. Joena Osmani (17) hat zwei Wochen lang im Düsseldorfer Landtag hospitiert. Die AMG-Schülerin durfte nicht nur an Fraktionssitzungen teilnehmen.

Kindergarten, Schule, Polizei oder Anwalt: Das sind die beliebten Klassiker, die häufig angesteuert werden, wenn das zweiwöchige Berufspraktikum in der Schule ansteht. Joena Osmani hat die Zeit anders genutzt. Die 17-Jährige hat ein Praktikum im Düsseldorfer Landtag gemacht – und dabei einiges erlebt.

Durch eine Cousine, die im Landtag als Referentin arbeitet, war die Zehntklässlerin des Albert-Martmöller-Gymnasiums auf die Idee gekommen, es auch dort zu versuchen. „Ich habe mich schon immer für Politik interessiert“, erklärt Joena. Denn die regele schließlich unser friedliches Zusammenleben. „Und ich wollte einfach mal sehen, was hinter diesen Entscheidungen steckt.“

„Ich war die allererste Praktikantin“

Sie bewarb sich bei der Wittener Landtagsabgeordneten Nadja Büteführ (SPD) und bekam schon nach kurzer Zeit die Zusage. „Ich war die allererste Praktikantin“, sagt Joena stolz. Spannend – aber auch ganz schön anstrengend. Denn eine gemütliche Zeit zum Chillen wurde das Praktikum beileibe nicht. Joena erwarteten lange Tage, viele Fahrten und ganz schön anspruchsvolle Aufgaben, weit entfernt vom bloßen Sortieren und Abheften. Daheim im Wahlkreisbüro durfte sie bei den Vorbereitungen für die Ausschüsse und Anhörungen mithelfen. „Ich habe beispielsweise Stellungnahmen zur Cyber-Gewalt gelesen und für Frau Büteführ zusammengefasst“, sagt die 17-Jährige. Oder Argumente für und gegen das Kopftuchverbot gesammelt. „Ich durfte dazu etwas auf dem Facebook-Account veröffentlichen.“

Keine typischen Praktikanten-Arbeiten also. „Nein, ich habe mich richtig ernst genommen gefühlt und wurde überall einbezogen“, schwärmt die junge Frau. „Was Frau Büteführ gemacht hat, das habe ich auch gemacht.“ Sie durfte bei Fraktionssitzungen dabei sein, bei Anhörungen, in Ausschüssen und Arbeitskreisen. „Aber die Fraktionssitzungen waren schon am aufregendsten – da hab ich so viele bekannte Gesichter gesehen“, sagt Joena und zählt Hannelore Kraft, Armin Laschet und Norbert Römer auf. Namen, mit denen sicher nicht alle ihrer Stufen-Kameraden etwas anfangen können, oder? „Nein, da musste ich anschließend schon erklären, wer das ist“, gibt sie lächelnd zu. Überhaupt hätten alle gestaunt in der Schule über dieses Praktikum – auch die Lehrer übriges.

„Polit-Promis waren alle freundlich“

Die „Polit-Promis“ seien alle freundlich gewesen und hätten sie herzlich aufgenommen. Nur einmal, da durfte sie nicht mit rein in die Fraktionssitzung. „Da ging’s um Interna.“

Auch wenn sie nach langen Sitzungstagen erst spät mit dem Zug zurück in Witten war: Die AMG-Schülerin würde jedem so ein Praktikum empfehlen. Sie habe viel erlebt. „Das erlebt man nicht zweimal – und eigentlich schon gar nicht in meinem Alter.“ Und hat sie auch etwas gelernt? „Klar, ich weiß jetzt, dass ich später auf alle Fälle was mit Politik machen will.“ Inhaltlich nimmt sie vor allem dies mit: Man muss Konflikte aushalten und austragen können. „Man braucht viel Ambiguitätstoleranz“, nennt es Joena lächelnd.

Und auch das hat sie beeindruckt: Wenn die junge Frau abends zu Hause ankam, dann ging es für Nadja Büteführ noch weiter – Veranstaltungen, Sitzungen. „Ich hätte nicht gedacht, dass Politik so viel Arbeit ist.“

>> INFORMATION

  • Betriebspraktika in allgemeinbildenden Schulen sind gesetzlich vorgeschrieben. In der Regel haben Schüler die Möglichkeit, in der Sekundarstufe I zwei bis drei Wochen lang an einem Praktikum teilzunehmen.
  • Dabei lernen die Schüler die Berufs- und Arbeitswelt unmittelbar kennen. Sie setzen sich über eine längere Zeit praxisorientiert mit ihren e igenen Fähigkeiten und den betrieblichen Anforderungen auseinander.