Witten. Seit dem 1. Februar muss keine Maske mehr in Bus und Bahn getragen werden. So reagieren Fahrer und Fahrgäste in Witten auf die neue Freiheit.
Die Maske in Bus und Bahn – nach über zweieinhalb Jahren war sie schon fast so selbstverständlich wie ein gültiges Ticket. So gesehen ist dieser Mittwoch, der 1. Februar, ein besonderer Tag. Denn erstmals durfte man wieder ohne Mund- und Nasenschutz einsteigen – was in Witten viele, wenn auch nicht alle taten. Die Redaktion fuhr einmal mit.
Im April 2020, im ersten Corona-Lockdown, wurde die Maskenpflicht im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in NRW eingeführt. Erst genügten Stoffmasken, dann wurde die FFP 2- oder medizinische Maske ein Muss. Aus der Pflicht ist längst Gewohnheit geworden, weshalb sie Sonja (19) auch an diesem Mittwoch noch im 592er von Wetter nach Witten trägt. Sie sitzt ganz hinten rechts in der Ecke. Im Bus ergibt sich an diesem Vormittag ein gemischtes Bild.
19-Jähriger aus Witten: Isolationspflicht war schlimm
Fünf Fahrgäste haben eine Maske auf, sechs keine. Doch ein Trend scheint sich schon abzuzeichnen. Die Mehrheit ist froh, dass nun auch diese letzte Bastion gefallen ist. „Es fühlt sich besser ohne Maske an“, sagt Malgorzata (48). „Man kann besser atmen.“ Gerade für die jüngeren Fahrgäste ist die Maske kein Thema mehr. „Corona war eh nicht so schlimm. Viel schlimmer war es, zwei Wochen zuhause zu sitzen“, sagt Roman (19). Nun, mit der Isolationspflicht für Infizierte ist es seit Mittwoch ja auch vorbei.
Es gibt aber auch andere Stimmen. Im SB 38 nach Ennepetal treffen wir Olaf Sumann hinten im Bus, mit Maske. Die Brille ist beschlagen, so wie wir es von „früher“ kennen. „Ich arbeite mit Senioren in der Tagespflege“, sagt der 51-Jährige. „Die Älteste ist 98.“ Sumann will weder sich noch die alten Herrschaften gefährden. „Man weiß ja nie, ob Leute im Bus sind, die Corona haben.“ Gerade wenn er morgens in eine volle S-Bahn steige und ein Mindestabstand von 1,50 Metern nicht möglich sei, fühle er sich durch die Maske besser geschützt.
Busfahrer in Witten fühlt sich ohne Maske unwohl
Metim Bagci, Busfahrer im 592er nach Wetter, ärgert sich, dass er seine medizinische Maske an diesem Morgen im Auto vergessen hat. „Es genügt ja einer, der krank ist“, sagt der 59-Jährige. „Die Krankheit ist ja immer noch da.“ Bagci denkt auch an die eigene Gesundheit und die seiner Familie. „Ich habe noch kleine Kinder.“ Fühlt er sich den durch seine Scheibe denn nicht ausreichend geschützt? „Wenn es hier voll ist“, sagt er mit Blick auf die Tür und den Schülerverkehr am Mittag, „hast du Kontakt, so oder so.“
Ein anderer Busfahrer ist dagegen ganz froh über den Wegfall der Maskenpflicht. Nun muss er keinen Fahrgast mehr ermahnen, der es damit schon in der Vergangenheit nicht so genau genommen hat. „Das ist weniger Stress.“ Noch muss sich die neue Freiheit im Bus aber erst herumsprechen. Gerade steigen zwei Mädchen ein, die sich schnell noch die Maske aufsetzen. Als wir sie auf die Neuregelung hinweisen, raunzt die eine die andere an: „Was hab ich dir gesagt...?“
Fünfmal geimpft und noch nie Corona
Am ZOB warten derweil Willi und Renate Philipps auf ihren Bus nach Annen. Beide tragen FFP-2-Masken. Sie ist 83, er 86. „Und im Bus sind ja viele Leute“, sagt die Seniorin, gestützt auf ihren Rollator. Fünfmal geimpft und noch nie Corona – so soll es auch bleiben, wünschen sich die beiden, während nebenan gerade der 375er hält. Die meisten, die aussteigen, tragen keine Maske mehr, mit Ausnahme des Security-Manns in der gelben Schutzweste. Ärger mit Maskenverweigerern muss auch er nicht mehr fürchten.