Witten. Auch im Ev. Kindergarten Witten-Herbede spitzt sich die Lage zu. Die Betreuung ist seit Wochen so reduziert, dass Eltern um ihren Job bangen.

Nicht nur in der Kita Vormholz hat sich die Lage aufgrund des Personalengpasses dramatisch zugespitzt. Nun melden sich auch verzweifelte Eltern zu Wort, deren Kinder den Ev. Kindergarten in Witten-Herbede besuchen. Dort sei die Betreuung so weit zurückgefahren, müsste der Nachwuchs so oft zu Hause bleiben, „dass Arbeitsplätze auf der Kippe stehen“, wie eine Mutter erklärt.

Seit Anfang 2022 sei der Kindergarten insgesamt nur knapp fünf Wochen im Regelbetrieb gewesen. „Seit Wochen können Eltern ihren Job nicht richtig ausüben. Es häufen sich Minusstunden, nicht bezahlte Urlaubstage“, so die betroffene Mutter. Seien Arbeitgeber anfangs noch kulant gewesen, schwinde mittlerweile das Verständnis. Auch komme es vor, dass sich Väter nach der Nachtschicht, ohne geschlafen zu haben, sofort um die Kinder kümmern müssen, damit die Mütter arbeiten gehen können.

Ev. Kindergartenverbund Hattingen-Witten bedauert die Situation

Pfarrerin Birgit Crone, Theologische Geschäftsführerin des Ev. Kindergartenverbunds Hattingen-Witten, bedauert, keine ausreichende Betreuungssituation gewährleisten zu können. Sie verstehe, dass die Eltern verärgert und verzweifelt seien. Gute Nachrichten hat sie dennoch vorerst nicht: Der Träger könne leider wegen des langfristigen Personalausfalls auf unbestimmte Zeit nur eine Betreuungszeit von 7.30 bis 14.30 Uhr anbieten. Dies habe das Landesjugendamt genehmigt, nachdem alle anderen Lösungsmöglichkeiten geprüft worden seien.

„Der Träger führt permanent Bewerbungsgespräche, um den Personalmangel zu beseitigen“, so Crone. Für den 1. August seien bereits neue Arbeitsverträge für diesen Kindergarten geschlossen worden. Die Vorschläge aus der Elternschaft, zwischenzeitlich Mütter oder Väter ohne pädagogische Ausbildung zur Betreuung der Kinder einzusetzen, habe der Ev. Kindergartenverbund geprüft. Diese seien jedoch vom Landesjugendamt nicht genehmigt worden.

Geschäftsführerin: Politische Unterstützung fehlt

Inzwischen hätten sich zwei Mütter mit pädagogischer Ausbildung bereiterklärt, beim Ev. Kindergartenverbund tätig sein zu wollen. Crone: „Eine sogenannte Springerinnentätigkeit wurde bereits arbeitsvertraglich umgesetzt, es handelt sich dabei aber nur um wenige Wochenstunden.“ Eine zweite Teilzeitbeschäftigung für den Ev. Kindergarten Herbede werde derzeit mit dem Landesjugendamt geklärt.

Die Situation, bedauert die Pfarrerin, betreffe alle Träger gleichermaßen. „Eine politische Unterstützung gibt es derzeit nicht.“ Das haben auch die Eltern längst bemerkt, die selbst schon an Ämter und sogar ans Ministerium geschrieben haben – ohne Erfolg. „Man steht im Regen ohne Regenschirm“, formuliert es die betroffene Mutter.