Witten. Die bisher kostenlosen Corona-Schnelltests kosten nun um die 15 Euro in Witten. Was Bürger davon halten und was das für die Testzentren bedeutet.

Seit Montag ist es vorbei mit den kostenlosen Schnelltests. Trotzdem müssen die meisten Teams in den Wittener Testzentren nicht etwa Däumchen drehen. Vor allem Kinder kommen mit ihren Eltern vorbei, um ein möglichst negatives Ergebnis in Händen zu halten – weil sie in den Herbstferien etwas Schönes unternehmen wollen.

Zwei Zwölfjährige sind die ersten, die an diesem Mittwochvormittag (13.10.) schon vor der Öffnung um 11 Uhr zu Fuß im Drive-In auf dem Parkplatz hinter Ostermann erscheinen. Sie wollen ins Hallenbad und brauchen dafür einen Test. Als Schüler müssen sie weiterhin nichts dafür bezahlen. Sascha Spengler ist sofort zur Stelle. Der 50-Jährige und seine Kollegin Micha Kettschau (64) sind überrascht, wie viele Menschen – oft Stammkunden – doch noch kommen. „Fast 100 am Tag“, sagt Spengler. Tatsächlich seien darunter aber viele Schüler und kaum noch Selbstzahler.

Wittener Betreiberin erlebt Beschimpfungen am Telefon

Sascha Spengler, der selbst natürlich geimpft ist, findet es nicht gut, dass die Tests nun etwas kosten – 18 Euro sind es hier. Dass es Menschen dazu bringt, sich doch noch den Piks zu holen, glaubt er nicht. „Die nehmen dann eher die Jetzt-erst-recht-nicht-Haltung ein“, vermutet er und befürchtet, dass die Dunkelziffer derjenigen steigt, die geimpft und trotzdem positiv sind – dies aber nun nicht mehr erfahren. „Welcher Geimpfte lässt sich jetzt noch testen?“

Ein Schnelltest kostet jetzt für die meisten Erwachsenen etwas: Zwischen zehn und 25 Euro sind es in Witten.
Ein Schnelltest kostet jetzt für die meisten Erwachsenen etwas: Zwischen zehn und 25 Euro sind es in Witten. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Eine Stunde später im Schnelltestzentrum in der Stadtgalerie: Betreiberin Mürvet Kesmen steckt ein Stäbchen nach dem anderen in die Nasen. Dennoch, sagt sie, sei der Andrang zurückgegangen, seit die Tests etwas kosten. „Aber wir können uns nicht beklagen.“ 70 Prozent ihrer Kunden seien Schüler, schätzt sie.

Was sie nicht so gut findet: „Am ersten Tag, den die Tests kostenpflichtig waren, musste ich mich am Telefon beschimpfen lassen.“ Anfangs hätten sich einige Kunden auch vor Ort aufgeregt, weil sie nicht wussten, dass sie in der Stadtgalerie nun 15 Euro bezahlen müssen, und seien sofort wieder gegangen.

Enkelin braucht Testnachweis fürs Hotel

Manfred Flimm wartet hier gerade auf seine Enkelin (11). „Wir fahren drei Tage in die Eifel und Emilia braucht den Test für das Hotel“, sagt der 74-Jährige. Er sei geimpft. Aber wenn Ungeimpfte den Testnachweis für bestimmte Unternehmungen wie Essen oder ins Kino gehen benötigten, „dann sollte das auch nichts kosten“. Sonst sei das Menschen gegenüber ungerecht, die nicht genug Geld haben. Flimm: „Mich zehnmal im Monat testen zu lassen, das könnte ich mir nicht leisten.“

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„Ich finde es schlimm, dass man jetzt etwas bezahlen muss. Das ist doch wie eine Strafe, weil ich mich nicht impfen lasse“, sagt eine 32-jährige Wittenerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Ebenso wenig wie ihre 70-jährige Begleiterin, die ebenfalls nicht geimpft ist. Sie seien mit einem Anliegen auf dem Weg ins Rathaus zum Bürgermeister und „dafür brauchen wir den Test“. Zusammen 30 Euro. Beide schütteln den Kopf.

Wittenerin: Habe Angst vor der Impfung

Sich nun aber impfen zu lassen, komme nicht in Frage. „Ich habe Angst davor. Der Impfstoff ist noch nicht gut genug erforscht“, sagt die jüngere Frau. „Das ist alles ein Politikum“, ergänzt die Ältere. Sie findet: „Für Alkoholiker und Übergewichtige zahlt die Allgemeinheit doch auch. Da sagt keiner, das sei unsolidarisch.“

Querdenkerinnen seien beide nicht, sagen sie. „Es ist schlimm, dass man sofort als solche abgestempelt wird.“ Sie habe deshalb schon Freunde verloren, so die junge Frau. Trotzdem bleibe sie konsequent. „Für mich ist Corona erst vorbei, wenn die Situation wieder so ist wie vor zwei Jahren.“

Ruhig ist es an diesem Mittag im DRK-Testzentrum, das unlängst von der Werkstadt in einen seiner Schulungsräume an der Annenstraße gezogen ist. „Um die 25 kommen pro Tag. Halb so viele wie vorher“, sagt DRK-Sprecher Jens Struppek. „Trotzdem werden wir weitermachen, so lange es sinnvoll ist.“

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