Wittens City ist oft zugeparkt. Viele kurven rum, um eine Lücke zu finden. Dabei hat die Stadt genug Parkplätze. Was könnte die Lösung sein?
Witten hat genug Parkplätze. Trotzdem sind die engen Straßen in der Innenstadt fast den ganzen Tag über belegt, etwa die Hälfte allein durch Anwohner. Dagegen gibt es gerade in den Parkhäusern noch viele freie Lücken. Von der Ausschreibung eines 100.000 Euro teuren „integrierten Mobilitäts- und Parkraumkonzepts“ im nächsten Jahr erhofft sich die Stadt unter anderem Lösungen, wie die Umverteilung besser hinzubekommen ist – weg vom Draußenparken im Viertel.
Gemessen an der geringeren Auslastung der Parkhäuser sind Robert und Sabine Karl aus Heven fast schon Exoten. Sie parken lieber im Parkhaus. Gerade wollen sie ihre Gebühr im „Novum“ bezahlen. Warum sie lieber ins Parkhaus fahren? „Draußen findet man doch eh nichts“, sagen die beiden.
Parksuchverkehr ist trotz ausreichender Parkplätze in Witten ein Problem
Damit sprechen sie ein Problem an, den Parksuchverkehr. Dabei gibt es mit mit 5300 Plätzen mehr als genug genug Stellplätze in der Innenstadt, davon 3500 auf der Straße und kleineren wie größeren Parkplätzen sowie 1800 in Parkhäusern. Trotzdem ku rven Autofahrer immer wieder herum, um eine Lücke zu erwischen, gerne auch in einer Anwohnerparkzone, wo man zumindest tagsüber teilweise mit Parkscheibe stehen kann. Die maximale Gesamtauslastung liegt bei 66 Prozent.
Die Anwohner, die für wenig Geld im Jahr ihr Auto vorm Haus abstellen dürfen, sind das eine Problem. Das andere Problem sind „externe“ Nutzer, überwiegend Kurzparker, die die Parkhäuser gerne meiden. „Wir haben kein Mengen, sondern ein Verteilungsproblem“, sagte Thomas Mattner vom Büro „planersocietät“, das das City-Parken vor einem Jahr für die Stadt untersucht hat und das Ergebnis nun noch einmal im Stadtentwicklungsausschuss vorstellte. Knapp 80 Prozent parken demzufolge auf der Straße, nur 40 Prozent in den Parkhäusern. „Das Parken unter freiem Himmel ist sehr beliebt“, sagte der Experte. Also was tun? Wie bewegt man mehr Autofahrer dazu, ins Parkhaus zu fahren?
Nun, eine gute Ausschilderung ist das eine. Dagegen solle man beliebte und zentrale Parkplätze wie jenen an der Gedächtniskirche nicht mehr so gut ausweisen, schlug der 37-jährige Raumplaner vor. Auch an der Preisschraube könnte gedreht werden. Insgesamt solle das Parken in Witten zwar günstig bleiben, das Parken „im Straßenraum“ aber vielleicht teurer werden.
Parken auf der Straße zu günstig?
Denn zu niedrige Tarife förderten „das Parken mitten in der Stadt“, so der Planer. Zumindest beim Tagesticket solle man daher über eine Anpassung oder Abschaffung nachdenken. Wobei es Tagestickets eigentlich nur in den Parkhäusern gibt, wo man wie im Novum mindestens fünf Euro zahlt, oder auf einzelnen Parkplätzen.
Um die Parkhäuser besser auszulasten, sollte das Parken auf der Straße jedenfalls nicht günstiger sein, sagte Mattner. Die Parkhäuser könnten auch durch eine bessere Beleuchtung oder breitere Ein- und Ausfahrten attraktiver werden.
Eine Neuordnung des Anwohnerparkens könne ebenfalls hilfreich sein, so Planersocietät. Und natürlich solle man den ÖPNV fördern, ebenso den Rad- und Fußverkehr, um mehr Menschen zum Umsteigen zu bewegen.
Pirat: Für mehr Erlebnisqualität müssen Parkplätze wegfallen
„Je weniger Autos in der Stadt sind, um so weniger Parkplätze brauchen wir“, sagte Ulla Weiß (Linke) im Ausschuss. Mit Blick auf Berufstätige etwa aus sozialen Einrichtungen warnte sie aber davor, günstige Tagestickets abzuschaffen. Vielmehr müsse man ihnen beim Parken ein Angebot machen.
Holger Jüngst (SPD) stellte die Notwendigkeit für eine Umverteilung der Parkplätze allerdings in Frage, zumal die Lage relativ entspannt sei. „Dann hätten wir eine Konzentration auf wenige Parkhäuser und weniger Einnahmen aus öffentlichen Parkplätzen“, warnte er. Jüngst schlug vor, mehr mit dem doch ganz guten Parken in Witten zu werben. Roland Löpke von den Piraten griff den „großen Parksuchverkehr“ auf. „Die Auswärtigen finden nicht die Parkhäuser“, meinte er. Für mehr Erlebnisqualität müssten Parkplätze wegfallen. Löpke: „Wie kriegen wir die Umverteilung hin?“
Diese Frage greift auch Planungsamtsleiter Sebastian Paulsberg auf „Was können wir beim Parken ändern, wie die Erreichbarkeit der Innenstadt verbessern“, fragt er – und wie mehr Autofahrer zum Umstieg auf Bus oder das Fahrrad bewegen. All das soll Thema des neuen Mobilitätskonzepts sein, von dem sich Paulsberg konkrete Handlungsanweisungen verspricht.
Mit Car-Sharing mehr Anwohner zum Verzicht auf einen Stellplatz bewegen
Eine Frage müsse auch lauten, warum Anwohnerfahrzeuge teilweise den ganzen Tag auf einer Stelle stehen. Hier könnte sich Paulsberg Car-Sharing als ein Mittel vorstellen, die Bewohner zum Verzicht auf zumindest einen Stellplatz vor der Tür zu bewegen. Ein verbesserter ÖPNV gehöre ebenso dazu. Der Amtsleiter will vor allem an den Parksuchverkehr ran. „Da wollen wir eine deutliche Reduzierung haben.“ Die Straßen in der Innenstadt seien für die heutige Verkehrsbelastung gar nicht gedacht.