Witten. 180 statt 30 Euro im Jahr soll das Anwohnerparken in Witten künftig kosten, geht es nach den Parents for Future. Das schlagen sie noch vor.
Weniger parkende Autos auf den Straßen der Innenstadt – das wünschen sich Parents for Future aus Witten. Die Gruppe hat nun mehrere Anträge an die Fraktionen des Rates und den Bürgermeister geschickt. Es geht ums Anwohnerparken, Parkplätze mit Parkscheiben und die Sonderparkgenehmigungen, die die Stadt regelmäßig auch an Auswärtige vergibt.
Deren aktuelle Ausgestaltung sei „unzeitgemäß“ und entspreche nicht mehr den Erfordernissen der dringend notwendigen Mobilitätswende, so Norbert Schierl, ein Sprecher der „Parents“. Konkret fordert die Gruppe, dass die Preise für Bewohnerparkausweise kurzfristig auf mindestens 180 Euro, mittelfristig sogar auf 365 Euro im Jahr steigen sollen. Aktuell müssen Anwohner lediglich 30 Euro im Jahr für die Parkgenehmigung zahlen.
50 Prozent Aufschlag für SUVs beim Anwohnerparken gefordert
50 Prozent Aufschlag soll es für große Fahrzeuge wie SUV und Transporter geben. Einen um die Hälfte vergünstigten Tarif hingegen für reine E-Autos. Schon jetzt gebe es teils mehr Parkausweise als tatsächliche Parkplätze, führen die Umwelt-Aktivisten an. Dies führe dazu, dass Anwohner mehrere Runden drehen müssen, bevor sie überhaupt einen Platz finden – verbunden mit einem erhöhten Schadstoffausstoß. Der niedrige Preis führe auch dazu, dass innerstädtische Parkplätze als Abstellfläche für Fahrzeuge genutzt würden, die kaum bewegt werden.
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Auch die Sonderparkgenehmigungen der Stadt sollen teurer werden, wenn es nach den „Parents“ geht: 360 statt 153 Euro im Jahr, später sogar 730 Euro jährlich schwebt dem Ableger von Fridays for Future vor. Man erhofft sich davon eine Lenkungswirkung, sprich, dass weniger Menschen mit dem Auto Richtung Innenstadt aufbrechen, sondern auf alternative Verkehrsmittel umsteigen. Oder zumindest ihr Auto in den bislang meist gähnend leeren Parkhäusern der Stadt abstellen – ohne lange suchen zu müssen.
Suche nach kostenlosen Parkplätzen belastet die Innenstadt
Aus demselben Grund fordern die Aktiven um Norbert Schierl auch, Parkplätze mit Parkscheiben abzuschaffen. Sie sollen stattdessen ebenfalls mit Parkuhren bewirtschaftet werden. Denn diese bislang kostenlose Möglichkeit führe zu „massivem Suchverkehr“ und belaste damit die Innenstadt. Die zusätzlichen Einnahmen aller drei Maßnahmen sollen in die Verkehrswende fließen, etwa in den Ausbau von Radwegen.
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„Wir müssen uns von alten Mustern lösen. Die Anträge sollen die Diskussion wieder in Schwung bringen“, sagt Roland Löpke, ehemaliger Ratsherr und im Vorstand der Parents for Future. Man wolle nun zunächst mit den Fraktionen ins Gespräch kommen, später einen Bürgerantrag für den Rat vorbereiten. Teile der Vorschläge der Parents finden sich bereits im Mobilitätskonzept für die Innenstadt, das die Politik gerade mit Planern entwickelt. „Aber wir müssen lieber mal drei Dinge zeitnah umsetzen, anstatt Hunderte Maßnahmen auf Papier festzuhalten“, findet Löpke.
WBG fürchtet Tod der Innenstadt
Bei der WBG stoßen die Ideen auf Ablehnung. „Für unsere Gewerbetreibenden wäre das der Tod“, sagt Siegmut Brömmelsiek. Ebenso eine autofreie Ruhrstraße, wie sie Verkehrsplaner für das neue Innenstadtkonzept gerade erst vorgeschlagen haben. Stattdessen setzt die WBG gemeinsam mit der CDU-Fraktion auf einen „Masterplan Verkehr“, der schon oft auf der Agenda stand, aber immer wieder verschoben wurde. Im kommenden Rat soll er nun endlich Thema sein.
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Generell positiv sehen die Grünen den Vorstoß. Viel zu viel Raum sei in der City für Parkplätze reserviert, sagt Verkehrsexperte Joachim Drell vom Vorstand der Partei. „Auch eine Erhöhung der Parkgebühren ist durchaus in unserem Sinne.“ Auch Noch-Pirat Stefan Borggraefe ist grundsätzlich offen für diese Ideen. Er erhofft sich „positive Effekte“ für die Innenstadt, die dadurch eine höhere Aufenthaltsqualität erhalten könne.