Düsseldorf. Der Pädagogen-Verband VBE hat wieder die Leitungen von Kitas befragt und Besorgnis erregende Rückmeldungen bekommen.

Der Personalmangel in der Kinderbetreuung ist laut einer aktuellen Umfrage unter Kita-Leitungen inzwischen so katastrophal, dass das „System Kita vor dem Kollaps“ stehe, warnte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), am Mittwoch auf dem Deutschen Kitaleitungs-Kongress in Düsseldorf.

Der Verband hatte bundesweit 4827 Leiterinnen und Leiter von Kitas nach ihrem Berufsalltag gefragt (in NRW: 818) und erhebliche Verschlechterungen festgestellt. Demnach sagten 60 Prozent der befragten Kitaleitungen in NRW, dass sie in den zurückliegenden zwölf Monaten in mehr als 20 Prozent der Zeit die vorgegebene Aufsichtspflicht in ihrer Kita nicht gewährleisten konnten. Im Jahr davor sagten dies „nur“ 40 Prozent der Befragten.

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„82 Prozent der Leitungen fühlen sich psychisch durch ihre Tätigkeit belastet“, erklärte Anne Deimel, stellvertretende Vorsitzende des VBE in NRW. Etwa ebenso viele Befragte gaben an, dass sich der ohnehin vorhandene Personalmangel im vergangenen Pandemiejahr noch weiter verschärft habe.

Die Folge ist laut VBE ein Teufelskreis: Wenig Personal führe zu Stress, dann zu Krankheitsausfällen und die Personalsituation verschärfe sich erneut. Besonders belastend seien neben dem Personalmangel die körperliche Beanspruchung der Erziehenden und der Geräuschpegel in der Kita. Häufig gingen die Kita-Leitungen zum Dienst, obwohl sie sich eigentlich zu krank zum Arbeiten fühlten. „Dringender denn je“ benötigten die Kitas eine Personaloffensive, so Deimel, zumal die Pandemie noch nicht vorbei sei und immer mehr Flüchtlingskinder aus der Ukraine betreut werden müssten -- eine Aufgabe, der sich das Erzieherpersonal mit viel Engagement widmen werde.

Ein "Weiter so" wäre unterlassene Hilfeleistung, sagt der VBE-Chef

Ein „Weiter so“ der Politik käme einer unterlassenen Hilfeleistung gleich, wetterte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. Die Kita-Leitungen leiden der Umfrage zufolge besonders unter fehlender Wertschätzung, so der VBE. So fühlten sich nur 38 Prozent von ihnen durch die Kommunalpolitik wertgeschätzt, nur etwa 20 Prozent durch die Landes- und Bundespolitik. Die Wertschätzung durch Kinder, Eltern, Arbeitskollegen und die Träger der Kitas sei hingegen erfreulich groß.

Mehr als vier von fünf der unter 30-jährigen Kitaleitungen stimmten der folgenden Aussage zu: „Das Vorurteil ‚Wir spielen, basteln und betreuen die Kinder nur‘ hält sich hartnäckig in den Köpfen der Gesellschaft.“

Neben einer verbesserten Personalausstattung fordert der Verband eine bessere Bezahlung für die Erzieherinnen und Erzieher und eine grundsätzlich vergütete Ausbildung.