Hattingen. Ralf Brauksiepes politische Karriere ist stetig nach oben verlaufen – bis 2018. Jetzt arbeitet der Ex-Staatssekretär aus Hattingen bei Vivawest.
„Ich will keine Karriere machen, ich will Politik machen“, sagt Ralf Brauksiepe in seinem ersten Interview als potenzieller Bundestagskandidat im Oktober 1993 zur WAZ. Die Karriere folgt – weil er Politik macht. Ab 1998 als Abgeordneter, nach der Wahl 2009 dann auch als Parlamentarischer Staatssekretär. Sowohl im Arbeits- als auch im Verteidigungsministerium steht er Ursula von der Leyen zur Seite.
Rüstungsausgaben in Höhe von zuletzt 31 Milliarden Euro
Vor allem seine letzten (politischen) Jahre im Bendler-Block haben den Hattinger geprägt. Militärpolitik, international unterwegs, wichtige Treffen, Entscheidungen. Rüstungsausgaben in Höhe von zuletzt 31 Milliarden Euro hat er politisch auf den Weg gebracht, die Ministerin auf der Regierungsbank vertreten, wenn sie verhindert war. „Wir haben in einer schwierigen Zeit erfolgreiche Arbeit geleistet“, sagt er, als er im April 2018 zum Patientenbeauftragten der Bundesregierung ernannt wird. Für den Christdemokraten ist dieser Wechsel ein „schweren Rückschlag“, wie er selbst sagt. „Es ging für mich immer aufwärts – das war eine neue Erfahrung, die nicht schön, die enttäuschend war.“
Ein halbes Jahr hält er es noch in Berlin aus, dann verabschiedet sich Ralf Brauksiepe aus der Politik – und geht in die freie Wirtschaft, wird Geschäftsführer und Arbeitsdirektor beim Wohnungsanbieter Vivawest. „Angebote aus der Privatwirtschaft habe ich immer wieder mal bekommen“, sagt Ralf Brauksiepe dazu. „Jetzt hat es einfach gepasst – und sichert meine berufliche Existenz.“
Abitur am Gymnasium Waldstraße, Studium an der Ruhr-Uni
Ralf Brauksiepe wird am 14. März 1967 in Niederwenigern geboren. Er geht zur Katholischen Grundschule und zum Gymnasium Waldstraße, macht sein Abitur und studiert an der Ruhr-Uni Wirtschaftswissenschaften. „An der Universität bleiben, strebe in der Volkswirtschaftslehre eine Habilitation an“, sagt Ralf Brauksiepe im Oktober 1995 in einem WAZ-Interview, nachdem er mit 28 Jahren zum CDU-Kreisvorsitzenden gewählt wurde. Uni-Professor? Nein, in den folgenden Jahren kommt es doch anders: Die Junge Union NRW will 1998, dass ihr Landeschef in den Bundestag einzieht, die Kreis-CDU nominiert ihren Vorsitzenden dann.
Sechsmal tritt er in Hattingen und den umliegenden Städten als christdemokratischer Kandidat an, sechsmal verliert er gegen die SPD-Konkurrenz (Adi Ostertag, Christel Humme und Ralf Kapschack) – Brauksiepe gelingt es dabei aber, seinen Rückstand von anfangs von rund 25 Prozent auf zuletzt 3,7 Prozent zu verringern.
Erste Bundestagsrede im März 1999 zur europäischen Zusammenarbeit
Seine erste Rede hält er am 19. März 1999, noch im Bonner Plenarsaal. Thema: „Die Reform der europäischen Entwicklungszusammenarbeit“. Brauksiepe sitzt im Europaausschuss, profiliert sich durch einen Schlagabtausch mit Außenminister Joschka Fischer. Er wird dadurch schnell wahrgenommen, wobei die Konfrontation für ihn sonst nie im Vordergrund steht. Er arbeitet akribisch in seinen Themenbereichen, bekommt Anerkennung.
Im Jahr 2009 holt Ministerin Ursula von der Leyen den Hattinger an ihre Seite. Die Zusammenarbeit sei schön, „aber auch anstrengend“ gewesen, so Brauksiepe, sie habe ihren Mitarbeitern „etwas abverlangt“. Brauksiepe lernt von ihr, sich schnell in Themen einzuarbeiten.
Wechsel von der Weltpolitik zum Wohnungsbau im Herbst 2018
Das hilft im Herbst 2018. Denn der Wechsel von der Weltpolitik zum Wohnungsbau kommt plötzlich und stellt für Ralf Brauksiepe einen Neustart dar. „Politisches Gewicht gibt man ungern ab“, gibt er zu. Es sei politisch schmerzhaft, beruflich allerdings folgerichtig. Der Aufsichtsrat von Vivawest bestellt den Schalke-Fan in die Unternehmensspitze.
„Das Wünschenswerte ist nicht immer das Machbare“, hat er 1995 einmal gesagt. Was bis jetzt feststeht: Er hat sich nicht alles gewünscht, aber er hat viel gemacht.
>>> INFO: Wege in der Politik
Mit 15 tritt Ralf Brauksiepe in die Junge Union ein, 1983 dann auch in die CDU. Anlass war für ihn der Streit um den Nato-Doppelbeschluss. Er selbst war indes nicht bei der Bundeswehr, er wurde wegen eines Rückenleidens ausgemustert.
Im neuen Jahrtausend ist er 16 Jahre lang Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), lange Zeit auch stellvertretender Bundesvorsitzender.