Witten. Wenn man unterwegs ist und die Blase drückt, kann das ein Problem werden. Öffentliche Klos sind gerade im Lockdown in Witten rar. Wo geht was?

Schon in normalen Zeiten kann die Suche nach einem stillen öffentlichen Örtchen zum Spießrutenlauf werden. Doch in der Corona-Krise ist das Problem noch viel drängender. Die Not mit der Notdurft: ein Rundgang der besonderen Art durch Witten.

Zur Rathaus-Toilette in Witten käme man nur mit Termin...

Mit 50 Cent ist man dabei: Passant Christian Jäger nutzt die WC-Kabine an der Rathaus-Haltestelle in Witten.
Mit 50 Cent ist man dabei: Passant Christian Jäger nutzt die WC-Kabine an der Rathaus-Haltestelle in Witten. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Da wäre das Rathaus mit der öffentlichen Toilette im Erdgeschoss. Normalerweise. Pandemiebedingt darf man das Verwaltungsgebäude nur mit Termin betreten. Aber wer hat den schon, nur weil man mal muss? Das nächste WC ist die öffentliche grüne Kabine an der Rathaus-Haltestelle. Hoffentlich hat man 50 Cent parat. Die Maske schützt zumindest vor üblen Gerüchen. Das Gleiche gilt für das optisch identische Toilettenhäuschen am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB).

Die Händler auf dem Wochenmarkt und die Busfahrer der Bogestra nutzen im Fall des Falles den WC-Container am Rathausplatz für einen halben Euro. Klaus Funke und seine Kollegin von Geflügel Schwiersch finden die Toilette nicht optimal. „Aber man kann damit leben.“ Passant Christian Jäger (79) hat sich eben kleine Münzen besorgt, denn der Automat gibt kein Wechselgeld zurück.

Eisdiele in Witten darf Gäste nicht auf Toilette lassen

Auf dem Berliner Platz sitzt Hanna Merz (40) mit Elias. Beide schlecken genüsslich ein Eis. Die Mutter kennt das leidige Problem, wenn der Vierjährige plötzlich Pipi machen muss. Und das passiere eigentlich ständig.„Die meisten Cafés sind normalerweise kulant und lassen uns gerne mal aufs Klo. Manchmal kostet es 50 Cent. Heutzutage - kein stilles Örtchen weit und breit“, sagt die 40-Jährige. „Bevor ich mit Elias ein ekliges Pissoir betrete, suche ich mir lieber eine ruhige Ecke. Dann bete ich ständig, dass es niemand sieht und sich aufregt.“

Kaffee to go, aber keine Klos: Die Gästetoilette des
Kaffee to go, aber keine Klos: Die Gästetoilette des "Büdchen 128" am Südufer des Kemnader Sees ist pandemiebedingt geschlossen. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Ettore Bortoluzzi, Inhaber der Eisdiele „Dolce Vita“, bedauert, dass er allen verzweifelten Anfragen eine Absage erteilen müsse. „Das ist leider verboten. Viele Stammkunden schütteln verständnislos den Kopf. Aber ich habe die Vorschriften nicht gemacht.“ Hinzu kommt, dass die Sitzmöbel, die sonst draußen stehen, nun seinen Toilettenraum blockieren.

WC im Untergeschoss der Stadtgalerie Witten geschlossen

Ein paar Schritte weiter treffen wir Norbert Beck (30). Er hat Pappkartons gefaltet, die ihm als Kissen gegen die Kälte des Straßenpflasters dienen sollen. Seit einigen Monaten lebt er auf der Straße. Und was ist, wenn er mal muss? „Manchmal finde ich ein offenes Dixi-Klo oder eine Tankstelle hat Mitleid, selten mal bei Edeka“, sagt Norbert. Doch oft sei guter Rat teuer.

Da die Geschäfte wegen des Lockdowns geschlossen sind, gibt es noch weniger Kunden-Klos als sonst. Selbst die gepflegte Anlage im noch geöffneten Untergeschoss der Stadtgalerie ist für die Kundschaft gesperrt. Und das, obwohl die Fast-Food-Stände noch Essen „to go“ anbieten. Anders sieht es bei Kaufland aus. Die Toiletten, die regelmäßig gesäubert werden, sind geöffnet. Es gibt auch Desinfektionsmittel für die Hände.

Toiletten im Stadtpark in Witten, auf dem Hohenstein und am Hammerteich geöffnet

Friedhofsbesucher können die Toiletten nutzen, wie hier am Diesterweg in Witten.
Friedhofsbesucher können die Toiletten nutzen, wie hier am Diesterweg in Witten. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Stadt verweist neben den beiden verpachteten WC-Zellen an der Bumerang-Haltestelle und am ZOB auf öffentliche Toiletten an den städtischen Friedhöfen Pferdebachstraße, Diesterwegstraße und am Steinhügel, außerdem im Stadtpark, am Hammerteich und auf dem Hohenstein. Sie werden regelmäßig von städtischen Mitarbeitern gereinigt. Vandalismus sei aber nicht auszuschließen. Diese Anlagen seien momentan geöffnet.

Volker und Sophie Bentrup aus Dortmund haben gerade das Klo neben dem Streichelzoo besucht. „Sauber - aber es stinkt bestialisch“, lautet ihr trockener Kommentar. „Im Wald wäre es komfortabler gewesen.“ Für dringende Geschäfte am Kemnader See ist die Freizeitgesellschaft verantwortlich. Im „Freizeit-Treff an der Zeche-Holland-Straße erhalten Gäste die Schlüssel für die Toiletten am Kiosk. Am Südufer hat das „Büdchen 128“ wieder geöffnet. Es gibt Kaffee und Snacks zum Mitnehmen. Doch die Klos sind noch im Lockdown. Merke: Die Pandemie macht auch vor den kleinen Problemen des Alltags nicht halt.

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