Witten. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch schließlich konnte Nadja Büteführ (SPD) es für sich entscheiden. So lief die Landtagswahl 2022 in Witten.
Dass es in Witten für die SPD so knapp werden würde, hatte wohl niemand erwartet. Doch letztlich konnte sich Amts-Inhaberin Nadja Büteführ gegen ihre Herausforderin Sarah Kramer (CDU) durchsetzen. So lief der Wahlabend in Witten – und das waren die ersten Reaktionen auf die Ergebnisse.
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So lief der Wahlabend in Witten
23 Uhr: Es ist entschieden: Dr. Nadja Büteführ (SPD) gewinnt den Wahlkreis 106 erneut. Sie kommt auf 32,36 Prozent der Stimmen. Herausforderin Sarah Kramer holt 30,33 Prozent. Die Grünen erreichen 22 Prozent.
21.30 Uhr: Es ist knapp, doch die Wahl scheint gelaufen. Nur noch zwei Wahllokale fehlen bei der Auszählung im Wahlkreis 106 und Nadja Büteführ liegt weiterhin mit knapp zwei Prozent vor Sarah Kramer.
20.30 Uhr: Es entwickelt sich inzwischen zu einem Wahl-Krimi. Der Abstand zwischen Amts-Inhaberin Nadja Büteführ und ihrer Herausforderin Sarah Kramer (CDU) schrumpft. Doch noch zeigt sich die SPD-Frau siegesgewiss.
19.45 Uhr: Noch sind lange nicht alle Stimmen ausgezählt, aber so viel ist schon sicher. Das Ergebnis ist ein großer Erfolg für die grüne Direktkandidatin Verena Schäffer. „Sie hat als Fraktions-Chefin der Grünen im Düsseldorfer Landtag ein klares Profil gewonnen“, so Geschäftsführer Jan Dickerboom. Davon würden die Wittener Grünen nun auch profitieren.
19.25 Uhr: Nervös sei sie diesmal nicht, erklärt Nadja Büteführ kurz nach ihrer Ankunft bei der SPD-Wahlparty in Witten. „Ich hoffe, dass es für mich hinhaut“, sagt die 55-Jährige. Einige Zeit später sind die ersten Ergebnisse da. Zunächst sieht es nicht schlecht aus für die Herdeckerin: Bei einem Drittel ausgezählter Stimmen liegt sie bei etwa 33 Prozent, während Sarah Kramer (CDU) bei etwa 28 Prozent steht, doch der Abstand schrumpft. Es wird offenbar spannend. Inzwischen füllt sich auch Wittens Kultkneipe.
18.30 Uhr: Bei der SPD-Wahlparty im Maschinchen Buntes ist inzwischen auch Nadja Büteführ eingetroffen. Wird sie ihr Mandat verteidigen können?
18.20 Uhr: Super Stimmung herrscht um kurz nach 18 Uhr auch bei der CDU. Etwa 40 Parteimitglieder feiern eine Wahlparty auf dem Hof von Ulrich Oberste-Padtberg. Großer Jubel herrscht nach den ersten Prognosen aber nicht. Die Parteimitglieder wirken eher vorsichtig abwartend. Denn Sorge bereitet ihnen jetzt die Koalitions-Taktik der Grünen.
Spitzenkandidatin Sarah Kramer blickt in einer ersten Bilanz auf einen stressigen, aber spaßigen Wahlkampf zurück. Höhepunkt sei ganz klar der Besuch von Innenminister Herbert Reul auf dem Rathausplatz gewesen. Macht sie sich Hoffnung aufs Mandat? Kramer: „Ich freue mich, wenn es eng wird.“
18.15 Uhr: Riesenjubel bei den Grünen nach der ersten Prognose. Auf 15 Prozent hatten sie gehofft, nun scheinen sie darüber zu liegen. Allerdings bereitet die Frage nach der möglichen Koalition Sorge – denn die meisten Wittener wünschen sich Rot-Grün. Das scheint nun fraglich.
