Witten. In seinen eigenen vier Wänden soll ein 39-Jähriger Wittener mit seinem Nachbarn Cannabis angebaut haben. Warum er sich der Polizei gestellt hat.

Sie wollten als Nachbarn gemeinsam ins Cannabis-Geschäft einsteigen, nun fanden sie sich nebeneinander auf der Anklagebank wieder – zerstritten und getrennt durch eine Glasscheibe. Wegen Drogenbesitz saßen zwei Männer (39 und 29 Jahre) am Mittwoch, 14. Dezember, vor dem Wittener Amtsgericht. Ihnen wird vorgeworfen, in der Mietwohnung des 39-Jährigen eine Cannabis-Plantage angebaut zu haben.

Bei einer Wohnungsdurchsuchung habe die Polizei neben Cannabispflanzen, Marihuana und Haschisch auch Ecstasy-Tabletten und halluzinogene Pilze gefunden. Außerdem habe sämtliches Zubehör zum Ernten der Cannabispflanze auf ein geplantes Geschäft hingewiesen. Den Hinweis bekamen die Beamten vom Mieter höchstpersönlich. So sei der 39-Jährige selbst zur Polizei gegangen und habe sich und seinen Komplizen angezeigt.

Wittener wird zum „Drogenlager“ seines Nachbarn

Die beiden Männer lernten sich laut eigener Aussage im Jahr 2011 kennen. Der Wunsch, sich als Fotograf selbstständig zu machen, habe den 39-Jährigen Anfang 2020 schließlich dazu bewegt, sich auf den illegalen Plan seines Bekannten einzulassen.

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„Er sagte mir, dass unter ihm eine Wohnung frei werde, in der man unauffällig Cannabis anpflanzen könne und überzeugte mich davon, dort einzuziehen“, erzählte der 39-Jährige vor Gericht. Damit sei er zum Drogenlager des 29-jährigen Händlers geworden, mit der Absprache, dass er am Verkaufserlös beteiligt werde. Doch zu Letzterem sei es nie gekommen.

Gegenseitige Bedrohungen: Von Drohbriefen bis hin zu toten Ratten

„Bevor die erste Ernte verkauft wurde, gingen die persönlichen Konflikte zwischen uns los“, führte der 39-Jährige fort. Er sei von seinem Nachbarn bedroht und erpresst worden, habe sogar eines Tages eine tote Ratte bei sich im Garten gefunden, erzählte er weiter. Aus Angst habe er keinen anderen Ausweg mehr gesehen, als zur Polizei zu gehen.

Während der Verhandlung saß der zweite 29 Jahre alte Angeklagte nur da, starrte ins Leere und schüttelte ab und an mit gerunzelter Stirn den Kopf. Laut Aussagen zweier Polizisten, die in den Zeugenstand gerufen wurden, beruhten die Drohungen und Erpressungen auf Gegenseitigkeit. So habe der 39-Jährige dem 29-Jährigen etwa in einem Brief gedroht, ihn umzubringen. Es sei dem 39-Jährigen mittlerweile sogar verboten, Kontakt zu seinem ehemaligen Komplizen aufzunehmen.

Zu einem Urteil kam es am Ende der Verhandlung nicht. Die Richterin will die Beweismittel noch einmal begutachten. Der Prozess wird fortgesetzt.