener Büro für Stadt- und Verkehrsplanung (BSV) ein Leitbild für die Wittener Innenstadt. Sein Büro erstellt das Mobilitätskonzept. „Klima- und umweltbewusst“ soll die Mobilität der Zukunft sein. Hier setzt der Planer gerade auf den Rad-, Fußgänger- und öffentlichen Nahverkehr.

Die City solle zu einem attraktiven Stadtraum werden. Am 12. Mai sollen die Leitziele mit dem Stadtentwicklungsausschuss erörtert werden, am 2. Juni mit dem Ausschuss für Mobilität und Verkehr. Geplant ist auch ein Bürger-Workshop. Zwischen Juni und Herbst soll dann die Umsetzung des Konzepts ausgearbeitet werden, vor der Verabschiedung durch die Politik.

Bemängelt werden etwa zu schmale (etwa Ruhrstraße), nicht barrierefreie oder von Autos zugeparkte Gehwege sowie Probleme beim Überqueren der Fahrbahn. Mal zeigt die Fußgängerampel zu lange Rot, wie zum Beispiel an der Bahnhofstraße/Ecke Breite Straße. Mal wird nicht klar, wo man jetzt über die Straße gehen soll wie am Saalbau mit gleich zwei Mittelinseln hintereinander. Es müsse gar nicht immer ein Zebrastreifen oder Ähnliches vorhanden sein, so Baier. Wichtig sei „Kontinuität“, dass Fußgänger und Autofahrer wissen, was sie wo erwartet.

Plätze in der Wittener Innenstadt werden als Parkplätze genutzt

„Fehlende Aufenthaltsqualität“ ist ein weiteres Stichwort. Dabei habe die Innenstadt durchaus Plätze zu bieten, so der Verkehrsexperte. „Leider werden sie oft als Parkplätze genutzt.“ Erinnert sei an Kornmarkt, Karl-Marx-Platz oder den Platz an der Gedächtniskirche. „Lebenswerte Plätze“ und „attraktive Wegeverbindungen“ sind ein Ziel des neuen Mobilitätskonzepts.

Dieter Boele von der Fraktion Bürgerforum+ fragte, inwieweit es die Stadtteile berücksichtige. Schließlich seien sie ja oft die Quelle des Verkehrs, „was sich dann in der City spiegelt“. Dazu Reinhold Baier: „Wir konzentrieren uns auf die Innenstadt.“ Er bejahte die Frage von Arnold Evertz (Grüne), ob mit der Umsetzung ab dem nächsten Jahr zu rechnen sei.