18.03 Uhr: Lange Gesichter bei der SPD nach der ersten Prognose: Ein paar Seufzer sind im Maschinchen Buntes zu hören, als die ersten Nachrichten um 18 Uhr über die Bildschirme flackern. Der heimische Bundestagsabgeordnete Axel Echeverria gibt sich aber zuversichtlich, das Mandat vor Ort doch noch zu holen. Das sei sein Gefühl nach sechs Wochen Wahlkampf, sagt er.
So lief der Wahltag in Witten
17.20 Uhr: Die letzte Stunde läuft. Um 17 Uhr meldet die Stadt eine Wahlbeteiligung von 33,92 Prozent, die Briefwähler kommen später noch dazu. Spitzenreiter bleibt weiterhin die Rüdinghauser Schule, hier haben bislang 42,92 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihre Stimme abgegeben. Jetzt beginnt der Endspurt in den Wahllokalen – dann kommt das große Auszählen. Wer noch nicht abgestimmt hat, hat noch für eine halbe Stunde Gelegenheit dazu.
16.20 Uhr: Gegen 15 Uhr lag die Beteiligung in den beiden Wahllokalen des Albert-Martmöller-Gymnasiums, Briefwähler eingerechnet, noch deutlich unter 50 Prozent. „Wir sind aber zuversichtlich, die Marke deutlich zu überschreiten“, sagte Wahlvorstand Neil Chwastek. Er beruft sich auf Erfahrungen aus früheren Urnengängen. Eine Reihe von Wählern komme erst am späteren Nachmittag und gerade an einem solchen Sonntag mit bestem Wetter. Von den 1356 Stimmberechtigten hatten bis dahin 252 im Wahllokal (Stimmbezirk 1801) ihr Kreuzchen gesetzt, 365 Bürger Briefwahlunterlagen beantragt.
Im Wahlraum nebenan (Stimmbezirk 1102) lag die Zahl der abgegebenen Stimmen zu dem Zeitpunkt bei 177. Insgesamt sind hier 1222 Bürger zur Wahl aufgerufen, von denen 257 Briefwahl beantragten. Einem Bürger musste der Wahlvorstand eine Absage erteilen, erzählte Vorstand Stefan Borggraefe. Der Mann besitzt die griechische Staatsbürgerschaft, was ihn zwar zur Kommunal- und Europawahl berechtigt, nicht aber zur Landtags- und Bundestagswahl.
Trotz Baustelle am AMG, dort entsteht ein neuer Fachraumtrakt, scheinen die Wähler keine Probleme mit dem Weg zu haben, heißt es aus den Wahllokalen. Knallrote Hinweiszettel weisen die Richtung zu den Wahlurnen.
15.50 Uhr: Am Nachmittag ist es ruhig auf dem Christopherushof. So sei es auch schon den ganzen Tag gewesen, seit das Wahllokal in Annen heute geöffnet hat, sagt Peter Skodlawsi (71). Er hilft hier mit, „weil ich Rentner bin und Zeit habe und als Bürger meine Pflicht tun will“. Obwohl immer nur mal ein oder zwei Wähler und Wählerinnen hereinkommen, zählt Erst-Wahlhelfer Simon Körsgen gegen 15 Uhr auf seiner Liste doch schon 250 Stimmen. Ihr Kreuzchen hat zum Beispiel gerade Familie Schwanenberg gemacht und den Gang zur Urne mit einem Spaziergang verbunden – wie es viele bei dem Wetter tun. Auch die beiden über 90-jährigen Damen, die auf einer schattigen Bank sitzen, haben gerade gewählt. „Immer. Wir haben keine Wahl ausfallen lassen“, erklären die beiden stolz.
15.30 Uhr: Nächster Zwischenstand aus Witten: Um 15 Uhr meldet die Stadt eine Wahlbeteiligung von 27,8 Prozent in den zehn ausgewählten Wahllokalen. Spitzenreiter bleibt die Rüdinghauser Schule mit 35,55 Prozent. Insgesamt liegt die Wahlbeteiligung damit auf dem Niveau von 2017 oder sogar darüber. „Letztendlich wird sich das erst nach Abschluss der Wahlhandlung sagen lassen“, so Wahlamtsleiter Michael Muhr. Den nächsten Zwischenstand gibt’s um 17 Uhr.
