Witten. Viele Kunden fragen noch nach Annette Günneberg von der „Essbar“ in Witten. Sie ist schwer erkrankt. Wer ihren Imbiss-Container übernommen hat.

Die „Essbar“ in Witten hat eine neue Chefin. Nach Annette Günneberg, die sich wegen ihrer Krankheit schweren Herzens kurzfristig von dem Imbiss-Container im Wullener Feld trennen musste, steht nun Sabine Samotzki an der Brötchentheke und am Herd. Die 51-Jährige ist alles andere als neu in der Branche.

Es ist Vormittag, vier Männer sitzen draußen hinter der Plane, trinken Kaffee, einer holt sich ein Fleischwurstbrötchen. „Mit Senf, scharfem oder normalen?“ fragt Sabine Samotzki. Das Radio plärrt. Ein Mann kommt rein, der eine Firma in Rüdinghausen hat. Stammkunde, seit acht Jahren, „solange hier die Annette drin ist“. Drin war, muss man leider sagen.

Kunden in Witten fragen immer wieder nach der schwer erkrankten Vorgängerin

Viele Kunden fragten nach ihr: Annette Günneberg musste die Essbar im Wullener Feld wegen ihrer schweren Erkrankung abgeben.
Viele Kunden fragten nach ihr: Annette Günneberg musste die Essbar im Wullener Feld wegen ihrer schweren Erkrankung abgeben. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Annette Günneberg ist schwer erkrankt. Wie beliebt, wie freundlich sie war, bekommt ihre Nachfolgerin ganz oft zu hören. „Viele fragen nach ihr“, sagt Sabine Samotzki. „Das war hier sehr familiär.“ „Und ihre Eintöpfe waren spitze“, sagt jemand. Sie habe die Kunden immer gefragt, was sie nächste Woche kochen solle. Doch am Ende hat die Zeit nicht mal mehr für eine richtige Übergabe gereicht.

Doch schmecken tut’s den Kunden auch unter der neuen Küchenfee. „Als gestandene Frau kann man auch Mittagessen kochen“, sagt die Wittenerin. Mit der „Essbar“ will sie sich neben dem „Frühstückstreff“ an der Brauckstraße und dem „On-Tour“-Wagen ein weiteres Standbein schaffen. „Was geht da noch?“ beschreibt die frühere Angestellte einer Landmetzgerei den Reiz an der neuen Herausforderung. „Ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.“

Mittagstisch mit wechselnder Hausmannskost

Neben belegten Brötchen, Schnitzeln („Knusperschnitzel“), Bockwürsten, selbst gemachtem Kartoffelsalat, Leberkäse mit Spiegelei und Frikadellen, für die ihre Vorgängerin so berühmt war, wird sie ebenfalls einen Mittagstisch mit wechselnder Hausmannskost anbieten. Es gibt unter anderem Eintöpfe und freitags Fisch, zuletzt Fischstäbchen mit Gurkensalat, Kartoffelpüree und Remoulade.

Eine weitere Herausforderung: Sabine Samotzki (hier mit ihrem Lebensgefährten Marc Janas, der den „On-Tour“-Wagen steuert) hat den Imbiss im Wullener Feld zusätzlich zum Frühstückstreff an der Brauckstraße übernommen
Eine weitere Herausforderung: Sabine Samotzki (hier mit ihrem Lebensgefährten Marc Janas, der den „On-Tour“-Wagen steuert) hat den Imbiss im Wullener Feld zusätzlich zum Frühstückstreff an der Brauckstraße übernommen © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Mit ihrem Team aus zwei Vollzeit-Angestellten und drei 450-Euro-Kräften schmiert die Stockumerin ab halb fünf morgens Brötchen, 150 allein für den Imbisswagen, mit dem ihr Lebensgefährte weitere Gewerbegebiete in Witten abklappert. Wie ihre Vorgängerin verzichtet sie aber ganz auf die so gefragten Kartoffelstäbchen. „Pommesbuden gibt’s genug“, sagt Sabine Samotzki kurz und bündig.

Die Neueröffnung ihrer Essbar mit den orangefarbenen Tischdeckchen fällt ausgerechnet in die Ferienzeit. Die Stockumerin wünscht sich deshalb für die Zukunft noch deutlich mehr Betrieb. Was ihr auch ein wenig Kopfzerbrechen bereitet: „Die Parkplatzsituation ist sehr bescheiden. Leider gibt es keine Kurzzeitparkplätze.“ Was schlecht ist, wenn eilige Handwerker oder Lkw-Fahrer mal eben auf einen Sprung reinkommen wollen.

Aber natürlich stoppen sie, für’n Kaffee oder ein leckeres Frühstück mit Rührei. Und was bei Vorgängerin Annette Günneberg die berühmten Frikadellen waren, das könnte bei Sabine Samotzki vielleicht die Thunfischcreme mit Tomatenmark und Gürkchen werden. „Unsere Spezialität.“

Gastronomin aus Witten: „Urlaub ist in diesem Jahr gestrichen“

Wie ihre Vorgängerin öffnet sie früh um sechs, dafür ist um 14 Uhr Feierabend. Feierabend? Schön wär’s. Einkäufe, Buchführung, schon wieder an morgen denken – der Tag ist viel länger, als es die Öffnungszeiten erscheinen lassen. „Und Urlaub“, sagt die anpackende Gastronomin, „ist dieses Jahr gestrichen.“