Witten. Ein Schülerpraktikum zählt zum Pflichtprogramm an Wittens weiterführenden Schulen. Doch es ist schwer, einen Platz zu bekommen. Einige Tipps.

Ein mehrwöchiges Schülerpraktikum zählt zum Pflichtprogramm an den weiterführenden Schulen in Witten. Doch für viele 14- oder 15-Jährige ist es schwierig, überhaupt einen Praktikumsplatz zu bekommen. In den letzten beiden Jahren nahmen viele Firmen wegen der Corona-Auflagen keine Jugendlichen auf – und tun sich auch jetzt noch damit schwer, ihnen eine Chance zu geben. Private Initiative und Kontakte sind deshalb oft der Schlüssel, um in die praktische Arbeitswelt hineinzuschnuppern. Drei Jugendliche vom Schiller-Gymnasium schildern hier ihre Erfahrungen, die sie in den letzten 14 Tagen gesammelt haben.

Als Computerfreak mit PCs in einer Wittener Firma gearbeitet

Alle neunten Klassen des Wittener Schiller-Gymnasiums (hier ein Archivbild) waren in den vergangenen zwei Wochen im Schülerpraktikum.
Alle neunten Klassen des Wittener Schiller-Gymnasiums (hier ein Archivbild) waren in den vergangenen zwei Wochen im Schülerpraktikum. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Computerfreak Dorian Moseler, Neuntklässler vom Schiller, hatte die Schulbank gegen zwei Wochen bei „BUGO“ getauscht, einer Firma für – Überraschung – Computersysteme. Verkauf, Reparatur, Zusammenbau von PCs – all das geschieht an der Hauptstraße. „Das Praktikum gefällt mir gut. Die Mitarbeiter sind nett und man lernt viele neue Sachen“, zieht der Schüler eine positive Bilanz. Es sei zwar nicht sein „Wunschpraktikum“ gewesen. Trotzdem war er froh, hier genommen worden zu sein. Verwandte hatten den Kontakt zu der Firma vermittelt. Dorian durfte schon dabei helfen, Computer zu reparieren und Software zu installieren. Und sah den neuen Kolleginnen und Kollegen beim Verkauf über die Schulter.

Lean Raue absolvierte die zwei Wochen bei dem IT Unternehmen MAIT am Standort Bochum. Die Firma beschäftigt sich hauptsächlich mit Produktentwicklung. „Das Praktikum war eine gute Abwechslung zum Alltag und man hat Einblicke bekommen, wie das Berufsleben so läuft“, sagt der 14-Jährige. Spannend fand er zum Beispiel die Arbeit mit 3D-Modellen. Schon jetzt kann sich der Neuntklässler gut vorstellen, später in einem ähnlichen Berufsfeld zu arbeiten.

Kontakt über Tagespraktikum bekommen

Christopher Weisner hat sein Praktikum bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsbüro WRT in Bochum gemacht. „Es war sehr abwechslungsreich“, sagt der 15-Jährige. Die Suche nach einem Platz ist ihm gar nicht schwergefallen. Der Gymnasiast kannte den Betrieb schon von einem Tagespraktikum. Es hat ihm „damals schon gefallen“. Sein Fazit wenige Tage vor Schluss: „Ich habe schon Einblicke in Buchhaltung, organisatorische Abläufe und Steuererklärungen bekommen.“

Genau wie Lean und Christopher mussten auch viele andere Schülerinnen und Schüler in die Umgebung von Witten ausweichen, um ein Praktikum zu bekommen. Wie schwer es ist, zeigt ein Blick auf die Internetseiten von heimischen Unternehmen. Es werden nur wenige Stellen in Supermärkten, Autowerkstätten oder im Einzelhandel angeboten. Außerdem gibt die Stadtverwaltung Tipps. Die meisten freien Praktikumsplätze werden in großen Nachbarstädten wie Bochum und Dortmund gemeldet.

Auch Schulen sind beliebte Plätze

Medien und IT seien zum Beispiel bei den Schülerinnen und Schülern beliebt, sagt Heiko Miele, Deutschlehrer und Mittelstufenkoordinator am Schiller-Gymnasium. Auch die Grundschule ist eine gefragte Adresse. So schlimm sind Schule und der Lehrerberuf dann offenbar doch nicht… Der Pädagoge kann von mehreren Schülerinnen und Schülern berichten, die sich nach einem Praktikum in Schulen für ein Lehramtsstudium entschieden haben. Aber was passiert eigentlich, wenn man keinen Platz gefunden hat?

„Dann wird einer organisiert“, sagt Miele. Er erinnert sich an einen Schüler, der am Ende in der Haustechnik des Schiller-Gymnasiums gelandet war.

Autor Paul Schiermeier (14) hat sein Praktikum in der WAZ-Lokalredaktion Witten absolviert.

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