15 Uhr: Mit der Wahlbeteiligung am Mittag liegt Witten über dem Landesschnitt. Landeswahlleiter Wolfgang Schellen teilte mit, dass bis 12 Uhr die Wahlbeteiligung in acht ausgewählten Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens im Durchschnitt bei knapp 36 Prozent lag – allerdings inklusive der Briefwähler. Ohne Briefwahl waren es nur 12,23 Prozent. Bei der Landtagswahl 2017 lag die Wahlbeteiligung im Land am Mittag etwa gleich hoch.
Landeswahlleiter Wolfgang Schellen ruft alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger nochmals auf, an der Wahl teilzunehmen: „Mit Ihrer Stimmabgabe machen Sie von einem wesentlichen Teilhaberecht unserer Demokratie Gebrauch. Sie können so Einfluss auf die Zusammensetzung des neuen Landtags und damit auf die künftige Landespolitik in Nordrhein-Westfalen nehmen.“ Die Wahllokale sind noch bis 18 Uhr geöffnet. Bis dahin können Briefwähler auch noch den roten Wahlbrief bei ihrer Kommune (Wahlamt) abgeben, wenn sie die rechtzeitige Versendung mit der Post verpasst haben sollten.
13.30 Uhr: Es dürfte ein spannender Wahlabend werden. So sehen die aktuellen Umfragen aus:
12 Uhr: Die Stadt meldet den ersten Zwischenstand bei der Wahlbeteiligung. Sie liegt um 12 Uhr in zehn ausgewählten Wahllokalen bei 15,9 Prozent. Zum Vergleich: Zur selben Zeit vor fünf Jahren hatten wir eine Wahlbeteiligung von 21,39 % – allerdings bei deutlich geringerer Briefwahlbeteiligung. Spitzenreiter ist derzeit die Rüdinghauser Schule mit 22,4 Prozent. Den nächsten Zwischenstand gibt es um 15 Uhr.
11 Uhr: Haben Sie noch die Namen von allen bisherigen Ministerpräsidenten im Kopf? Wir haben eine Bilderstrecke für Sie zusammengestellt:
Rau, Clement, Kraft- Die NRW-Ministerpräsidenten seit 1946
10 Uhr: Übrigens: Auch heute kann man noch einen Wahlschein für die Briefwahl beantragen – und zwar bis 15 Uhr. Das gilt aber nur für Wittener, die akut krank sind, so dass sie nicht ins Wahllokal kommen können oder plötzlich ins Krankenhaus mussten. „Das gilt nicht für Bürger, die seit vier Wochen eine Grippe mit sich herumtragen“, stellt Wahlamtsleiter Michael Muhr klar. Eine klare Absage erteilt er allen, die ihre Briefwahlunterlagen nicht bekommen haben und sich erst jetzt melden. „Da können wir nichts mehr machen.“ Für sie ist die Wahl gelaufen.
9 Uhr: Seit einer Stunde sind die Wahllokale in Witten geöffnet. Fast überall gelang der Start planmäßig. Nun im Café Schelle gab es eine Verzögerung: Die Schließanlage war defekt, die Tür ließ sich mit der elektronischen Karte nicht öffnen. Doch das Problem wurde rasch behoben. Dreimal musste allerdings die Feuerwehr ausrücken, weil die Parteien verbotenerweise Plakate direkt vor den Wahllokalen angebracht hatten – und zwar so hoch, dass sie von den Wahlhelfern nicht entfernt werden konnten.
Bei denen gab es zwar ein paar krankheitsbedingte Ausfälle, aber die Teams seien so gut besetzt, dass das zu verkraften sei, sagt Wahlamtsleiter Michael Muhr. Er rechnet ohnehin damit, dass die Helfer den Andrang gut bewältigen werden. Denn von den 72.013 Wahlberechtigten in Witten haben bereits 23.814 die Briefwahl beantragt.
