Witten. In wenigen Monaten kommt der Ukraine-Krieg endgültig bei den Gas- und Stromkunden der Stadtwerke in Witten an. Es gibt große Preissprünge.

Saftige Preiserhöhungen kommen wie schon im Juni angekündigt ab Oktober auf die Kunden der Stadtwerke zu. Strom wird im Schnitt um 36 Prozent teurer, Gas um 60 bis 70 Prozent. Betroffen sind alle Bürgerinnen und Bürger mit einem Basistarif, während Kunden mit sogenannten „Laufzeitverträgen“ je nach Vertragsdauer (höchstens zwei Jahre) noch etwas Schonfrist haben.

Grund für die massiven Preissprünge sind die Kostenexplosionen an den internationalen Energiemärkten aufgrund der stark verringerten Gaslieferungen aus Russland. Die Stadtwerke sprechen von einer Erhöhung des Gaspreises um fast 450 Prozent. Diese Entwicklungen habe man aufgrund der „langjährigen Beschaffungsstrategie“ zwar teilweise auffangen können. Doch nun schlagen sie auch vor Ort voll durch.

Wittener Kunden mit Laufzeitverträgen haben noch feste Tarife

Der Arbeitspreis für eine Kilowattstunde (kWh) Erdgas steigt um 6,3 Cent. Davon betroffen sind nach Angaben der Stadtwerke rund 6500 Gaskunden im Basistarif. Besser dran sind die 12.000 Kunden mit Laufzeitverträgen. Ihnen wurden feste Tarife garantiert. Neue Verträge können bis maximal Ende 2023 abgeschlossen werden. Insgesamt beziehen rund 26.000 Kunden von den Stadtwerken Gas, darunter auch Unternehmen und Wohnungsgesellschaften, die hier nicht aufgeführt sind.

Die Stadtwerke nennen Beispiele, wie sich die Preisexplosion für die einzelnen Privathaushalte auswirkt. Bei einem Verbrauch von 8500 kWh Gas im Jahr – das entspricht etwa einer Drei-Zimmer-Wohnung – zahlt man künftig gut 500 Euro mehr, fast 1400 Euro statt bisher 850. Bei 10.000 kWh/Jahr sind es gut 600 Euro mehr – 1600 Euro statt 980.

Gaskunden mit kleinem Haus zahlen bald 1000 Euro mehr im Jahr

„Je höher der Verbrauch, um so höher die Preissteigerung“: Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla wirbt einmal mehr dafür, Energie zu sparen.
„Je höher der Verbrauch, um so höher die Preissteigerung“: Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla wirbt einmal mehr dafür, Energie zu sparen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

In sehr großen Wohnungen oder einem kleinen Ein-Familien-Haus fällt die Erhöhung noch deutlicher aus. Bei einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh werden fast 1000 Euro mehr fällig – 2300 statt bisher 1380 Euro. Der Grundpreis bleibt unverändert. „Je höher der Verbrauch ist, um so höher ist die Preissteigerung“, sagt Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla (45). „Deshalb lohnt es sich jetzt um so mehr, Energie zu sparen.“

In diesen gewaltigen Preissprüngen ist die Umlage der Bundesregierung noch gar nicht enthalten. Deren Höhe soll am 15. August bekanntgegeben werden. Gemeint ist ein zusätzlicher Betrag, mit dem sich der Endverbraucher an den stark gestiegenen Beschaffungskosten der Großhandelsunternehmen beim Gas beteiligen sollen.

Abschläge werden automatisch erhöht

Die Stadtwerke wollen in Kürze alle betroffenen Kunden anschreiben. Um hohe Nachzahlungen zu vermeiden, sollen die Abschläge im Laufe des Jahres automatisch erhöht werden, auch nicht ohne die Kunden zu informieren. Mietern, deren Energiekosten über die Nebenkosten abgerechnet werden, wird ebenfalls zu erhöhten Abschlägen geraten.

Von den erhöhten Stromtarifen sind ab Oktober 19.000 Kunden im Basistarif betroffen. 30.000 Kunden haben derzeit noch einen laufenden Vertrag mit festgelegten Preisen. Der Preis pro Kilowattstunde steigt auf 40 Cent. Er lag bisher mit der EEG-Umlage bei 32,40 Cent/kWh, ohne wie zuletzt seit Juli bei 28 Cent. Der Grundpreis klettert von 116,40 Euro im Jahr auf 122,40 Euro.

Beim Strom kommen auf einen Zwei-Personen-Haushalt mit 2500 kWh/Jahr Mehrkosten von etwa 300 Euro zu – rund 1120 Euro statt bisher 815. Drei Personen müssen mit Mehrausgaben von über 400 Euro rechnen Sie zahlen bei einem Verbrauch von jetzt 3500 kWh statt bisher 1095 bald mehr als 1500 Euro.

Ab 20. August bieten die Stadtwerke zunächst für einen Monat immer samstags eine „Energiesprechstunde“ im Kundencenter „Impuls“an (am Rathaus, Hauptstraße 7), zwischen 8.30 Uhr und 12 Uhr – ohne Termin. Sonst ist das Center werktags von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet, freitags bis 15 Uhr, Telefon 02302/9173-600.