Witten. LEG-Mieter in der Steinstraße in Witten sind empört. Ihr Gemeinschaftsgarten muss weichen. Dort sollen Garagen entstehen – für andere Mieter.
Sechs neue Garagen sollen am Donnerstag (14.10.) in der City errichtet werden. Was für viele Anwohner vermutlich ein Grund zur Freude wäre, bringt die Mieter des LEG-Hauses an der Steinstraße in Rage. Denn für die Garagen müssen ihr Gemeinschaftsgarten und mehrere große Bäume weichen.
Das Sechs-Familien-Haus mit der Nummer 34 ist das letzte in der Steinstraße. Es grenzt praktisch an die Bergerstraße, der Saalbau ist zum Greifen nah. Einzige Abtrennung zur Hauptverkehrsstraße ist der Grünstreifen, der jetzt dem neuen Garagenhof zum Opfer fallen soll. Hohe Ahornbäume, Gebüsch, eine Eiche. Davor der eingezäunte Garten mit Tisch und Stühlen, einem steinernen Grill. Spielzeug liegt auf der Wiese, ein Plastiktraktor wartet auf die Abfahrt.
Baumfällarbeiten in Witten beginnen um 7 Uhr
Jetzt muss das alles weg. Diese Ankündigung hat die Mieter kalt erwischt. „Heute Morgen wurden die Zettel aufgehängt“, schimpft Ramona Haffke (42) am Mittwoch. Darin steht: „...wie Ihnen bereits mitgeteilt wurde, wird auf dem Grundstück der Garagenhof um weitere sechs Garagen erweitert.“ Persönliche Sachen sollten aus dem Garten entfernt werden, damit früh um sieben mit den Baumfällarbeiten begonnen werden könne.
„Das stimmt nicht: Nichts wurde uns mitgeteilt“, versichern Haffke und ihre Nachbarinnen Nadine Vanags und Evgeniya Makarova einhellig. Eine „Nacht-und-Nebel-Aktion“ sei das. Sie argwöhnen, die LEG habe extra nicht früher Bescheid gesagt, damit sich die Mieter nicht mehr gegen die Arbeiten wehren können. Denn einverstanden sind sie damit überhaupt nicht.
Bäume bieten den Mietern Sicht- und Lärmschutz
Die hohen Bäume und der Grünstreifen seien nicht nur Sicht-, sondern auch Lärmschutz, sagen die empörten Anwohnerinnen – gerade wenn der Verkehr morgens zunehme und die vielen Busse Richtung Hauptbahnhof führen. „Was ist mit der Ökologie? Die Bäume schützen doch – uns und die Stadt.“ Ramona Haffke: „Warum wollen die uns unsere kleine Idylle nehmen?“
Wenn noch mehr Autos am Haus vorbeifahren, könne man die Kinder nicht mehr laufen lassen, klagen die drei Frauen aus der City. Schon jetzt gebe es recht viel Verkehr auf dem Zuweg zum alten Garagenhof, der jetzt erweitert werden soll. Sieben Garagen gibt es da, dazu Stellplätze. Mehr als genug für die Mieter der Hausnummer 34. Sie argwöhnen, die neuen Garagen werden fürs LEG-Haus gegenüber, Nummer 41, sein. „Wenn die da Garagen wollen, dann sollen die auch da welche bauen“, schimpft Nadine Vanags.
Garagen sollen innerhalb des Quartiers vermietet werden
Doch das ist nicht so einfach. „In Witten herrscht in dem Quartier große Parkplatznot“, teilt die LEG auf Anfrage mit. Darum würden auf der Freifläche vor Haus Nummer 34 sechs neue Garagen gebaut, die dann innerhalb des Quartiers vermietet werden sollen.
Bäume sind augenscheinlich gesund
Nicht nur das Grün im Wald, auch Straßenbäume und öffentliche Grünanlagen in der Stadt leiden unter dem Klimawandel. „Man kann nicht so schnell nachpflanzen wie Bäume wegsterben“, sagte Heike Grunow, städtische Baum-Kontrolleurin, im März.Die gut zehn Meter hohen Bäume an der Steinstraße – mehrere Ahorne und mindestens eine Eiche – sind aber augenscheinlich gesund. Laut LEG hat die Stadt die Genehmigung zum Fällen dennoch erteilt. Es soll aber Ersatzpflanzungen geben.
Das Fällen der Bäume sei bei der Stadt beantragt und genehmigt worden. „Unter strenger Berücksichtigung der gesetzlich festgelegten Vogelbrutzeiten und der Baumschutzsatzung der Stadt Witten werden wir nun mit den Baum- und danach mit den Bauarbeiten beginnen“, so die LEG. Die gefällten Bäume sollen dann durch neun langlebige Laubbäume als Ersatz auf LEG-Flächen ersetzt werden.
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Der Wohnungskonzern versichert erneut, die Mieterinnen und Mieter seien bereits im Juli schriftlich darüber informiert worden, dass der dort angelegte Gemeinschaftsgarten von der LEG nicht genehmigt wurde und bis zum 31. August zurückgebaut werden muss. „Also wir wohnen schon seit 13 Jahren hier – und da gab es den schon“, sagt Ramona Haffke. Und damals sei die LEG noch gar nicht Eigentümerin des Hauses gewesen.