Alles Wichtige zur Wahl in Witten
Am 15. Mai 2022 entscheidet sich bei der Landtagswahl auch in Witten, wer Nordrhein-Westfalen in den kommenden fünf Jahren regiert. Bei der Wahl zum 18. Landtag von NRW sind insgesamt 13,2 Millionen Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ihre Stimme abzugeben – darunter rund 786.000 Erstwählende.
Wahlberechtigt in Witten sind alle deutschen Staatsbürger, die am Wahltag volljährig sind, ihren Hauptwohnsitz in der Stadt haben und nicht vom Wahlrecht ausgeschlossen sind. 2022 trifft das auf 72.171 Frauen und Männer zu.
Landtagswahl in Witten: Kandidaten und Ergebnisse für Witten
Bei der Landtagswahl werden entweder direkt im jeweiligen Wahllokal oder per Briefwahl zwei Stimmen abgegeben, die Erst- und die Zweitstimme. Die Erststimme entscheidet, welche Direktkandidaten aus dem jeweiligen Wahlkreis in den Landtag einziehen. Die Zweitstimme zählt für die jeweiligen Parteien und bestimmt damit am Ende die Sitzverteilung im 18. NRW-Landtag.
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Der Ennepe-Ruhr-Kreis ist in drei Wahlkreise mit den Nummern 104, 105 und 106 aufgeteilt und stellt demnach drei Direktkandidaten. Insgesamt treten 24 Bewerberinnen und Bewerber an. Witten bildet zusammen mit Herdecke den Wahlkreis 106/Ennepe-Ruhr-Kreis II. Hier kämpfen neun Kandidaten ums Direktmandat.
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NRW ist in insgesamt 128 Wahlkreise aufgeteilt. Zum ersten Mal errechnet sich die Verteilung der Wahlkreise nicht nach der Einwohnerzahl, sondern nach der Zahl der Wahlberechtigten. Das Landeswahlgesetz wurde dafür im Jahr 2020 geändert.
Als Direktkandidaten für die Landtagswahl 2022 in NRW gehen in Witten diese Politikerinnen und Politiker ins Rennen (Meldefrist für die Namen der Direktkandidaten war der 17. März):
Landtagswahl 2022 im Wahlkreis 106 (Witten und Herdecke)
- Sarah Kramer (CDU, Witten)
- Dr. Nadja Büteführ (SPD, Herdecke)
- Verena Schäffer (Bündnis90/Die Grünen, Witten)
- Enric Tange (FDP, Herdecke)
- Ursula Weiß (Die Linke, Witten)
- Jean Valton (AfD, Ennepetal)
- Bennet Strahmann (Die Partei, Witten)
- Achim Czylwick (MLPD, Witten)
- Sven Heiermann (dieBasis, Wetter/Ruhr)
Bei der Landtagswahl 2017 gab es in Witten 74.299 Wahlberechtigte, von denen 64,6 Prozent auch zur Wahl gegangen sind. Als Direktkandidatin wurde Dr. Nadja Büteführ (SPD) gewählt. Sie erhielt in der Ruhrstadt 39,27 Prozent der abgegebenen Erststimmen.
So war das Ergebnis der Landtagswahl 2017 in Witten
Bei der Landtagswahl 2017 gewann die SPD im Wahlkreis 106 und und holte auch das Direktmandat. Als Direktkandidatin gewählt wurde Dr. Nadja Büteführ (SPD).
Bei den Zweitstimmen gab es dieses stadtweite Ergebnis bei der Landtagswahl 2017:
- SPD: 37,08 Prozent
- CDU: 24,02 Prozent
- Grüne: 7,60 Prozent
- FDP: 10,96 Prozent
- Die Linke: 6,15 Prozent
- AfD: 7,9 Prozent
- Sonstige: 6,28 Prozent
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Die Wahlbeteiligung in Witten war mit 64,60 Prozent etwas niedriger als landesweit (65,2 Prozent). Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 lag die Wahlbeteiligung in Witten bei 75,81 Prozent, bei den Kommunalwahlen 2020 hingegen nur bei 46,76 Prozent.