Witten. In welchem Wittener Restaurant würden Weintrinker einen Sommelier vermuten? In diesem Szenelokal ganz sicher nicht. . .

Ein Bordeaux zum Bio-Burger, ein fruchtiger Riesling zur Möhren-Ingwer-Suppe? Julius Schippmann weiß genau, ob das dazu passt. Denn der 29-Jährige Serviceleiter vom Knut’s hat sich zum Sommelier, also geprüften Wein-Experten, ausbilden lassen – zum ersten in Witten, wie das Lokal im Wiesenviertel stolz betont.

Julius Schippmann ist im Knut’s ein Mann der ersten Stunde. Er hat das Konzept für die angesagte Szenekneipe im Wiesenviertel vor fast zehn Jahren mitentwickelt und schon in den Anfängen dort gejobbt. Nach seiner Ausbildung zum Eventmanager in Hannover kam er 2017 nach Witten und zum Knut’s zurück – jetzt mit Festanstellung und einer neu entdeckten Leidenschaft für den Wein. Denn bei einem sechsmonatigen Praktikum im edlen Berliner Restaurant „Katerschmaus“ hatte er viel darüber gelernt – und in den nächsten sechs Monaten in Südafrika natürlich auch einiges probiert. . .

Wittener fuhr monatelang zum Lehrgang nach Koblenz

Die Entscheidung, mehr aus dem Interesse am Wein zu machen, kam mit der Pandemie. Die Gastronomie kochte auf Sparflamme, Schippmann hatte Zeit und meldete sich im März 2021 bei der Deutschen Wein- & Sommelierschule in Koblenz für die Weiterbildung an. Fünf Monate lang fuhr er für zwei Tage ins Rheinland für den theoretischen Teil. Anschließend ging’s vier Wochen auf ein Weingut an die Mosel – aber leider nicht zur Verkostung. Stattdessen standen die Arbeit im Weinberg, die Kellertechnik und der Vertrieb auf dem Stundenplan.

Im Knut’s im Wiesenviertel soll es künftig Themenabende rund um den Wein geben.
Im Knut’s im Wiesenviertel soll es künftig Themenabende rund um den Wein geben. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Zum Schluss kam dann im Dezember die Prüfung – und die hatte es in sich. „Im praktischen Teil mussten wir unter anderem nach einer Blindverkostung Weine analysieren. Geschmack, Herkunft, Rebsorte. . .“, erzählt der Wittener. Das sei nicht ganz einfach gewesen – zumal beide Prüfungs-Weißweine Chardonnays gewesen seien. „Aber mit einer ganz unterschiedlichen Stilistik, der eine war im Fass ausgebaut.“

Unterschiedliche Vielfalt des Weins begeistert den Wittener

Keine Frage: Julius Schippmann hat eine Menge über Wein gelernt. Dass es so viel sein würde, hatte er sich vor dem Lehrgang nicht träumen lassen. „Man muss unfassbar viel wissen als Sommelier“, sagt er. Die Anbauregionen, die Rebsorten, die Herstellung – kurz: die Vielfalt des Weins. „Das war schon eine große Herausforderung.“ Die der junge Wittener aber gerne angenommen hat. Denn genau das ist es, was ihn fasziniert. „Wein ist nicht nur ein Getränk in einer Flasche, da steckt viel mehr dahinter.“ Der Winzer beeinflusse das Produkt mit seiner Philosophie und seinem Engagement. „Das kann man schmecken, das beeindruckt und fasziniert mich sehr“, sagt der 29-Jährige.

Neue Weinbar im Wiesenviertel

Bei den Themenabenden im Knut’s rund um den Wein soll es nicht bleiben. Julius Schippmann plant noch mehr. Er ist gerade dabei, zusammen mit Kollegen ein Konzept für eine Weinbar zu entwerfen.

Die Bar soll eine neue Ausgehmöglichkeit im Wiesenviertel sein. Doch noch ist der Plan nicht ganz spruchreif. Neuigkeiten sollen aber bald folgen, verspricht Schippmann.

Diese Faszination will er nun an die Gäste im Knut’s weitergeben. Ob das Publikum dort das richtige dafür ist? „Auf jeden Fall!“, so der Serviceleiter. Denn er will weg von dem angestaubten Bild, dass Wein nur was für Leute sei, die ganz viel Geld und Ahnung haben. „Ich will zeigen, dass es ganz unkompliziert ist und viel Spaß macht, leckeren Wein zu trinken.“ Dafür müsse man nicht einmal besonders tief in die Tasche greifen. Von der Flasche für vier Euro vom Discounter rät der junge Experte zwar ab. „Aber für unter zehn Euro gibt es guten, ehrlichen Wein, der handwerklich hergestellt ist.“

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Davon werden die Gäste im Knut’s einiges zu probieren bekommen. Denn Julius Schippmann will die Weinkarte künftig regelmäßig auffrischen. Außerdem soll es Verkostungen und Themenabende rund um den Rebensaft geben. „Da habe ich jetzt total Lust drauf“, so der Sommelier. Und auf die Beratung, welcher Tropfen denn nun zum Bio-Burger passt, ja sowieso.