Witten. Bei einer Rentnerin aus Witten regnet es rein. Seit Monaten kann sie ihr Schlafzimmer nicht mehr nutzen. Was Mieterverein und Vermieter sagen.
Brigitte Zastrow ist empört. Seit fast fünf Monaten tropft Wasser in ihr Schlafzimmer. Weil das Dach des achtstöckigen Hauses in der Schückingstraße in Annen undicht ist, kann sie den Raum schon seit Anfang Juni nicht mehr nutzen. Die Rentnerin ist von ihrem Vermieter, der LEG, schwer enttäuscht. „Die kümmern sich nicht richtig. Der Konzern will uns alte Menschen aus den Wohnungen haben.“
Inzwischen bröckelt der Putz von der Decke in der Wohnung in Witten
Inzwischen bröckelt der Putz schon von der Decke. Die 81-Jährige kann es nicht fassen. „Ich wohne ja eigentlich gerne hier. Aber das raubt mir wirklich die Nerven.“ Ihre Wohnung liegt direkt unter dem Flachdach des Hauses und ist offenbar als einzige betroffen. Als es Anfang Juni richtig schüttete, fing es an, bei Brigitte Zastrow reinzuregnen. Seitdem muss die Rentnerin aufpassen, dass sich keine Pfütze auf dem Parkett bildet und der Boden aufquillt. Sie hat eine Schüssel auf einen Kleiderschrank gestellt. Aber das hilft auch nicht viel.
Die Seniorin fühlt sich von der LEG im Stich gelassen. Deshalb hat sie sich an den Mieterverein gewendet. Dessen Vorsitzender Knut Unter kann den Frust der Mieterin gut nachvollziehen. „Bei dem Wohnungskonzern ist so gut wie nie jemand zu erreichen.“
Erst Ende September kamen Handwerker vorbei, um das Dach des großen gelben Altbaus zu flicken. Gebracht hat das allerdings nichts. Nach wie vor dringt Wasser ein. „Deswegen haben wir für September und Oktober nur 20 Prozent der Miete überwiesen“, sagt Knut Unger. Damit wollen sie den Druck auf das Immobilienunternehmen erhöhen.
Warum es so lange bis zum ersten Handwerkertermin gedauert hat? Die LEG verweist darauf, wie schwer Handwerker derzeit zu haben sind. Wegen voller
Terminbücher habe man erst für Ende September einen Termin zur „Teilabdichtung der Dachfläche und des Kamins“ bei einem Fachunternehmen bekommen, teilt der Wohnungskonzern auf Anfrage der WAZ mit. Trotzdem tropfte es nach den ersten Reparaturen immer noch. Die LEG verweist ihrerseits auf „weitere Folgearbeiten“, die zu erledigen seien. Dafür gebe es nun einen Termin am 20. Oktober.
Ob dann aber der Schaden behoben ist, bezweifelt Brigitte Zastrow. „Ehrlich gesagt, dauert mir das alles jetzt schon viel zu lange.“ Für Knut Unger vom Mieterverein stellt sich derweil die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. „Das Haus hätte doch eigentlich regelmäßig kontrolliert und repariert werden müssen.“ Warum das nicht passiert ist, verrät das Wohnungsunternehmen nicht. Trotz all des Ärgers möchte Brigitte Zastrow nach 17 Jahren weiterhin in ihren vier Wänden bleiben.
Dort bekommt sie regelmäßig Besuch von ihrer Tochter und ihren Enkeln, die ganz in der Nähe wohnen. „Und ich habe eine herrliche Aussicht auf die Stadt von meinem Balkon aus“, sagt die 81-Jährige. Darauf würde sie nur ungern verzichten. Deswegen hofft die Rentnerin, „dass die Löcher bald geflickt sind und ich wieder meine Ruhe habe“.