Witten. Von Endspurt kann man noch nicht reden. Aber nach drei Jahren sind die Fortschritte auf der Großbaustelle Pferdebachstraße jetzt zu erkennen.
Wir haben ja alle viel über den Umbau der Pferdebachstraße gemeckert: Zu lange, zu viele Umleitungen, zu wenig sichtbare Fortschritte. Im August sind schon drei Jahre Bauzeit rum und immer noch quälen sich Anwohner, Auto- und Fahrradfahrer durch ein Gewusel aus Sperrungen und Einbahnstraßen, die Fußgänger nicht zu vergessen. Aber es gibt Licht am Ende des Tunnels. Der Verkehr soll im Frühling, spätestens Mitte 2022 wieder in beiden Richtungen rollen, bevor der Bürgermeister die dann endgültig fertige Straße in der zweiten Jahreshälfte eröffnet, vielleicht im September/Oktober 2022.
1,1 Kilometer langes Straßenstück
Der lang geplante Umbau der bis heute sehr engen und maroden Pferdebachstraße wurde im August 2018 begonnen. Die Fertigstellung des eigentlich nur 1100 Meter langen Teilstücks zwischen Ardey- und Leostraße war für ursprünglich für März 2021 geplant.Aber die 1100 Meter haben es in sich. Der Untergrund ist schwierig, über dessen Stabilisierung entbrannte Mitte 2019 ein Streit mit der Baufirma. Seit 2020 läuft es wieder rund. Beide Fahrspuren (jeweils 3,25 Meter) bekommen zusätzlich einen 1,85 breiten Radfahrstreifen und bis zu 2,50 Meter breite Bürgersteige.
Schon jetzt gibt es ganz neue Eindrücke auf der Hauptverbindung zwischen Autobahn, Uni, Krankenhaus und Innenstadt. Weitgehend fertig ist die Fahrspur samt Bürgersteig und Bordsteinen zwischen Leostraße und Evangelischem Krankenhaus (Höhe Westfalenstraße) in Richtung Kreuzung Ardeystraße.
Einen baulich abgetrennten Radweg gibt es auf der Pferdebachstraße in Witten nicht
Der Gehweg ist breit, neue Bäume sind gepflanzt, der Radfahrer gleitet sanft dahin. Da die Markierungen für den 1,85 Meter breiten Radfahrstreifen noch fehlen und der Straßenraum derzeit noch zu schmal ist, weichen Radfahrer schon mal auf den fertigen Bürgersteig aus.
Einen von der Straße baulich abgetrennten Radweg gibt es nicht. Dafür fehlt der Platz und auf der Straße werde der Radfahrer am sichersten geführt, sagt Tiefbauamtsleiter Jan Raatz. Markierungen kommen aber erst ganz zum Schluss.
Nach wie schwierig ist die Zufahrt zum Rheinischen Esel in Richtung Annen. Radfahrer müssen, etwa aus Richtung Ledderken, eine Schleife fahren, um wieder auf die Pferdebachstraße und den Esel in Höhe des Güterbahnhofs zu gelangen. Aber auch hier zählt das, was kommt: die Radbrücke über den Esel, deren Widerlagern schon zu erkennen sind. Was bald folgt, ist der Überbau aus Stahlbeton. Im Februar, März könnte die futuristische Schrägseilbrücke fertig sein. Wobei dann noch die Anschlüsse an den Esel wiederhergestellt werden müssen.
Kalk-Zement-Gemisch soll Untergrund auf der Pferdebachstraße in Witten stabilisieren
Natürlich ist auch die Fahrbahn noch nicht fertig. In Richtung City fehlen das Stück zwischen Schlachthof- und Ardeystraße, ebenso die beiden Kreisverkehre in Höhe Westfalen- und Schlachthofstraße. Letzterer kann erst gebaut werden, wenn die Radbrücke fertig ist. Bis Ende 2021 sollen weitere Teile der Ardey-Kreuzung folgen. Mit dem Auto kommt man derzeit von der Leo- bis zur Westfalenstraße.
Die (östliche) Fahrspur in Richtung Uni/Autobahn ist noch komplett dicht. Hier hofft man, bis Ende des Jahres das Teilstück Westfalenstraße-Bahnübergang hinzukriegen. Die Stabilisierung des Untergrunds bleibt ein Thema, nachdem Probleme mit dem Löslehmboden die Baustelle im Sommer 2019 nahezu zum Erliegen gebracht hatten. Ein Mix aus Kalk und Zement soll für zusätzlichen Halt sorgen. „Solange wir im Boden arbeiten, auch an Leitungen, ist das noch erschwert“, sagt Tiefbauamtsleiter Jan Raatz..
Anderthalb Jahre später fertig und Zusatzkosten von mindestens vier Millionen Euro
Nicht zuletzt wegen dieser Schwierigkeiten rennt die Stadt der Zeit hinterher und muss auch tiefer in die Tasche greifen. Eigentlich hätte die umgebaute Trasse schon im März 2021 fertig sein sollen. Nun soll es spätestens Ende 2022 so weit sein. Die Kosten klettern voraussichtlich von zwölf auf 16 Millionen Euro oder mehr. Raatz: „Momentan läuft es aber ohne nennenswerte Verzögerungen. Wir sind im Soll.“
Und man spürt ihn ja schon ein wenig, diesen Boulevardcharakter zumindest auf den Bürgersteigen. „Die ganze Pferdebachstraße wird aufgewertet“, sagt Raatz. Neue Leuchten und drei „Grünachsen“ sollen die Aufenthaltsqualität zusätzlich erhöhen. Nicht nur das leidgeprüfte Eiscafé am Bahnübergang wird’s freuen.