Witten.. Am 1. Juli wird Holger Schmitz Pfarrer für St. Peter und Paul. Der 46-Jährige hat Erfahrungen mit Gemeindefusionen und zieht nach Haßlinghausen.
Holger Schmitz ist Motorradfahrer – eine gute Voraussetzung, um eine so weitläufige Pfarrei wie St. Peter und Paul betreuen zu können. Diese gehört dem Bistum Essen an und erstreckt sich neben Herbede mit der Pfarrkirche über Buchholz, Grundschöttel und Wengern bis nach Sprockhövel. Angesichts einer rapide sinkenden Zahl an Katholiken stehen für die Gemeindemitglieder einige Umstrukturierungen an. Zu einzelnen Standorten wolle und könne er nichts sagen, so der 46-Jährige im Interview.
Sie wohnen noch in Essen-Katernberg und betreuen Gemeinden im Essener Norden. Wie ist es, als Stadtpfarrer aufs Land zu kommen?
Schmitz: Das ländliche Gefüge ist mir ja nicht fremd. Ich bin in Duisburg-Rahm aufgewachsen, nahe Feld und Wäldern. Mein Elternhaus steht noch in Rahm, dort leben meine beiden Brüder mit ihren Familien. Dort ist meine Verwurzelung. Aber ich muss zugeben: Bei meinen letzten Einsatzorten konnte ich zu Fuß von einer Kirche zur nächsten gehen. Das wird nun schwer. Diese Pfarrei ist vor allem Fahrerei.
Erzählen Sie uns Ihren Werdegang.
Ich habe in Bochum studiert und war dann als Liebhaber klassischer Musik ein Studienjahr lang in Wien. Es folgte das Diakonat in St. Peter und Paul in Hattingen. Meine erste Stelle war für vier Jahre Heilig Geist in Bochum-Harpen und für 15 Jahre Oberhausen, Herz Jesu und St. Joseph. Dort habe ich die Fusion der beiden Gemeinden begleitet. Gut ein Jahr war ich in Essen-Stoppenberg eingesetzt und habe auch dort den Pfarreientwicklungsprozess betreut.
Warum wechseln Sie erneut den Standort?
Zum einen gibt es im Bistum Essen den Bedarf. Und dann habe ich für mich eingesehen, dass es gut sein könnte, sich eine neue Chance zu geben und ein neues Umfeld kennenzulernen.
Haben Sie für Ihre neue Aufgabe schon Ideen?
Meine beste Idee ist es, zu schauen, welche Ideen die Menschen vor Ort haben. Ich möchte mich zunächst vorstellen und z.B. die Sommerfeste besuchen. Als Pfarrer stehe ich zwar in der Gesamtverantwortung, sehe mich aber nicht als Alleinunterhalter. Ich möchte mit den Gremien zusammenarbeiten, sie sind die Zukunft der Pfarrei.
Wo werden Sie wohnen? Die Herbeder hätten Sie natürlich gern nahe der Pfarrkirche St. Peter und Paul.
Das Bistum hat mir das Pfarrhaus in Haßlinghausen zugewiesen. Und zwar einfach, weil es die einzige Immobilie in der Pfarrei ist, die den Anforderungen entspricht. Hier in Herbede etwas anzumieten, wäre zu teuer und nicht vermittelbar. Trotzdem ist mir wichtig: Die Herbeder können davon ausgehen, dass jemand für sie da ist; auch wenn der Pfarrer nicht um die Ecke wohnt.
Ganz platt gefragt: Fast ganz Witten gehört zum Bistum Paderborn. Warum gehen Herbede und Buchholz nicht mit rüber? Die Paderborner haben doch auch mehr Geld?
Weil Herbede und Buchholz schon zum Bistum Essen gehörten, bevor die Stadtteile nach Witten eingemeindet wurden. Und glauben Sie mir: Eine Bistumsgrenze zu verschieben, ist schwieriger als eine Staatsgrenze.
Sie mögen klassische Musik, sind Motorradfahrer – und haben noch ein Hobby?
Meine beiden Katzen. Die habe ich mal aus dem Urlaub mitgebracht und jetzt ziehen sie mit mir um. Sie heißen Sissi und Franz-Joseph. Joseph mit PH, weil ich Pfarrer von St. Joseph war.
Sie sind ja auch ein bisschen lustig!
Naja, ich muss zwar Seriosität an den Tag legen, aber ich lache auch gerne. Sonst können Sie den Beruf nicht machen, täglich wie das Leiden Christi herumlaufen. Und ich bringe doch eine gute Nachricht mit, die christliche Botschaft.
>> Nur wenige Kirchgänger kommen aus Herbede
Die Pfarrei St. Peter und Paul ist die flächenmäßig viertgrößte Pfarrei des Bistums Essen, zählt aber relativ wenige Gemeindemitglieder. 59 137 Einwohner zählt das 116 km² große Gebiet. Davon sind 12 893 Katholiken.
2007 legte das Bistum Essen den Zuschnitt der Pfarrei fest, mit sechs Standorten (siehe Karte). Die Zahl der Gottesdienstbesucher ist laut dem Bistum in den Gemeindekirchen St. Augustinus-Monika (Grundschöttel), St. Josef und St. Januarius (beide Sprockhövel) höher als in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. Am schlechtesten besucht wird St. Antonius in Buchholz. Auch bei den Amtshandlungen (Taufen, Trauungen etc.) schneiden die Wittener Gemeinden relativ schlecht ab. Die Zahl der Erstkommunionen geht in allen Gemeinden stark zurück.
Stand 2016 zählt die Gemeinde Herbede 3017 Mitglieder, St. Augustinus-Monika 4166, St. Januarius 2295, St. Josef 3415 Gläubige.