Witten. Zigarettenkippen in Innenstädten sind grundsätzlich ein Problem, besonders im Wittener Wiesenviertel. So reagieren die Anwohner im Kiez.
Michael Kapmeyer stinkt es. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wie jeden Morgen sammelt er auch an diesem Tag wieder unzählige Zigarettenkippen vor seinem Stoffladen im Wiesenviertel auf. Das Problem ist in den letzen Jahren größer geworden. Immerhin: Statt nur zu meckern, hilft sich das Kreativquartier gegenseitig.
„Das gehört mittlerweile schon zur morgendlichen Routine. Schön ist das aber trotzdem nicht“, kommentiert Nichtraucher Kapmeyer mit einem Anflug von Galgenhumor seine Nikotinrunde. 20 bis 30 Kippen landen täglich alleine vor seinem Geschäft in der Steinstraße.
Beim Rundgang mit der WAZ durch die Wiesenstraße, Theodor-Heuss-Straße und zurück zur Steinstraße landen noch mehr Reste vom Vorabend im Eimer. Der 43-Jährige ist mittlerweile richtig gut ausgestattet. Die Stadt hat ihm eine Müllzange geliehen. „Es ist schön, dass man dort unterstützt wird“, sagt der Anwohner, der sich auch um die Baumbeete im Viertel kümmert.
Mülleimer sind im Wittener Wiesenviertel reichlich vorhanden
Immerhin: Jedes Ladenlokal sorgt inzwischen selbst dafür, dass alles zumindest vor der Ladentür sauber ist. Vor einem Monat wurde vor dem Projektraum „lokal.“ ein Parklet bepflanzt. Bei der neuen Sitzgelegenheit hat man auch direkt an die Raucherinnen und Raucher gedacht und feste Aschenbecher installiert.
Die gibt es im Wiesenviertel ja ohnehin, zum Beispiel in der Außengastronomie des Knut’s. Auch Mülleimer sind genügend vorhanden. „Ich verstehe vor allem die Leute nicht, die auf der Bank sitzen und die Zigaretten vor sich auf den Boden werfen, anstatt einen Meter zum Mülleimer zu gehen“, sagt Kapmeyer. Er selbst würde manche Leute mittlerweile auch ansprechen, wenn er sieht, dass jemand den Stummel in die Gegend wirft. „Oft sind die Leute sogar verständnisvoll und heben ihre Kippe dann auf. Es kommt eben drauf an, wie man was sagt.“
Mitunter könnte es für die Übeltäter teuer werden. „Wer eine Zigarettenkippe einfach wegwirft und dabei erwischt wird, muss in Witten ein Verwarngeld von 40 Euro bezahlen“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Auch in der Fußgängerzone werden viele gerauchte Zigaretten achtlos weggeworfen, gerne auch vor den Geschäften. Schnell noch ein letzter Zug, dann die Kippe wegschnippen und rein in den Laden. Der Kaugummiplage folgt die Nikotinseuche sozusagen auf dem Fuße.
Stadt Witten appelliert an Raucherinnen und Raucher
Der Kommunale Ordnungsdienst hat bei seinen Streifen die Zeitgenossen im Blick, die ihre Kippe einfach aufs Pflaster werfen. Doch Bußgelder dürften nur selten fällig werden. Am Ende muss die Reinigungskolonne des Betriebsamtes den Dreck wegmachen. „Wenn alle ihren Müll bis zum nächsten Mülleimer tragen würden, könnten sie gemeinsam dafür sorgen, unsere Stadt sauberer zu halten“, appelliert Schäfer an die Unbelehrbaren.
Es sieht nicht nur unschön aus, auch die Folgen für die Umwelt sind massiv. Eine einzige Zigarettenkippe vergiftet 40 bis 60 Liter Wasser, da die Stoffe in den Boden und somit auch das Grundwasser sickern. Für Tiere können die Nikotinstummel ebenfalls gefährlich werden, da diese die orangenen Filter oft mit Nahrung verwechseln. Biologisch abbaubar sind sie ebenfalls nicht.
Wiesenviertelverein sorgt für Sauberkeit
Michael Kapmeyer aus dem Wiesenviertel hat übrigens schon selbst eine Lösung gefunden. In einem seiner Beete, die er bepflanzt, hat er mit seinen Nachbarn einen Teller mit einem umgestürzten Blumenkübel platziert. Darauf steht: „Kippen bitte hier rein, Danke!“ Offensichtlich wird der auch genutzt. Rund zehn Tabakreste liegen bereits auf dem provisorischen „Ascheteller“.
Nicht nur der Ladeninhaber sorgt für Sauberkeit. Der Wiesenviertelverein zog am Mittwochabend gemeinsam mit „Weniger e.V.“ durch die Straßen und sammelte reichlich Müll ein, darunter vermutlich auch so manche Kippe. Die Anwohner hoffen künftig auf mehr Rücksicht der Raucher. Dann müsste auch Michael Kapmeyer nicht mehr jeden Morgen zur Müllzange greifen.