Witten. So könne es nicht weitergehen: Die Eltern aus drei Kitas in den Wittener „Hölzern“ haben einen Brandbrief geschrieben. Sie fordern mehr Personal.

Die Klagen über die aus Personalmangel schwierige Betreuungssituation in Wittener Kindergärten reißen nicht ab. Nun schlägt auch der Elternrat der städtischen Kita in Buchholz Alarm.

„Nicht nur die Erzieher und Erzieherinnen sind überlastet. Auch Kinder und Eltern brauchen nach zwei Jahren Corona endlich Kontinuität und eine verlässliche Betreuung“, heißt es in einem Brandbrief an die Stadt. Gemeinsam mit den Elternräten der Kitas in Vormholz und Durchholz fordern Mütter und Väter, die Stadt möge mehr Springerstellen besetzen.

Dass die Personalsituation in Wittener Kitas – wie auch in allen Nachbarstädten – brenzlig ist, ist ein Dauerthema. Ein Hauptgrund für die angespannte Lage sind Krankheitsausfälle, vor allem wegen Corona, und Fehlzeiten, die nicht zuletzt aus der monatelangen Belastungssituation mit stark reduzierter Mitarbeiterzahl resultieren. „Pausenlos und händeringend“ sei die Stadt auf der Suche nach Kita-Personal, sagte Heiko Müller, beim Jugendamt für die Kitas zuständig, noch im April gegenüber der Redaktion.

Noch immer keine Übersicht über Kita-Belegungen

Zum neuen Kindergartenjahr im August starten vier Ergänzungskräfte. Außerdem bereite die Stadt gerade Verträge für sieben neue Erzieherinnen vor. Wie viele neue Kinder zum Kita-Jahr starten und wie viele kleine Wittener unversorgt bleiben, ist noch nicht klar, so die Stadt. Nach dem Hackerangriff im Oktober sei die Datenlage noch immer nicht auf dem aktuellsten Stand.

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Allein in der Kita Buchholz mit ihren 83 Kindern fehlen laut Stellenschlüssel aktuell eine 36-Stunden-Kraft und eine 25-Stunden-Kraft, heißt es in dem Brandbrief der Buchholzer Eltern. Und weiter: „Dass deutschlandweit Personal fehlt, ist auch uns bekannt. Aber vielleicht könnte die Stadt Witten ihre Einstellungsbedingungen attraktiver gestalten, um Fachkräfte in unsere Wittener Kitas zu locken.“

Elternräte: Springer für jede Kita

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Die Elternräte aus drei Kitas in den Hölzern wollen nun in einem gemeinsamen Termin mit dem Stadtelternrat Druck auf die Stadt machen, anstatt sich „über Monate weiter zu ärgern“, so die Buchholzer Mutter Sarah Lieber. Eine Idee gibt es auch schon. Nach Meinung der Eltern könnte das Wittener Amt für Jugendhilfe weit mehr Springer-Stellen ausschreiben und besetzen. In anderen Städten, etwa Bochum, Wuppertal oder Dortmund, werde dies so praktiziert.

Denn laut Kibiz-Gesetz sind in der Stundenberechnung pro Kita etwa 39 Stunden pro Woche als „sonstige Fachkraftstunden“ für einen Springer vorgesehen, die fest an die jeweilige Einrichtung angedockt sind. In Witten aber gäbe es für Engpässe nur zwei Fachkräfte aus dem städtischen Springerpool. „Da darf man hoffen, dass diese nicht woanders bereits eingesetzt sind“, so die Eltern. „Wäre diese Vollzeitstelle besetzt, könnten nicht nur krankheitsbedingte Ausfälle in allen Gruppen aufgefangen werden. Auch die fachliche Förderung der Kinder wäre besser umsetzbar.“

Neubau in Buchholz zieht sich

Ersatz für abgebaute Hangrutsche

Auch die Kita Buchholz ist betroffen vom Abbau ihrer Hangrutsche. Wie berichtet, wurden Mitte Mai 15 Hangrutschen in Witten abgebaut, weil sie nicht der DIN-Norm nicht entsprachen. Der Elternrat der Kita ist damit einverstanden, dass es dafür keinen Ersatz – etwa eine Tunnelrutsche – geben wird, „da wir auf den Baubeginn des Neubaus im Herbst hoffen“.

Aber die Eltern fordern die Stadt auf, die Kinder nicht leer ausgehen zu lassen und für alternative Spielgeräte zu sorgen. Eine Idee wären Fahrzeuge für den Außenbereich, die mit in die neue Kita umziehen können.

Neben der Personalsituation hakt es weiterhin auch räumlich in Buchholz. Das dortige Kindergartengebäude ist seit Jahren zu klein und platzt aus allen Nähten. Der Betrieb läuft nur dank einer bis Juli 2024 geltenden Ausnahmegenehmigung des Landesjugendamts. Die 28 Vorschulkinder müssen nächstes Jahr in zwei Gruppen getrennt werden; sie passen noch nicht einmal in die momentane „Notlösung“, einem Raum in der Buchholzer Grundschule.

Der Neubau der Kita Buchholz nahe des Rewe-Markts im Hammertal lässt auf sich warten. Die Verhandlungen zum Grundstück der Familie Pleiger mit dem Investor sind noch nicht abgeschlossen, so die Stadt Witten. Der Projektentwickler, die Firma First Retail aus Bielefeld, möchte das rund 2340 m² große Grundstück zwischen Rehnocken und Im Hammertal erwerben und bebauen. Die Stadt würde dann als Mieter des Neubaus mit an Bord kommen.

Frühestens ab November können auf dem Gelände die notwendigen Untersuchungen der Bergbaurisiken erfolgen. Denn vorher darf wegen des Natur- und Artenschutzes nicht gerodet werden. Solange können keine Fahrzeuge auf das Grundstück.