Witten/Hattingen. Die EN-SPD mit Städten wie Witten hat bisher immer das Direktmandat für den Bundestag gewonnen, zuletzt aber nur noch knapp. Wer diesmal hofft.
Der Bundestagswahlkampf dürfte bald Fahrt aufnehmen, spätestens nach den Sommerferien. Einige Kandidaten sind längst schon unterwegs auf Stimmenfang. Im Stadtbild macht sich das aber noch nicht bemerkbar. Nur Axel Echeverria (SPD) zeigt hier und da schon sein Gesicht. Darf er das denn überhaupt?
SPD-Bundestagskandidat aus Witten setzt schon früh auf bezahlte Werbung
Ja, darf er, obwohl die Sechs-Wochen-Frist für die Wahlwerbung auf Straßen und Plätzen noch gar nicht begonnen hat. Aber wer dafür bezahlt, kann jederzeit und überall für sich schon trommeln. Ob der Frühstart dem Wittener SPD-Bewerber nützt? Ein Selbstläufer ist das Rennen um das Direktmandat für die einst mächtige SPD im EN-Kreis längst nicht mehr.
So konnte der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Ralf Brauksiepe, der mitten in der letzten Legislaturperiode zu Vivawest wechselte, zwischen 1998 und 2017 den Rückstand auf die jeweilige SPD-Konkurrenz (Adi Ostertag, Christel Humme und Ralf Kapschack) von anfangs rund 25 Prozent auf zuletzt 3,7 Prozent zu verringern.
CDU-Kandidat für Witten und EN will SPD in „einer ihrer letzten Hochburgen“ besiegen
Entsprechend zuversichtlich ist Ex-Feuerwehrpräsident Hartmut Ziebs, der nun für die Union ins Rennen geht. „Die Partei ist wild entschlossen, dass wir es diesmal schaffen und den Wahlkreis gewinnen“, sagt er. „Ich nehme auch die Grünen ernst, denke aber, dass die Sozialdemokraten der stärkere Gegner sind“, so der 62-jährige Schwelmer. „Der Wahlkreis hier ist eine ihrer letzten Hochburgen.“ Ziebs ist schon viel unterwegs, besucht etwa Krankenhäuser, Vereine und Verbände – und sieht sich gut vernetzt, auch überparteilich
Nun, das ist Axel Echeverria (41) zumindest in Parteikreisen auch, der Ex-Juso und heutige SPD-Stadtverbandsvorsitzende aus Witten. Er will die Nachfolge von Ralf Kapschack (66) antreten, der sich nach acht Jahren aus der Bundespolitik zurückzieht. In einem Ladenlokal in der Bahnhofstraße hat Echeverria schon so etwas wie eine Wahlkampfzentrale eingerichtet. Die CDU erwartet einen sehr intensiven Wahlkampf, die SPD einen der schwersten – noch dazu unter Pandemiebedingungen.
EN-Grüne starten am 6. August in den Wahlkampf
Zumal die Zeiten vorbei sein dürften, in denen SPD und CDU den Kampf um das EN-Direktmandat unter sich ausgemacht haben – und die Genossen am Ende immer als Sieger vom Platz gingen. Die Grünen mussten nach dem Imageverlust ihrer Kanzlerkandidatin zwar Federn lassen. Abgeschrieben sind sie deshalb aber noch lange nicht. Die Öko-Partei läutet den Wahlkampf mit ihrer 38-jährigen Kandidatin Ina Gießwein (unter anderem für Witten) und Janosch Dahmen (südlicher EN-Kreis/ Hagen) offiziell am 6. August im Alten Bahnhof in Sprockhövel ein.
Wie die Stimmung sei? „Wohlgemut“, sagt die Kreisgeschäftsführerin der Grünen, Barbara Brunsing. Das Hauptthema im Wahlkampf? Kann man sich denken: „Klima, Klima, Klima.“ Es soll aber auch um Themen wie Gesundheit, Lebensqualität und Hochwasserschutz gehen. Geplant sind unter anderem Radtouren. Am 13. August kommt die parlamentarische Geschäftsführerin der Bundestagsfraktion, Britta Haßelmann, nach Witten.
SPD-Kandidat aus Witten diskutiert mit prominenten Parteifreunden im Netz
Mit prominenten Parteifreunden hat Axel Echeverria coronakonform schon fünfmal im Rahmen seines Formats „Axel live“ im Netz diskutiert, zuletzt mit Kevin Kühnert über Wohnungspolitik. Auch Umweltministerin Svenja Schulze wird noch erwartet. Echeverria, ein Vertreter des linken Parteiflügels, tritt besonders für Sozialpolitik und Antifaschismus ein. Die CDU Iädt am 13. August zu einer Diskussionsrunde mit NRW-Innenminister Reul in Hattingen. Dabei geht es um innere Sicherheit.
Trotz elf Direktkandidaten im Wahlkreis 139 dürfte es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD, CDU und Grünen hinauslaufen. Noch nie war eine Bundestagswahl in Witten, im Kreis so spannend wie diesmal – zumal alle Bewerberinnen und Bewerber erstmals antreten. Doch momentan sind eher noch andere Themen bestimmend: Urlaub, Pandemie und die Flut.