Witten. Mit zunehmenden Lockerungen hat die Nachfrage nach Schnelltests in Witten drastisch abgenommen. Eine Teststelle hat bereits geschlossen.

Seit Wochen bleibt die Inzidenz in Witten und im EN-Kreis auf niedrigem Niveau. Damit gehen immer mehr Freiheiten einher. Für Gastronomie, Einzelhandel und Fitnessstudios etwa besteht laut Corona-Schutzverordnung keine Testpflicht mehr. Für die Schnelltestzentren in Witten heißt das: Die Nachfrage geht zurück. Die Teststelle in Herbede auf dem Gelände der Firma Lohmann hat bereits geschlossen.

Seit gut einer Woche können Wittenerinnen und Wittener dort keine Abstriche mehr machen lassen. 40 bis 50 Tests in drei Stunden hätten die Mitarbeitenden dort zuletzt durchgeführt. „Das rentiert sich für ein Zentrum nicht mehr“, sagt Dr. Arne Meinshausen, der die Teststelle gemeinsam mit zwei weiteren Wittener Ärzten betrieben hat. In seiner Praxis bietet der Allgemeinmediziner weiterhin Schnell- und auch PCR-Tests an.

Teststelle in Witten passt Öffnungszeiten an

Auch in anderen Schnelltestzentren im Wittener Stadtgebiet schlagen sich die gesunkene Inzidenz und der Impffortschritt deutlich in einer gesunkenen Nachfrage nieder. Etwa in Rüdinghausen auf dem Ostermann-Parkplatz: „Die Testzahlen gehen drastisch zurück“, sagt Dr. Matthias Thöns. Um etwa drei Viertel sei der Bedarf eingebrochen auf durchschnittlich 100 Tests pro Tag.

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In Konsequenz hat die Teststelle seit Montag, 28. Juni, die Öffnungszeiten angepasst. Abstriche werden hier ab sofort montags bis samstags von 11 bis 16 Uhr gemacht. Auch das Personal sei reduziert worden, so Thöns, der aber betont, dass die Anlaufstelle weiterhin erhalten bleiben soll. Denn Bedarf bestehe durchaus, nur kämen die Menschen jetzt freiwillig. „Sie kommen nicht mehr aus Pflicht, sondern aus Vernunft“, fasst es der Mediziner zusammen.

Schnelltests decken immer noch Infektionen auf

Jens Struppek vom Testzentrum in der Werkstadt teilt diesen Eindruck. „Die meisten machen das für sich selbst“, sagt er. Die Zahlen seien auch hier rückläufig: Gab es in Hochzeiten durchschnittlich 150 bis 200 Tests pro Tag, am Wochenende noch deutlich mehr, liegen die Zahlen nun bei 50 bis 100 pro Tag (100 bis 150 am Wochenende). Dass immer mehr Abstrichstellen schließen werden, ist für den DRK-Mann nur eine Frage der Zeit. Nicht aber die an der Mannesmannstraße. „Wir machen das, so lange es mit Blick auf die Pandemie sinnvoll ist, Testzentren zu betreiben. Nicht aus wirtschaftlicher Sicht“, sagt Struppek.

Sorgenvoller Blick in die Zukunft

EN-Krisenstabsleiter Michael Schäfer befürchtet, dass die Infektionszahlen mit Ausbreitung der Delta-Variante wieder zunehmen könnten. Diese Mutation des Coronavirus breitet sich derzeit unter anderem in Großbritannien aus, obwohl ein Großteil der Bevölkerung bereits geimpft ist.

Auch auf das Ende des Sommers blickt der Krisenstabsleiter mit Sorge. Schon im vergangenen Jahr sind die Infektionszahlen angestiegen, als Reiserückkehrer das Virus mit in die Heimat gebracht haben. Sollte es in diesem Jahr trotz Impffortschritt ähnlich sein, könnten auch Schnelltests wieder an Bedeutung gewinnen.

Und auch wenn der negative Testnachweis als „Eintrittskarte“ immer weniger gefragt ist, verlieren die Testzentren nicht gänzlich an Bedeutung. Denn auf diesem Weg werden immer wieder Infektionen aufgedeckt, gibt EN-Krisenstabsleiter Michael Schäfer zu bedenken. Allein am Samstag, 26. Juni, seien im EN-Kreis sechs Schnelltests positiv ausgefallen. Diese Ergebnisse müssen allerdings noch mittels PCR-Test bestätigt werden.

750 Abstriche an einem Tag im Mai

Insgesamt gab es seit Anfang März laut EN-Kreis 610.577 Schnelltests, von denen 883 positiv ausfielen. Während vor einigen Wochen noch um die 10.000 bis 11.000 Schnelltests pro Tag im EN-Kreis durchgeführt worden seien, schwanke diese Zahl mittlerweile zwischen 1900 und 4500, so Schäfer.

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Im Schnelltestzentrum in der Wittener Stadtgalerie gibt es auch jetzt noch Tage, „wo sehr viel zu tun ist“, berichtet Betreiberin Mürvet Kesmen. Besonders an den Wochenenden, wenn Partys oder Veranstaltungen stattfinden, sei viel los in der Teststelle. 300 bis 400 Abstriche pro Tag führen die Mitarbeitenden dann durch, 100 bis 200 mehr als an anderen Tagen. An den „Rekord“, wie Kesmen es nennt, von 750 Tests an einem Tag im Mai reicht aber auch diese Zahl nicht heran.

In Folge sei nun weniger Personal im Einsatz, so die Betreiberin. Die Öffnungszeiten blieben aber bestehen. Mit Blick auf Sommerurlaube und Abiturfeiern geht Kesmen davon aus, dass weiterhin Bedarf bestehen wird.