Witten. SPD-Spitzenkandidat Kutschaty plaudert beim Besuch des hölzernen Uni-Neubaus in Witten über dies und das. Eine Sache beeindruckt ihn besonders.

Ziemlich pünktlich fährt Thomas Kutschaty an diesem Nachmittag mit seinem Wahlkampfmobil an der Uni Witten/Herdecke vor. Darauf prangt das Konterfei des SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 15. Mai und sein Slogan: „Ministerpräsident von morgen“. Doch heute holt der 53-Jährige erstmal nach, was er im vergangenen Herbst versäumt hat: die Besichtigung des innovativen Neubaus aus Holz.

Entspanntes Gespräch an der frischen Luft: SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty (2.v.re.) unterhält sich mit Jan Ehlers (v.li., Präsidiumsmitglied und Vizepräsident für Lehre und Lernen der Universität Witten/Herdecke), Nils Luerweg von der Studierendengesellschaft und Nadja Büteführ, SPD-Landtagskandidatin für Witten und Herdecke. auf der Dachterrasse der Hochschule.
Entspanntes Gespräch an der frischen Luft: SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty (2.v.re.) unterhält sich mit Jan Ehlers (v.li., Präsidiumsmitglied und Vizepräsident für Lehre und Lernen der Universität Witten/Herdecke), Nils Luerweg von der Studierendengesellschaft und Nadja Büteführ, SPD-Landtagskandidatin für Witten und Herdecke. auf der Dachterrasse der Hochschule. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Bei den Fahrradgaragen beginnt die Runde, die Uni-Vizepräsident Jan Ehlers für seinen prominenten Gast geplant hat. Gekommen sind neben Landtagskandidatin Nadja Büteführ auch Wittens SPD-Bundestagsabgeordneter Axel Echeverria, der gerade nichts in Berlin zu tun hat, seine Vorgänger Ralf Kapschack und Christel Humme sowie Wittens SPD-Fraktionsvize Christoph Malz.

99,5 Prozent der Studierenden und Beschäftigten an der Uni Witten geimpft

Mit Maske in der Uni-Bibliothek: (v.r.) Thomas Kutschaty, Nadja Büteführ und Jan Ehlers.
Mit Maske in der Uni-Bibliothek: (v.r.) Thomas Kutschaty, Nadja Büteführ und Jan Ehlers. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Es geht durch Seminarräume und in den Lesesaal, vorbei an einem Kaugummiautomaten mit Ohrstöpseln zur Bibliothek und weiter auf eine Dachterrasse des „wegweisenden und nachhaltigen Projekts“. Als solches hatte Büteführ den Neubau zuvor gelobt. Hier genießt Kutschaty – leger in blauem Sakko, dunklem Pulli, dunkler Hose und weißen Schuhen – die Sonne und den Ausblick ins Grüne.

Locker plaudert der Politiker, will mehr wissen über die Situation an der Uni. So erfährt er etwa, dass 99,5 Prozent der Studierenden und Beschäftigten geimpft sind. „Das wünscht man sich überall“, sagt Kutschaty, der wie alle beim Rundgang durch die lichten Räume Maske trägt. Die ist hier Pflicht. „Da haben wir von unserem Hausrecht Gebrauch gemacht. Aber das wird gut angenommen“, sagt Uni-Vize Jan Ehlers. Er freut sich, mit dem Hochschulbetrieb wieder live durchstarten zu können. Noch fehle die Leichtigkeit von vor Corona. „Aber es ist besser als nur digital.“

Kutschaty kennt Witten von Familien-Wanderungen in jungen Jahren

Ob die Uni plane, weitere Fakultäten einzurichten, will Thomas Kutschaty wissen. Tatsächlich würde Ehlers es begrüßen, wenn es an der Alfred-Herrhausen-Straße noch bunter zuginge. Sozialpädagogik könnte er sich vorstellen. „Und ich hätte gerne Recht.“

Weitere „Promi“-Politiker zu Besuch im Kreis

Für Thomas Kutschaty ist seine politische Arbeit „eine Riesenherausforderung und die Chance, etwas gestalten zu können“. Das Rennen um den Sieg bei der Landtagswahl bewertet der SPD-Spitzenkandidat selbst als „völlig offen“. Es werde auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD hinauslaufen.Im Wahlkampf werden weitere Politiker den EN-Kreis besuchen. Verena Schäffer, Chefin der Grünen-Fraktion in NRW, kommt am 28. April zum DRK in Witten, ist am 29. April zu Gast beim Wittener Frauenmahl und radelt am 7. Mai mit Interessierten durch die Ruhrstadt.CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler wird am 20. April an einer Diskussionsveranstaltung in Sprockhövel teilnehmen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wird am 7. Mai bei der Ev. Stiftung Volmarstein erwartet.

Das hört der frühere NRW-Justizminister gern, hat er doch selbst Jura studiert. „Ich bin als Erster aus der Art geschlagen“, sagt der gebürtige Essener schmunzelnd, der aus einer Borbecker Eisenbahnerfamilie stammt. Immer noch lebt er mit seiner eigenen Familie in einer Zechensiedlung ganz in der Nähe. Denn der Politiker liebt das Revier und seine Menschen. „Heimat ist für mich, wenn ich nicht selbst eine Schubkarre kaufen muss, sondern mir beim Nachbarn eine leihen kann.“

Kutschaty kennt von Witten übrigens noch mehr als nur die Universität, die er inzwischen dreimal besucht hat. Schon als Kind und Jugendlicher sei er mit der Familie häufig im grünen Umland der Ruhrstadt unterwegs gewesen. Das hatte er der großen Wanderleidenschaft seines Vaters zu verdanken.

Wittener Studierende fühlen sich in der Pandemie „allein gelassen“

Bevor Besichtigung und Gespräche nach rund 90 Minuten beendet sind, fällt dem SPD-Mann noch eines ins Auge: das Gender-WC. Er bestaunt das Piktogramm außen neben der Tür. Es zeigt eine Figur, halb in Hose, halb mit Rockzipfel. Kutschaty ist beeindruckt, nutzt die Chance jedoch nicht.

Während er draußen noch ein Interview gibt, ahnen die vier jungen Leute, die ganz in der Nähe auf den Stufen in der Sonne sitzen, nichts von seinem Besuch. Dabei hätten ihm Shahad (29), Tonka (22), David (24) und Janik (23) gerne noch etwas mit auf den Weg gegeben.

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Alle vier studieren Medizin im vierten Semester, haben mit der Pandemie begonnen – und fühlen sich seitdem ziemlich allein gelassen. „Man hat den Eindruck, an uns wird als Letztes gedacht“, sagt David. Er hätte von Kutschaty gerne gewusst, wie er das Bildungssystem verbessern wolle. Aber ihn hat ja keiner gefragt.