Witten. Eine Wittenerin ist mehrfach geimpft, hatte zweimal Corona und kämpft noch heute mit den gesundheitlichen Folgen. Trotzdem verzweifelt sie nicht.
Die Pandemie sei vorbei, die erste endemische Welle mit Sars-CoV-2 im Anmarsch, sagen Experten. Doch Sabine aus Witten (Name geändert) wird noch eine Weile an den Folgen des Virus’ zu knacken haben. Die 48-Jährige kämpft auch Monate nach ihren Infektionen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Trotzdem will sie anderen Betroffenen Mut machen.
„Corona ist ein Arschloch und wird unterschätzt.“ Sabine muss erstmal loswerden, was sie vom Virus hält, das ihr Leben in den vergangenen beiden Jahren bestimmt hat. Sie hat sich zwei Mal angesteckt. Auch drei Impfungen haben sie davor nicht geschützt. Den vierten Piks hat sie sich längst geholt. Trotzdem sei sie – obwohl nicht vorerkrankt – oft kurzatmig, erschöpft, wetterfühliger und habe außerdem das Gefühl, vergesslicher geworden zu sein.
Wittenerin hat Corona gleich am Anfang erwischt
Sabine war gleich eine der Ersten, die es im Frühjahr 2020 erwischt hat. 14 Tage hat sie mit Husten, Schnupfen und Fieber zu Hause gelegen. Doch da wusste sie noch nicht, dass es Corona war. Erst ein Antigen-Test im Dezember brachte die Gewissheit, dass es sich nicht nur um einen grippalen Infekt mit den dafür typischen Symptomen gehandelt hat.
Im vergangenen Februar hat sie sich dann die Omikron-Variante eingefangen. Sabine ist sich ziemlich sicher, dass sie sich im Kindergarten, in dem sie arbeitet, angesteckt hat. 13 Tage war sie positiv, drei Wochen krank geschrieben. „Ich hatte eine Woche hohes Fieber, habe nichts gerochen und nichts geschmeckt.“ Nachts habe sie aufrecht gelegen, „nachdem ich einmal von einem Erstickungsgefühl wach geworden bin“. Die Panik, die da aufgestiegen ist, wird sie so schnell nicht vergessen.
„Man darf sich nicht hängenlassen“
Nach ihren Erkrankungen war die alleinerziehende Wittenerin nicht mehr in der Lage, den Haushalt zu erledigen, wurde dabei von ihrer Mutter unterstützt. Dennoch sei sie im Lockdown viel spazieren gegangen. „Als mich eine alte Dame mit Rollator überholt hat, war ich geschockt.“
Hier finden betroffene Rat und Hilfe
Das Marien-Hospital bietet eine spezielle Beratung für Long-Covid-Patienten an. Betroffene können in der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Pneumologie einen Termin vereinbaren: 02302 173 1371 oder per E-Mail an innere-medizin@marien-hospital-witten.de. Weitere Info: marien-hospital-witten.de.
Die Ev. Erwachsenenbildung Ennepe-Ruhr bietet Menschen, die nach einer Covid19-Erkrankung unter Konzentrationsschwäche, Wortfindungsstörungen oder Handlungseinschränkungen leiden, ein ganzheitliches Gedächtnistraining an. Die Gruppe trifft sich online am 2. und 9. Februar von 18 bis 19.30 Uhr. Die Kosten betragen 25 Euro. Die Leitung hat die zertifizierte Gedächtnistrainerin Monika Richhardt. Anmeldung: 02302 589 197 oder unter eeb-en.de.
Aber Sabine ist keine, die sich in solchen Situationen hängenlassen würde. „Man muss sehen, dass man wieder in den Alltag zurückfindet.“ Sie hat dreimal den Hausarzt gewechselt, bis sie „endlich einer für voll genommen hat“. Sie war beim Kardiologen und hat mit Kraftsport angefangen, um ihr Herz zu stärken. Sie hat die Long-Covid-Sprechstunde im Marien-Hospitalbesucht. Dort habe sie sich ernst genommen und gut aufgehoben gefühlt.
Wittenerin hat ihre Ernährung umgestellt
Viele Tipps, die sie dort bekommen hat, beherzigt die 48-Jährige. So hat sie beispielsweise nach einer Darmreinigung ihre Ernährung umgestellt. Sabine meidet Zucker, isst viel Gemüse und trinkt reichlich. „Das tut mir gut.“ Nach wie vor hält sie sich möglichst viel an der frischen Luft auf. Beim maßvollen Joggen sei immer eine Freundin dabei, „die ein Auge auf mich hat und mich stoppt, wenn es nicht mehr geht“.
Zur Arbeit im Kindergarten sei sie oft mit einem mulmigen Gefühl gegangen. Lange hat die Wittenerin Maske getragen, hat sich immer den entspannteren Sommer herbeigewünscht. Doch inzwischen ist bei ihr – wie bei so vielen – eine gewisse Normalität zurückgekehrt, verzichtet sie auch im Supermarkt auf den Mundschutz. Was geblieben ist: Sie testet sich täglich. „Ich stehe auf und stecke mir ein Stäbchen in die Nase.“ Das brauche sie für den Kopf. Es gibt ihr eine gewisse Sicherheit.
Denn ein drittes Mal Corona – das muss nicht sein. „Dann wäre ich deprimiert. Das ist ja nicht nur einfach eine Grippe.“ Und sie wolle sich gar nicht ausmalen, wie die Infektion ohne Impfung verlaufen wäre. Corona, weiß Sabine, wird uns weiter begleiten. „Aber das braucht kein Mensch“.