Witten. Toom-Azubis und Menschen mit geistiger Behinderung arbeiteten drei Tage lang miteinander.Baumarkt-Aktion soll Hürden und Berührungsängste abbauen.

Ritsche-ratsche, ritsche-ratsche: So geht die Laubsäge durch das Holz. Doch dann ist es plötzlich vorbei: „Ich stecke fest. Alex, kannst du mir helfen?“, fragt Olaf Haas. Ja, kann er: Hand in Hand gelingt es, die Säge wieder frei zu bekommen. Der hölzerne Nikolausstiefel nimmt langsam Gestalt an.

Genau so soll es sein: Miteinander arbeiten, voneinander lernen, neue Erfahrungen machen: Das sind die Ziele eines Projekts, das der Toom Baumarkt und die Lebenshilfe nun erstmals gestartet haben. Zwei Tage lang sind acht Mitarbeiter der Lebenshilfe – mit unterschiedlich starken körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen – im Markt an der Dortmunder Straße zu Gast. Begleitet von den Toom-Azubis können sie die Arbeit dort kennenlernen.

Nicht nur schauen, auch mitmachen ist gefragt: „Karton kontrollieren, die Ware nachzählen und einsortieren, Etiketten drucken – und auch mal mit dem Ameistenstapler eine Palette ziehen“, erklärt Marktleiter Jan Engelbrecht die Aufgaben. Was halt so anfällt im Baumarkt: „Wir zeigen ihnen, wie die Ware ins Regal kommt.“ Für die Azubis normaler Alltag, für die Gäste eine spannende Abwechslung: „Da sieht man mal, was die hier alles so machen“, staunt Bianca Wigmann. „Das finde ich echt toll.“

Technischen Arbeiten beeindrucken

Ins Staunen geraten aber auch die Auszubildenden: Am zweiten Tag der Kooperation sind sie nämlich bei der Lebenshilfe zu Gast, schauen sich die Arbeitsplätze dort an. „Wirklich sehr beeindruckend“, so das Fazit von Markus Elfert. Den 24-Jährigen hat vor allem die Präzision beim Zusammenbau von Krankenhausbetten überrascht. „Diese technischen Arbeiten hätte ich tatsächlich so nicht erwartet.“

Am Samstag werden viele Hände gebraucht

Das Projekt im Baumarkt an der Dortmunder Straße fand im Rahmen der dritten bundesweiten Toom-Aktionswoche zum Thema Nachhaltigkeit statt.

Am Samstag, 28. November, läuft von 10 bis 16 Uhr noch die Aktion „Reicht uns die Hände“. Pro ausgefüllter Papierhand auf der Aktionswand unterstützt Toom die Lebenshilfe mit 50 Cent.

Die Mitarbeiter der Lebenshilfe, alle zwischen 20 und 40 Jahren alt, kommen aus verschiedenen Bereichen – Metallbearbeitung, Schreinerei, Industriemontage. Die Plätze im Projekt waren heiß begehrt. „Wir hätten noch viel mehr Leute mitbringen können“, sagt Gruppenleiter Lothar Ratkewitz. Der Spaß, mal etwas anderes zu sehen, sei dabei das eine. Das andere die Hoffnung, eventuell auch mal ein längeres Praktikum bei Toom machen zu können – oder sogar einen regulären Arbeitsplatz zu bekommen. „Wenn sich da bei dem einen oder andere etwas entwickeln sollte, würde mich das freuen.“

Adventsschmuck zum Abschluss

Aber so weit ist es noch lange nicht. Erst einmal werden Farben gemischt, Schlüssel geschliffen. Und dann startet die große Abschlussaktion im Eingangsbereich des Baumarkts: Adventsschmuck basteln. Mit Feuereifer wird gemeinsam gesägt und geklebt, werden Kränze gewickelt und Stiefel bemalt. Von den anfänglichen Berührungsängsten zwischen den Teilnehmern ist längst nicht mehr zu spüren: „Wenn da welche waren, dann hatten die sich spätestens am ersten Tag mittags erledigt“, sagt Azubis Markus lächelnd.

Projekt-Ziel erreicht: „Sehr, sehr positiv“, sei die Kooperation verlaufen“, lobt Betreuer Lothar Ratkewitz. „Ganz toll“, finden es die Gäste, „rundum gelungen“ Marktleiter Jan Engelbrecht: „Es ist wichtig, dass wir Hürden abbauen. Auch in den Köpfen.“ Also: Fortsetzung folgt? Engelbrecht nickt: „Das ist zumindest sehr gut vorstellbar – ganz ohne Frage.“