Witten. Seit 1. Oktober ist das Parken an der Uni Witten ein teurer Spaß. Das hat erstaunliche Folgen und sorgt nicht nur bei Studierenden für Frust.
Das Wintersemester an der Uni Witten/Herdecke ist erst wenige Wochen alt. Doch die Parksituation hat sich erheblich verändert, seitdem das Abstellen der Wagen ein teurer Spaß geworden ist. Schon im Frühjahr hatten Studierende dagegen protestiert. Jetzt beschweren sich auch Patienten des Zahnmedizinischen Zentrums (ZBZ) sowie Anwohner und Geschäftsleute.
Wer in den Buchten an der Alfred-Herrhausen-Straße parkt, zahlt seit 1. Oktober drei Euro pro Stunde. Der Verkehrsausschuss hat diesen für Witten rekordverdächtigen Tarif abgesegnet, weil damit unnötiger Parksuchverkehr in den Straßen rund um die Hochschule vermieden und das neue Parkhaus ausgelastet werden soll. Dort kostet das Ticket die Hälfte. Die Uni setzt ohnehin auf einen möglichst autofreien Campus. Ziel erreicht?
Parkstreifen an der Pferdebachstraße in Witten ist dicht
Zumindest hat der Hinweis der Stadt gewirkt, dass kostenlose Parkplätze entlang der Pferdebachstraße Richtung Autobahn zur Verfügung stehen. Am späten Mittwochvormittag (10.11.) ist der Parkstreifen dort bis zum Friedhof dicht. Dort stehen nicht nur Fahrzeuge aus Witten, sondern mit Kennzeichen von Essen bis Unna. Die Situation im Bebbelsdorf ist – obwohl Anliegerstraße – nicht viel besser.
Ein Student eilt gerade zu seinem Wagen, den er auf dem Parkplatz des Friedhofs abgestellt hat. Zwei Stunden mit Parkscheibe sind erlaubt. „Ich würde keinen Cent fürs Parken zahlen“, sagt der 25-Jährige, der Zahnmedizin studiert und im Wiesenviertel wohnt. 79 Euro für eine Monatskarte im Parkhaus halte er für Wucher. „Wir haben ohnehin schon hohe Studienkosten.“
Uni-Parkhaus kaum belegt
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Er weiß: Viele würden aus Prinzip nicht dort parken, wo es etwas kostet. Außerdem sorge er sich, dass Patienten des ZBZ abspringen. Beschwerden habe es schon gegeben. Die geplante S-Bahn-Haltestelle an der Pferdebachstraße allerdings sei „eine feine Sache“ – Baubeginn 2025.
Am Parkhaus in der Alfred-Herrhausen-Straße leuchtet Autofahrern ein grünes „Frei“ entgegen. Tatsächlich sind um diese Zeit sieben der zehn Parkdecks komplett leer. Schweren Herzens hat hier eine junge Frau ihren Wagen abgestellt. „Ich bin dreimal um den Block gefahren, ohne was zu finden. Ich will nur in die Bibliothek, um zu lernen. Dafür zahle ich jetzt 4,50 Euro.“ Sie habe es durchgerechnet: Der Studententarif, der über drei Monate fest gebucht werden müsse, lohne sich für sie nicht.
Die Parkbuchten an der Alfred-Herrhausen-Straße sind mäßig belegt. Eine Frau aus Gelsenkirchen hat ihre Mutter ins ZBZ begleitet und fünf Euro Gebühr bezahlt. „Meine Mutter hat Angst, ins Parkhaus zu fahren.“ Ein älterer Dortmunder, ebenfalls auf dem Weg zur Zahnklinik, steigt wieder ins Auto, als er sieht, wie viel das kostet.
Wittener Studenten: Andere Unis haben kostenlose Parkplätze
Eine 19-jährige Studentin parkt in Höhe des Holzneubaus. In ihrem Wagen liegt – wie in so vielen anderen auch – kein Parkschein. „Ich bin spät dran“, entschuldigt sie sich, sagt aber auch: „Ich habe nicht so viel Geld.“ Ihre Kommilitonen, ein Langenfelder (21) und ein Herdecker (18), lassen es ebenfalls darauf ankommen. Sie sind extrem frustriert. „Andere Unis haben kostenlose Parkplätze.“ Nicht jeder könne schließlich mit dem Rad fahren. Das bestätigt ein Blick zu den Fahrradgaragen, in denen durchaus noch Platz ist.
Das sagt die Uni
Auf Anfrage erklärt die Uni Witten/Herdecke zur Parksituation: „Es ist zu erkennen, dass der Verkehr unmittelbar am Hauptcampus weniger geworden ist.“ Auch der Lärmpegel sei zurückgegangen.“ Der „Parksuchverkehr“ direkt an der Uni habe deutlich abgenommen.
Ob Studierende nun häufiger mit dem Rad kommen, sei so früh nach Semesterstart schwer festzustellen. Das neue Fahrradparkhaus werde aber „sehr gut“ angenommen.
Beschwerden habe es von zwei Anwohnern gegeben, die kritisierten, dass Autos mit Kennzeichen, die nicht WIT oder EN waren, in Nebenstraßen zur Uni abgestellt waren. „Wenn es zu Parkverstößen gekommen ist, bedauern wir dies“, so ein Sprecher.
Schon immer parken die Studierenden auch gern im nahen Gewerbegebiet Wullener Feld. „Ich hatte noch keine Wildparker, aber die Studenten werden zunehmend schmerzfreier“, sagt Carsten Warhold vom gleichnamigen Autohaus. „Die parken in Einfahrten oder halb auf der Straße.“ Auch habe er schon Anfragen gehabt, ob er Stellplätze vermiete. Das tut er nicht. Denn es gebe genügend Möglichkeiten im Umfeld. Sein Tipp: Bis zum Wullenstadion seien es zu Fuß etwa zehn Minuten. „In der Woche ist dort alles frei.“