Witten. Die Energiekrise hat die Wittener Gemeinden erreicht. Nicht nur in den katholischen Kirchen kann es frostig werden. Weitere Einschnitte drohen.
Mitgliederschwund, Einschränkungen durch Corona und jetzt die Energiekrise: Auch die Gemeinden in Witten bleiben von all dem nicht verschont. Die katholischen Bistümer und die evangelische Landeskirche raten zum Sparen. Gottesdienstbesucher müssen sich bald warm anziehen. Denn in den Kirchen sind teils drastische Maßnahmen geplant.
Noch lässt die milde Witterung nur erahnen, was auf Kirchgängerinnen und Kirchgänger zukommt, wenn die Außentemperaturen fallen. Doch in den katholischen Gemeinden ist man längst dabei, Konzepte zu erarbeiten und sich für die steigenden Gas- und Strompreise zu wappnen. „Wir halten uns da an die Empfehlungen des Bistums Paderborn“, sagt Friedrich Barkey als leitender Pfarrer des Pastoralen Raums. War es sonst bei Gottesdiensten im Schnitt 15 Grad warm, sei nun eine Temperatur von fünf Grad vorgesehen, weiß Verwaltungsleiter Alexander Böduel. Und das ist längst nicht alles.
Katholische Wittener Gemeinden reduzieren Beleuchtung
Man müsse unterscheiden zwischen nicht-sakralen und sakralen Gebäuden. Erstere – etwa Pfarrbüros und Gemeindezentren – unterliegen dem öffentlichen Recht. Dort würden die Heizungen auf 19 Grad eingestellt, die Temperatur per Thermometer geprüft. Der Warmwasserverbrauch werde stark eingeschränkt. „Auf dem WC werden die Hände nur noch kalt gewaschen“, so Böduel.
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Beleuchtung gibt es nur noch da, wo es etwa aus Gründen der Verkehrssicherheit dringend notwendig ist. So bleibe die Marienkirche, die sonst oft von außen angestrahlt ist, nun im Dunkeln. Auch in Stockum verzichte man in Maximilian-Kolbe auf kleinere Fensterbeleuchtung – allerdings wohl eher aus symbolischen Gründen. „Gerade überlegen wir, wie man in der Weihnachtszeit die Beleuchtung reduziert und trotzdem Atmosphäre schafft“, sagt der Verwaltungsleiter. „Es muss ja nicht unbedingt zehn Bäume mit dicken Lichterketten geben.“
Kirchenvorstände in Witten müssen zustimmen
Was das Heizen in den Gotteshäusern angeht, die zu nicht-öffentlichen Gebäuden zählen, könne man nur an die Gemeinden appellieren. Dort seien angesichts des Wetters im Moment noch alle Heizungen aus. Das Bistum Paderborn empfehle dringend, Kirchen im Winter auf höchstens fünf Grad zu erwärmen. Wo Bausubstanz gefährdet sei, sei eine Temperatur von acht Grad angeraten, damit sich kein Schimmel bildet und die Orgel keinen Schaden davonträgt. „Schwankungen sind für das Instrument gar nicht gut“, weiß Alexander Böduel.
Den Vorschlägen des Bistums müssen die Kirchenvorstände noch zustimmen. „Wir wollen da einheitliche Regeln.“ Sie sollen in diesem Monat verabschiedet werden. Vorstellbar sei aber beispielsweise auch, zwei Gebäude als „Winterkirchen“ zu benennen, die dann auf zehn Grad geheizt werden.
Für die katholischen Kirchen des Bistums Paderborn in Witten sei das Energiesparen aktuell allerdings noch keine Kostenfrage. Sämtliche sakralen Gebäude besitzen Heizluftheizungen, die mit Gas von den Stadtwerken betrieben werden. „Da haben wir noch eine Vertragsbindung.“ Die steigenden Preise würden sich erst im nächsten oder übernächsten Jahr bemerkbar machen.
Gemeinde in Witten-Herbede klagt über verdoppelte Heizkosten
Anders sieht das bei der Herbeder Gemeinde St. Peter und Paul aus, die zum Bistum Essen gehört. „Uns fliegen gerade die Heizkosten um die Ohren“, sagt Verwaltungsleiter Guido Friderici. „Die haben sich mindestens verdoppelt.“ Genaue Zahlen nennt er nicht.
Doch müsse man nun eine „drastische Reduzierung“ erreichen, um mit den zur Verfügung stehenden Mitteln auszukommen. „Wir kriegen ja keine Heizkostenpauschale von der Bundesregierung.“ In St. Peter und Paul heize man mit Öl, in St. Antonius in Buchholz mit Gas.
Auch in Herbede wolle man sich an die Empfehlung des Bistums halten. Doch noch sei keine konkrete Entscheidung gefallen. Man denke über eine Grundtemperatur von acht Grad nach, bei Gottesdiensten sollen es zwölf Grad werden. „Wir reden ja nur von einer halben oder dreiviertel Stunde“, sagt Friderici. „Die meisten haben im Winter ohnehin dicke Mäntel an. Da brauchen wir keine Wohnzimmertemperatur.“
Kollege Alexander Böduel vom Pastoralen Raum verweist im Übrigen auf den riesigen Kölner Dom. „Dort gibt es überhaupt keine Heizung. Da friert bei Frost auch schon mal das Weihwasser im Becken ein.“