Witten. Axel Echeverria aus Witten ist der SPD-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. In Tanja Knopp hatte er eine starke innerparteiliche Gegnerin.
Der frisch gebackene SPD-Bundestagskandidat Axel Echeverria lässt sich nicht anmerken, ob ihn dieses Ergebnis nun wurmt oder ob die Freude über den Sieg überwiegt. Routiniert zollt er seiner Gegnerin Respekt und großes Lob, bedankt sich artig bei der Partei und nimmt die obligatorischen Blumen in Empfang. Doch seine 60 Prozent können nicht darüber hinwegtäuschen, dass er in den eigenen Reihen keineswegs unumstritten ist.
Urgesteine der Partei loben neuen Spitzenkandidaten aus Witten: Er ist einer von uns
Echeverria ist zwar erst 40, aber ausgerechnet die Urgesteine der Partei ergreifen am Rande der Vertreterversammlung im Saalbau das Wort für ihn. „Ich kenne ihn schon lange. Er ist ja Bommeraner“, sagt zum Beispiel Klaus Wiegand. „Ich finde ihn gut. Er ist einer von uns, der lange in der Partei gearbeitet hat und unsere Klientel gut vertreten kann.“ Mit Dietrich Kessel macht ein anderer Altgenosse keinen Hehl aus seinem Unmut, „dass gezielt nach einem Gegenkandidaten gesucht wurde“. Tatsächlich hat der Ortsverein Mitte bewusst daran gearbeitet, Parteineuling Tanja Knopp ins Rampenlicht zu schieben.
Dass die 47-Jährige Lehrerin und Rotkreuzlerin dem SPD-Stadtverbandsvorsitzenden aus Witten bei der Nominierung für den EN-Wahlkreis 139 immerhin 21 von 53 Stimmen abluchst, zeigt, dass sie mehr als eine Alibi-Kandidatin war. Dass hat sie auch mit ihrer kurzen Parteitagsrede bewiesen. Der Applaus fiel zwar dünner als bei Echeverria aus. Die 47-jährige zeigte aber, dass sie vermutlich durchaus das Zeug zur Kandidatin gehabt hätte.
Gegenkandidatin aus Witten legt den Finger in die Wunde
Sie spricht zwar etwas zu schnell, weiß aber geschickt, den Finger in die Wunde zu legen: die Unzufriedenheit der Partei über die Groko und den eigenen Erneuerungsbedarf. „Ich kenne die Probleme der Menschen und möchte nicht nur über die Erneuerung der Partei reden, sondern endlich auch umsetzen“, sagt die Frau aus Stockum.
Sie sei durch ihre langjähriges Ehrenamt beim DRK bestens vernetzt und als Leiterin einer der Brennpunktschule in Wattenscheid nah dran an den Problemen der Menschen. Sie kenne Eltern, die arbeitslos sind, und Kinder, die ohne Frühstück in die Schule kommen. Ihr Fazit: „Die SPD wird noch gebraucht.“ Dass sie selbst noch nicht lange in der Partei ist, sei dem Wähler egal. „Ich biete euch dafür Herz, Leidenschaft, Lebenserfahrung und Überzeugung.“ Unausgesprochen stand die Frage im Raum: Kann das Echeverria auch?
Axel Echeverria ist der komplette Gegenentwurf zur unterlegenen Tanja Knopp
Der 40-jährige Parteivorsitzende aus Witten ist der komplette Gegenentwurf zu Knopp. Er hat Karriere in der Partei gemacht, war Jusochef, saß im Kreistag und war jahrelang Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro von Ralf Kapschack, den er erst als Parteivorsitzender in Witten beerbt hat und dem er nun in Berlin nachfolgen will. Doch auch Echeverria hält eine ganz gute Rede, die gerade das Herz der Älteren zu erwärmen scheint.
Er beschwört Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, erinnert an Willy Brandt und daran, dass er als Sohn eines politisch Verfolgten im Franco-Regime früh politisiert worden sei und im Hause Echeverria „die Vereinigten Staaten von Europa schon am Küchentisch gelebt wurden“. Der Vater war Spanier.
Routiniert arbeitet der neue Spitzenkandidat aus Witten seine politische Agenda ab
Routiniert arbeitet der Angestellte der Arbeitsagentur seine politische Agenda ab, keine prekären Jobs, mehr Steuergerechtigkeit, „kein Fußbreit dem Faschismus“, mehr Forschungsgelder für grüne Energie („wir haben keinen Planeten B“) und Aufstieg durch Arbeit und Bildung, wie es sich schon sein Vater für seine Kinder gewünscht habe. Die Schere zwischen Arm und Reich dürfe sich nicht weiter öffnen, dafür werde er kämpfen, sagt Echeverria - ein Satz, den er in seiner Rede mehrmals wiederholt.
Natürlich weiß der Wittener, dass er in der Partei nicht unumstritten ist und dass die Umfragewerte für die SPD nach wie vor im Keller sind. So ruft er den Genossen zum Schluss zu: „Nur durch Geschlossenheit und einen starken Wahlkampf ist der Trend vor Ort umzukehren.“ Fortsetzung folgt.
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